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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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der man annehmen kann,
daß sie dem Kollisionspunkt am nächsten liegt, auf 41°43’ N 49°57’ W, aber auch
diese Lage wurde erst nach Ausweichmanöver und Weiterfahrt erreicht, worüber
die Meinungen im Detail auseinandergehen.
    Am Schluß des
Kapitels wird versucht, alle bekannten Angaben aus verschiedenen Quellen zu
betrachten, in der Hoffnung, daß sich der Leser selbst ein Bild von den
Verhältnissen machen wird. Dabei sind folgende Überlegungen von Interesse:
     
    1.    Die Übersichtskarte gibt die
gemeldetenVerhältnisse wieder und diese ergäbe eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,6 kn für die Zeit vom Kurswechsel um 17.50
Uhr bis zum angenommener Ruhepunkt = keine Fahrt mehr im Schiff. Das würde
bedeuten, daß die Titanic zeitweise noch schneller gefahren sein müßte,
da in den letzten 20 Minuten (23.40 bis 24.00 Uhr) die Fahrt auf jeden Fall
unter der Durchschnittsgeschwindigkeit lag.
    2.    Nimmt man den Fundort als Endpunkt
der Zeitachse (24.00 Uhr) an, ergibt sich eine tatsächliche Geschwindigkeit von
nur 20,3 kn über Grund, und diese erscheint wesentlich realistischer (etwa 22
kn durch das Wasser für die meiste Zeit).
     
    Warum sind diese Überlegungen
so wichtig? Wie schon angedeutet, befand sich die Californian ganz in
der Nähe, aber es wurde erbittert um den tatsächlichen Abstand der Schiffe
zueinander gestritten, denn davon hing ab, ob man dem Kapitän des Frachters
unterlassene Hilfeleistung unterstellen konnte. Nach den Positionsangaben der Californian zum gemeldeten Standort der Titanic wäre er etwa 20 Seemeilen
entfernt gewesen, nach Schätzungen von Besatzungsmitgliedern des untergehenden
Schiffes war er wesentlich näher. Auch hier kommt neben den systembedingten
Koppelfehlern aller Angaben erschwerend hinzu, daß die Californian, obwohl
im Eis gefangen, einer Drift eben dieses Feldes ausgesetzt war. So ist davon
auszugehen, daß sich die Positionen im Laufe der Stunden weiterhin verändert
haben. Und die grundsätzliche Diskrepanz vieler Aussagen ließe sich nur damit
erklären, daß es tatsächlich noch ein zweites Schiff in der Nähe des
Unglücksortes gegeben hat. Bevor wir zu diesem – im deutschsprachigen Raum
weitgehend unbekannten – Aspekt kommen, begeben wir uns an Bord der Californian und versuchen, die Beobachtungen und Reaktionen von Besatzungsmitgliedern
nachzuzeichnen. Unstrittig ist, daß Kapitän Stanley Lord von Evans wußte, daß
die Titanic heranrauschte (erster indirekter Kontakt gegen 19.30 Uhr)
und daß er pflichtgemäß allgemeine Eiswarnungen absetzen ließ. Er hatte einen
langen Tag mit schwierigen Situationen hinter sich und sehnte sich
wahrscheinlich nach Ruhe, nachdem er sein Schiff in vorläufiger Sicherheit wähnte.
Um kurz vor Mitternacht kommt der Ingenieur-Assistent Ernest Gill aus der
stillgelegten Maschine – die Kessel waren nicht gelöscht, sondern nur
heruntergefahren –, um frische Luft zu schnappen, und bemerkt im Süden die
Lichter eines großen Dampfers in geschätzten 10 Seemeilen Entfernung. Nach
einer Pause unter Deck kommt er wieder nach oben und sieht in beschriebener
Richtung weiße Raketen aufsteigen. Gill wundert sich, unternimmt aber nichts,
da er davon ausgeht, daß auch auf der Brücke die gleichen Beobachtungen gemacht
wurden. Das trifft zu, denn der wachhabende Dritte Offizier Charles Groves und
der Kapitän können ein Schiff erkennen, dessen Lichter aber gegen 23.50 Uhr zu
verlöschen scheinen, dann wird eindeutig ein rotes Backbordlicht gesichtet. Um
jene Zeit dreht die Titanic nach der Kollision mit eingeschlagenem Ruder
in nördliche Richtung. Kapitän Lord und der Offizier sind sich aber uneins, ob
es sich um ein Passagierschiff handelt oder nicht. Um das zu klären, weist Lord
Groves an, mit der Morselampe Verbindung mit dem fremden Schiff aufzunehmen.
    Nach Lords Aussage vor dem
US-Ausschuß meinte dieser, daß es in etwa vier Seemeilen gelegen habe und
überhaupt nicht reagiert hätte, obwohl die Morselampe auf zehn Seemeilen mit
Sicherheit zu erkennen ist. Wachwechsel um Mitternacht; von nun an beobachtet
der Zweite Offizier Stone mit dem Kapitän zusammen das merkwürdige Schiff, das
sich auch nicht mehr zu bewegen scheint. Unterdessen geht der Dritte Offizier
in den Funkraum und trifft dort einen schlafenden Evans an, so daß er seine
Neugier nicht befriedigen kann. Dabei wüßte er gerne, was es mit dem
unbekannten Schiff auf sich hat, aber er kennt sich mit den Funkapparaturen
nicht aus und will

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