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Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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einander an und bissen einander und das mitten im Liebesakt. Kinder kämpften so grausam wie Erwachsene, und viele fanden den Tod.
    Die Leidenschaft ging vorüber, doch der Stamm sollte sich nie wieder ganz davon erholen.
     
    *
     
    Varas Feldzug dauerte an. Neq erfuhr nun, wie Var sie vor einer Monster-Maschine in einem Tunnel gerettet hatte - in demselben Tunnel, in den Neq sich nicht hineingetraut hatte -und vor einem Bau von Wespen-Weibern. Sie erzählte, wie er die für sie bestimmten Pfeile mit seinem Leib abgefangen hatte. Er hatte mit dem Gott-Tier Minos gekämpft, um sie vor einem Schicksal zu bewahren, das an Schrecklichkeit dem Tod gleichkam.
    Vars Leben war kurz aber erfüllt gewesen, das stand fest. Der Lebensbericht jedenfalls reichte für einen ganzen Wandermonat aus. Sie kamen in milderes Klima, und je weiter sie nach Südosten vordrangen, desto frühlingshafter wurde es. Doch die Worte des Mädchens machten die Milderung nicht mit.
    Als sie schließlich mit Vars Tugenden am Ende war, machte sie sich über Vars Fehler her.
    »Mein Mann war ja nicht hübsch«, sagte Vara. »Er war dicht behaart und hatte einen Buckel. Hände und Füße waren verformt, und seine Haut war fleckig.« Neq wusste das alles. Schließlich hatte er gegen den Mann gekämpft. »Seine Stimme war so heiser, daß man ihn kaum verstehen konnte.« Ja. Bei deutlicherer Aussprache hätte Neq ihn vielleicht rechtzeitig verstanden und den tödlichen Streich nicht geführt. »Singen konnte er überhaupt nicht. Doch ich liebe ihn noch immer.«
    Allmählich ging Neq das Ziel dieser neuen Attacke auf. Neq selbst war nämlich hübsch, wenn man von den zahlreichen Narben und den verstümmelten Händen absah. Seine Stimme war sanft und wohlklingend. Er konnte schön singen. Vara hielt ihm so seine Vorzüge vor und bewirkte, daß er sich ihrer schämte.
     Es war ähnlich wie das Betäubungsmittel, das der Pflanze entströmte. Neq wusste, was sie bezweckte, und doch konnte er sich nicht dagegen wehren. Er musste zuhören, musste reagieren, musste sich hassen, wie sie ihn hasste. Er war ein Mörder, ärger als jener, der seine Gefährtin getötet hatte.
    Und Tyl schritt nicht ein.
    Im folgenden Wandermonat wurde Vara von Missmut befallen. Ihr Feldzug war wirkungslos geblieben, denn Neq hatte die Sticheleien einfach hingenommen. »Alles habe ich besessen!«
    rief sie enttäuscht aus. »Und jetzt habe ich nichts. Nicht einmal die Rache blieb mir!«
    Also hatte sie etwas dazugelernt.
    Eine Woche lang hielt sie den Mund. Dann aber sagte sie: »Nicht einmal sein Kind!«
    Var war nämlich steril gewesen. Ihr Vater Sol war ein Kastrat. Sie selbst war unter seinem Armreif von Sos dem Seil gezeugt worden, der dann später in Helicon seinen eigenen Reif Sosa gab. Ihr Mann war also wie ihr Vater kinderlos geblieben.
    Neq kannte die verwickelte Geschichte mittlerweile und verstand nun auch, warum der Waffenlose, nämlich Sos, Var verfolgt hatte. Rache, wieder einmal! Aber Var hatte sich nicht so leicht einfangen lassen, denn seine verfärbte Haut reagierte auf Strahlung, was in der Nähe des Ödlandes ein unschätzbarer Vorzug war. Diese Fähigkeit hatte ihn allerdings seine Fruchtbarkeit gekostet.
    »Und meine Mutter Sosa war unfruchtbar«, jammerte Vara. »Werde auch ich unfruchtbar bleiben?«
    »Tyl sah Neq vielsagend an.
    Var war sehr naiv gewesen. Neq war es nicht. Das hatte sich in den vergangenen zwei Monaten immer wieder erwiesen und ihm Schande eingebracht. Jetzt aber war er schockiert. Denn ihm war die Bedeutung von Tyls striktem Kampfverbot aufgegangen.
    Vara wünschte sich ein Kind . . .
     Es sah ganz so aus, als wäre ihr die Bedeutung ihrer Worte nicht klar und als wüsste sie nicht, warum Tyl sie am Anfang daran gehindert hatte, gegen Neq zu kämpfen.
     Was aber hatte Tyl eigentlich im Sinne? Wenn er es für wichtig ansah, daß Vara ihr Kind bekam, dann gab es andere Wege. So viele Wege wie Männer auf der Welt. Warum also das alles? Warum ausgerechnet Neq, Varas Feind? Warum diese Schande?
    Es gab darauf eine Antwort. Vara wollte nicht nur ein Kind -sie wollte Vars Kind. Jedes von ihr geborene Kind würde Vari sein, Vars Nachkomme. So wie sie selbst als Soli, Kind des kastrierten Sol, geboren worden war. In den Augen der Nomaden entschieden der Armreif und nicht der Mann über die Vaterschaft. Und welcher Mann würde Vars Reif und seine
     eigene Ehre missbrauchen, indem er sich zu einem solchen Ehebruch hergab, mochte das Mädchen auch

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