Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
möglich.
»Wenn wir Glück haben, dann lauern hier jetzt höchstens ein bis zwei Posten. Und die wissen ja nicht genau, wann wir kommen.«
Sie hatten dieses Glück nicht. Von beiden Seiten kamen nun Männer zusammengelaufen. Schwertkämpfer, Keulenkämpfer, Stabmänner - mindestens zwanzig. Und dazu hielt sich noch eine ganze Gruppe von Bogenschützen im Hintergrund bereit.
»Ob das wohl die Stelle ist, an der die anderen Laster
verschwanden?« fragte sie, als handle es sich um eine interessante Fußnote für ihren Bericht.
»Die meisten, vermute ich. Das hier ist gut organisiert.« Er unterzog die Lage einer Analyse. »Es sind zu viele. Kämpfen können wir gegen die nicht. Und wenn wir jetzt umkehren, dann schicken sie uns Pfeile nach. Sieh mal, die zielen genau auf unsere Reifen. Wir müssen also brav mitmachen - solange es möglich ist.«
Ein Schwertkämpfer trat an Neqs Seite. »Du bist ein Krieger. Was treibst du in einem Irren-Wagen?« fragte er barsch.
Noch ehe Neq ihm antworten konnte, rief einer von der anderen Seite her: »He, seht mal, da ist ja eine Frau!«
»Glück gehabt!« rief der andere aus. »Ist sie jung?«
»Neunzehn, schätze ich.«
»O.K. Raus, ihr beiden!« befahl der Schwertkämpfer.
Neq kochte innerlich. Aber nach einem Blick auf die unbeirrt auf den Laster gerichteten Pfeile stieg er aus. Kein anständiger Nomade würde einen Jagdbogen gegen einen Menschen anwenden, aber damit wurde ja die Wirksamkeit dieser auf große Entfernung treffsicheren Waffe nicht beeinträchtigt. Neqa rückte herüber, um auf seiner Seite auszusteigen. Sie stand nahe bei ihm, aber doch außerhalb der Reichweite seines Schwertes, damit sie seine Bewegungen nicht behinderte. Er spürte ihre Anspannung und wusste, daß sie bereit war, ihren Dolch einzusetzen.
»Wisst ihr, was ich glaube?« sagte der Schwertkämpfer. »Ich glaube, die beiden sind Irre und tun nur so, als wären sie Nomaden. Die wollen uns womöglich weismachen, sie hätten den Laster selbst geschnappt, damit wir sie in Ruhe lassen. Seht, ihre Hände sind ganz glatt, und er ist viel zu klein, als daß er ein Schwert führen könnte. Und keine einzige Narbe, so viel ich sehe.«
»Hübsch raffiniert«, sagte ein Stabkämpfer.
»Die Irren sind sehr raffiniert und gleichzeitig sehr dumm.«
»Also, Irrer«, sagte der Schwertmann. »Das Spiel läuft nach unseren Regeln. Und wir haben Zeit. Sag jetzt, wer ihr seid?«
»Neq das Schwert.«
»Hat jemand was von Neq dem Schwert gehört?« rief der Kerl.
Es meldete sich einer. »Ja, ich«, rief ein Dolchkämpfer.
»Ich auch«, pflichtete ein Keulenschwinger bei. »Er ist von Sols Stamm. Ein Spitzenkämpfer - dritter oder vierter einer Hundertschaft. Und auch gegen andere Waffen siegreich.«
Der Schwertkämpfer grinste. »Irrer, da hast du dir den falschen Namen ausgesucht. Jetzt musst du dich beweisen - im Ring. Und deine Süße wird zusehen. Und wenn du nicht -«
Neq gab keine Antwort. Der Ring war genau das, was er wollte, und Neqa sollte zusehen. Das hier waren zwar Gesetzlose, doch sah es ganz so aus, daß der Stamm so groß war, daß er der Disziplin des Ring-Codex bedurfte. Das war eigentlich ganz logisch. Ein starker Mann konnte mittels der Kraft seiner Persönlichkeit fünf oder zehn Krieger locker um sich scharen, ein paar zusätzliche noch durch kluge Einschüchterungsmaßnahmen. Bei dreißig oder vierzig Mann aber bedurfte es einer förmlicheren Grundlage. Der Ehrenkodex des Ringes war ja nicht nur eine Sache der Ehre. Es diente dazu, eine große Anzahl vom Kämpfern zu beherrschen.
Und wo der Ring-Codex, wenn auch nur höchst unvollkommen in Geltung war, da konnte Neq sich behaupten. Immerhin war er dritter oder vierter Schwertkämpfer unter hundert gewesen. Der erste war Tyl, der sich aber schließlich nur noch mit den verwaltungstechnischen Belangen des Imperiums befasst hatte. Der zweite war bei einem Unfall außerhalb des Ringes getötet worden. Thor, der dritte, hatte sich aus den aktiven Kämpfen zurückgezogen. Aber Neq war in Übung geblieben. Als Folge davon war er zur Zeit der Auflösung des Imperiums inoffiziell zweiter der Schwertrangfolge - und das unter dreitausend Mann. Und insgeheim hatte er seine Zweifel bezüglich Tyls Tüchtigkeit im Ring gehegt.
Auch war es richtig, daß die Ausbildung des Imperiums besonders die Kämpfe zwischen verschiedenen Waffengattungen gefördert hatte. Es gab ein halbes Dutzend Stabkämpfer, die es mit Neq im Ring
Weitere Kostenlose Bücher