TITANIC-WORLD
Schließlich sagte er mit einem Anflug von Resignation in der Stimme: „Wenn wir die falschen Leute auseinandernehmen, weil wir uns nicht an die Order von oben – und ich meine von ganz oben – gehalten haben, dann ist die einzig große Sache unser Rausschmiss. Ich muss wohl nicht betonen, dass mir ganz und gar nicht der Sinn danach steht, dass der Bürgermeister, der Commissioner und ein amerikanischer Multimilliardär mir ins Gesicht furzen!“
„Du bist Bulle, was erwartest du? Uns wehen öfter ein paar rauhe Winde um die Nase. Also, stell dich nicht so an“, konterte Jon lachend. Es fiel Mike schwer, bei diesen Worten ernst zu bleiben und so flog ein Grinsen über sein Gesicht. „Ja, ja. Mach‘ du nur deine dummen Witzchen. Aber, wenn’s dann mächtig stinkt, komm ja nicht zu mir, um dich zu beschweren.“
Das Essen wurde serviert. Beide hatten Cheeseburger mit Pommes Frites bestellt und langten hungrig zu. Eine Weile aßen sie schweigend. Dann fragte Mike: „Du glaubst also immer noch, dass die Sabotage – um Mal Mr. Forresters Wort zu benutzen – aus den eigenen Reihen kommt?“
Jon schluckte einen Bissen Hamburger hinunter, bevor er langsam antwortete: „Ich glaube gar nichts. Aber mein Gefühl sagt mir, dass wir weder bei 1.503 lost souls noch bei dem Securitydienst den Schuldigen finden werden; 2ProtectU-Security ist schließlich eines der renommiertesten Sicherheitsunterehmen Großbritanniens. Meiner Meinung nach steckt mehr hinter dieser Angelegenheit, als nur eine neue Museumsform in die roten Zahlen zu treiben, weil die Besucher ausbleiben. Aber da mir im Moment kein anderes Motiv einfällt, müssen wir dort suchen, wo momentan die Fäden zusammenlaufen – in der TITANIC-WORLD .“
„Okay“, antwortete Mike zögerlich. „Wie lautet dein Plan?“
„Wenn wir aufgegessen haben, fahren wir hin. Ich möchte die Geschäftsführerinkennen lernen und Einsicht in die Personalakten. Das ist alles – für heute.“
Mike stöhnte laut und vernehmlich auf. Dann sagte er im Ton der Verzweiflung: „Mit anderen Worten, du wirst genau das tun, was du nicht tun sollst. Du wirst die Personalakten auseinander nehmen und den Angestellten mächtig auf die Zehen treten. Dabei wirst du Mr. Forrester auf die Palme bringen und diese Mrs. von Hochstett wahrscheinlich auch. Ganz zu schweigen, von Sir Connor. – Ich muss verrückt sein, wenn ich dich nicht aufhalte.“
Jon lachte wieder. „Du bist verrückt, wenn du’s tust.“ Dann wurde er ernst und sagte eindringlich: „Du willst doch auch herausfinden, was los ist. Hab‘ ich Recht?“ Widerwillig nickte Mike. Jon fuhr fort: „Okay, und du weißt auch, dass wir uns im Kreis drehen werden, wenn wir verschiedenen Leutchen nicht auf die Schuhe treten?“ Wieder nickte sein Kollege; aber sein Gesicht sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Inspektor Parker klopfte seinem Partner kollegial auf die Schulter und sagte aufmunternd: „Pass auf, Mike. Wie hört sich das an? Ich werde freundlich um Einsicht in die Personalakten ersuchen, nicht etwa, weil ich die Worte Mr. Forresters anzweifle und die weißen Westen seiner Angestellten mit Dreck besudeln will, sondern weil es einfach zu den Routinearbeiten gehört und ich ein gewissenhafter Polizeibeamter bin. – Dann erst werde ich die Angestellten und die Geschäftsführung auseinander nehmen, okay?“
„Wir sollten langsam essen“, schlug Mike kläglich vor. „Vielleicht haben wir Glück. Die Avenue ist um diese Uhrzeit immer verstopft und bis wir uns durch den Berufsverkehr gewühlt haben, sind Mrs. von Hochstett und Mr. Forrester bestimmt schon nach Hause gegangen. Dann müssen wir morgen wiederkommen und bis dahin hast du’s dir vielleicht anders überlegt.“
Das Veranda Café war bis auf den letzten Platz gefüllt. Stewards und Stewardessen gingen geschäftig umher und servierten den Gästen den traditionellen Fünf-Uhr-Tee. Das Veranda Café hatte sich auf der TITANIC – insbesondere bei den jüngeren Passagieren – großer Beliebtheit erfreut. Die mit Efeu berankten Spalierwände und die hohen Bogenfenster sorgten für eine luftige Atmosphäre und in den gemütlichen weißlackierten Korbsesseln konnte man leicht vergessen, dass man sich inmitten auf dem Atlantik befand. Das Café war eine der exklusiven Aufenthaltsmöglichkeiten gewesen, mit denen die White Star Line ihre erste Klasse Passagiere verwöhnen wollte.
Während die Gäste der TITANIC-WORLD die Schönheit des Raumes
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