Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
aufnehmen konnten, dazu einen oder zwei Stöcke und Bog, die Keule, die schon tot war, aber keine Dolche oder Morgensterne. Gegen diese galt es auf der Hut zu sein, da er sie bei freundschaftlichen Begegnungen manchmal hatte schlagen können, manchmal aber auch nicht.
Neq fürchtete im Ring niemanden.
Sie wurden nun zu einem Lager geführt, das den Lagern des Imperiums sehr ähnlich war. Ein großes Zelt stand inmitten einer Anzahl kleinerer. Latrine, Messe und Übungsplätze waren außerhalb angelegt. Diese Anordnung hatte sich bewährt.
Der Anführer dieses Stammes war ein hochgewachsener Schwertkämpfer, ergraut und narbenbedeckt. Die Führer waren meist Schwertkämpfer, weil diese Waffe etwas an sich hatte, das andere einschüchterte und sie zu Untergebenen machte, Eigenschaften, über die ein Stab nicht verfügte. Als der Mann sich aufrichtete, überragte er Neq um ein beträchtliches Stück.
»Neq das Schwert? Ich bin Yod das Schwert. Und diese da trägt deinen Reif?«
»Ja.«
»Ich habe von einem Neq gehört«, sagte Yod. »Vor etlichen Jahren war er der beste Schwertführer des Imperiums. Und niemals gab er seinen Reif einer Frau. Ist das nicht merkwürdig?«
Neq reagierte mit einem Achselzucken. Der Anführer glaubte wohl, er könne mit dem Gefangenen spielen.
»Nun, wir werden ja sehen«, sagte Yod. »Und jetzt zeige ich dir alles.«
Und das tat er denn auch. »Ich verfüge über fünfzig hervorragende Krieger«, sagte er mit einer Bewegung zum Zelt hin. »Aber mit jungen Frauen sind wir knapp dran, und das lässt die jungen Männer unruhig werden. Das Mädchen wird also auf jeden Fall bei uns einen Platz finden.«
Neqa rückte näher an Neq heran und gab den Blick auf ihren Reif frei, als Abwehr sozusagen.
»Ich habe Vorräte für viele Monate«, brüstete Yod sich. »Sieh mal.«
Hinter dem Hauptzelt standen vier Irren-Laster. Nun waren die letzten Zweifel darüber ausgeräumt, wer der Entführer war. Da aber Helicon tot war, spielte es ohnehin keine Rolle mehr.
»Und wir haben unsere Unterhaltung.« Yod wies auf einen hängenden Käfig.
Neq sah neugierig hin. Im Käfig hockte ein in eine schmutzige Decke gehüllter Mensch. Auf dem Drahtgeflechtboden
standen Metallgefäße, offenbar Essgeschirr, und unter dem Käfig hatten sich Exkremente angesammelt. Man ließ ihn also nicht einmal zur Erledigung seiner Notdurft frei. Er konnte sich ein wenig bewegen und den Käfig zum Schwingen bringen, was zweifellos zur »Unterhaltung« des Stammes beitrug. Nach seinem Aussehen und dem Geruch zu schließen musste er hier schon ein paar Wochen hängen.
»Wir erwischten diesen Irren, als er unsere Herberge benutzte«, sagte Yod. »Er behauptete, er wäre Chirurg, also gaben wir ihm die Chance, sich da herauszuschneiden. Falsche Angaben mögen wir nicht.« Er warf Neq einen Blick zu.
»Ein Chirurg?« fragte Neqa. »Aber wir haben keinen -« Sie hielt inne, als ihr rechtzeitig einfiel, daß sie als Nomadenfrau gelten wollte. Aber Neq wusste nun, daß dieser Mann kein Irrer war, denn in diesem Fall hätte sie ihn erkennen müssen. Vielleicht hatte er seine Strafe verdient.
Dumpf blickte der Gefangene sie an. Er war ein kleiner grauhaariger Kerl, uralt nach Nomadenbegriffen.
»Er sagt, er könne lesen!« sagte Yod lachend. »Dick, zeig unseren Gästen, was du geschrieben hast.« Und zu Neq gewandt setzte er leise hinzu: »Diese Irren haben durch die Bank seltsame Namen.«
Der Mann langte nach hinten und fasste nach einem abgegriffenen Stück Papier, wahrscheinlich von einem der Kartons auf dem Laster stammend. Dieses Stück hielt er in die Höhe. Neq sah darauf Linien ähnlich jenen, die Neqas geschriebenen Bericht ausmachten.
»Na, kannst du damit etwas anfangen?« fragte Yod.
»Nein.«
»Weil du nicht lesen kannst - oder kann er etwa nicht schreiben?«
»Ich kann nicht lesen. Von ihm weiß ich nichts. Vielleicht kann er nicht schreiben.«
»Vielleicht. Wir könnten jemanden brauchen, der gebildet ist. Wir haben nämlich ein paar Bücher der Irren gefunden und wissen nun nicht, was darin steht. Könnte ja gut sein, was darin steht.«
»Warum zeigt ihr sie nicht dem Irren in dem Käfig da?« fragte Neq.
»Er hat uns angelogen. Er ist kein Arzt. Wir brachten einen Verwundeten zu ihm und gaben ihm einen Dolch, und er wollte nicht operieren. Behauptete, das Ding wäre nicht sauber, oder ähnliches. Hatte jede Menge Ausreden zur Hand. Er würde uns sicher auch über die Bücher
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