TITANIC-WORLD
und starrte ins Leere.
„So, Pitterken. Gezz‘ gib‘ ma‘ deine Jacke hier bei die Tante ab und dann suchen wer ma‘ dat Klo.“ Sie drehte sich zu ihrem Mann um und rief: „Hannes! Weiß‘ du, wo hier die Toletten sind? Uns Pitterken muss ma‘.“ Nachdem sie sich den Weg von der Garderobe zu ihrem Mann zurück gebahnt hatte, studierten beide den kleinen Wegweiser, den sie kostenlos am Eingang erhalten hatten. Zwei weitere Paare, die auch Kinder bei sich hatten, sahen sich gleichfalls suchend um. Dann wurde auch hier dem kleinen Erlebnisweltführer ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt.
Am Fuße der großen Treppe stand eine Gruppe Franzosen, die sich nicht einig werden konnten, ob sie ihr petit dejeuner im Selbstbedienungsrestaurant der dritten Klasse oder etwas nobler im Maiden Voyage einnehmen sollten.
Zwei junge Paare aus Spanien standen im Foyer des ersten Klasse Treppenhauses. An den Wänden hingen in schlichten Goldrahmen einige Originalfotos des Treppenhauses der TITANIC, sowie Aufnahmen von jener Stelle am Wrack. Neben jeder Fotografie befand sich eine Kurzbeschreibung in Englisch. Die Übersetzungen in französich, deutsch, italienisch, spanisch, japanisch, chinesisch und noch acht weiteren Sprachen lieferte ein kleiner Computer, der unter den Fotografien stand und aussah, wie ein Miniaturpult. In der schrägen Pultplatte befand sich der Bildschirm. Per Knopfdruck wählte man ganz bequem eine Sprache aus und Sekunden später erschien die gewünschte Übersetzung im Display.
„Ich würde gerne wissen, was mit der Treppe passiert ist“, sagte Elena und sah ihren Mann an. „Aber mein Englisch ist nicht gut genug, ich versteh‘ von der Beschreibung nur die Hälfte.“
„Ach, Elena.“ José lächelte sie belustigt an und drückte auf den Knopf, auf dem español stand. Sie gab ihm einen Knuff. „Hör‘ auf so zu tun, als wäre ich dumm. Ichhab‘ die Dinger gerade erst bemerkt.“ Sie lächelte ihn an. Dann beugten sich vier Köpfe interessiert über das Display.
Das Treppenhaus der ersten Klasse gilt auch heute noch als eines der prunkvollsten seiner Art. Das vordere Treppenhaus – zwischen dem ersten und zweiten Schornstein gelegen – führte hinunter bis auf das F-Deck, während das hintere Treppenhaus nur bis zum C-Deck führte. Beide wurden von einer Glaskuppel gekrönt, durch die das Tageslicht ungehindert hereinströmen konnte. Die kleinen Foyer vor jedem Aufgang waren mit Sitzgelegenheiten ausgestattet.
Den oberen Absatz des vorderen Treppenhauses zierte ein großes, geschnitztes Paneel aus Eichenholz, in dessen Mitte eine Uhr von den klassischen Statuen – Ehre und Ruhm – flankiert wurde. Die Sockel am Fuße der Aufgänge schmückten unter anderem ein vielarmiger Kronleuchter, sowie ein Cherubim.
Über das hintere Treppenhaus gelangte man bequem in den Rauchsalon auf dem ADeck oder in den Empfangssalon des À là Carte Restaurants auf dem B-Deck.
Das vordere Treppenhaus mündete auf dem D-Deck direkt in den großen Empfangssaal vor dem erste Klasse Speisesaal. Auf dem F-Deck führte es geradewegs zu den Türkischen Bädern und dem Schwimmbad.
Als das Wrack im Jahr 1985 gefunden wurde, gähnten an den Stellen, wo sich die beiden Treppenhäuser befunden hatten, zwei tiefe, schwarze Löcher.
Bei unseren Tauchfahrten sind wir mit unseren ferngesteuerten Minirobotern tief in die Treppenhausschächte hinab getaucht. Wir haben nach Spuren gesucht, die das Rätsel um die verschwundenen Treppenhäuser klären sollten. Doch der jahrzehntelange Verfall hatte sämtliche Spuren ausgelöscht.
Im Jahr 1996 lieferte der Regisseur, James Cameron, ungewollt eine mögliche Antwort. Während der Dreharbeiten zu seinem Film TITANIC wurde das nachgebaute Treppenhaus geflutet. Dabei riss der Druck der Wassermassen die Treppe aus ihrer Verankerung.
Nach dem Untergang des echten Schiffes berichteten Augenzeugen – darunter auch der zweite Funker, Harold Bride – sie hätten neben Deckstühlen und anderem Mobiliar mehrere große Trümmer gesehen. Es ist durchaus möglich, dass sie vom Treppenhaus der ersten Klasse gestammt haben könnten. Der Teil eines Geländerpfostens wurde bei den späteren Bergungsarbeiten – deren Aufgabe es war, möglichst viele Opfer aus dem Atlantik zu ziehen – gleichfalls an Bord eines der dafür gecharterten Schiffe gebracht.
Aufgrund dieser Indizien, gehen wir heute davon aus, dass das Treppenhaus – kurz vor dem endgültigen Untergang – dem Wasserdruck nicht
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