Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
aufsuchen würden. Der Funkspruch lautete: ›Titanen halten Atomraketen startbereit für Überfall auf Titanus zwei. Auf Titanus zwei, wie vermutet, klassenlose Gesellschaft. – Nehmt Verbindung mit Raumschiffen auf oder fliegt nach Titanus zwei. Warnt die Brüder!‹ – Da wir wußten, daß die Raketen der Gierigen uns nicht erreichen würden, war es uns klar, daß Sie kommen.«
»Es ist wohl so, daß jede Auskunft sofort eine Flut von neuen Fragen auslöst. Wir werden uns erlauben, all diese Fragen in den kurzen Wochen unseres Besuches zu stellen. Nur eine Frage bitte noch: Woher wußten Sie, daß die Raketen der Gierigen Sie nicht erreichen konnten?« fragte Nasarow.
Die Männer warteten gespannt auf die Antwort.
»Wir haben die von uns abgefangene Rakete zerlegt und ihre Konstruktion studiert. Ihr Atomtriebwerk wurde durch ein Elektronenhirn gesteuert. Damit wußten wir, wie wir einen Angriff abwehren konnten. Als die Raketen abgefeuert waren, machten wir das Elektronenhirn mit hochfrequenten Strömen unbrauchbar. Kurzschluß, aus!«
Stafford, Canterville, Timár, de Varenne – sie alle hatten noch viele Fragen, doch sie stimmten Nasarow innerlich zu. Man mußte nicht gleich in den ersten Stunden alles erfragen.
»Jener Funkspruch, den der Mensch Jansen an Sie richtete«, sagte Akla jetzt, »nannte uns Brüder, die Menschen aber Genossen. Worin besteht der Unterschied?«
»Brüder sind die Söhne einer Mutter«, erwiderte Romain. »Der Genosse Jansen meinte es im übertragenen Sinne, unsere Mutter ist unsere gemeinsame Klasse. Genossen aber nennen sich die Tätigen aus dem Kreis der Entschlossenen. Sie drükken damit ihre Zusammengehörigkeit und das Vertrauen aus, das sie einander entgegenbringen.«
»Der Genosse Jansen war standhaft und versagte den Gierigen das Geheimnis der Antiteilchen, damit sie es nicht gegen uns nützen konnten. Wollen wir uns auch Genossen nennen und uns vertrauen?« fragte Akla, sichtlich bewegt. Er erhob sich und streckte Nasarow die Hand hin. Die Männer sprangen auf.
»Das wollen wir!« sagte Nasarow und schlug ein.
    Die Männer wurden angenehm überrascht. Sie brauchten weder die Nacht in ihren Maschinen zu verbringen noch am nächsten Tag mit dem Aufbau eines eigenen Lagers zu beginnen. Das oberste Stockwerk des Terrassenhauses blieb ihnen vorbehalten. Die Zimmer waren sorgfältig auf die irdischen Gewohnheiten abgestimmt, soweit die Titanen sie auf dem Mars kennengelernt hatten. Es gab Schränke, Sessel, Liegepolster. Der Koch der Expedition war begeistert, als er eine komplette Küche mit fließendem Wasser und Hochfrequenzkochstellen vorfand.
    Die Männer hatten die Wahl zwischen Räumen für ein und für zwei Personen. Romain überlegte nicht lange.
»Wohnen wir zusammen?« fragte er Stafford und zog ihn, als er zustimmte, in einen Raum für zwei Personen.
Als sie sich im Zimmer umgesehen hatten, traten sie hinaus auf die Galerie, die das Stockwerk umgab. Auf die breite Balustrade gestützt, blickten sie hinunter auf die Stadt.
»Es ist, als wäre hier ewiger Feiertag«, sagte Stafford. »Wie ruhig die Titanen durch die Anlagen schlendern. Keine Hast, kein Lärm. Wenn wir in drei Wochen starten, haben wir einen Sanatoriumsaufenthalt hinter uns.«
Romain lachte. »Geben wir uns keinen Illusionen hin. Wir müssen die Zeit nützen, zum Erholen werden wir kaum kommen.«
Die titanische Sonne versank hinter einem Höhenzug, der die Stadt wie ein schützendes Händepaar umgab. Die Dämmerung warf ihre Schleier über das Tal, aus den Büschen kroch die Dunkelheit. Doch ehe sie alles verdeckt hatte, flammten Millionen von Leuchtkörpern auf.
Romain genoß den funkelnden Lichterteppich, der noch deutlicher als das Tageslicht die gewaltigen Ausmaße der Stadt offenbarte.
Sandrino, der mit Canterville im Nebenraum wohnte, trat heran. Er beugte sich über die Balustrade und blickte hinunter auf die Galerie des darunterliegenden Stockwerks.
Auf der Terrasse unter ihnen stand eine Titanin und schaute auf die nächtliche Stadt. Sie trug ein langes Kleid mit weitem Rock und bauschigen Ärmeln, geschmückt mit großen bunten Ornamenten. In dem Licht, das durch die Glaswände auf die Terrasse flutete, leuchteten die satten Farben.
»Sieht aus wie eine Volkstracht«, sagte Romain leise.
»Das Haar!« flüsterte Sandrino.
Das Mädchen trug ihr Haar lang und in lockeren Wellen. Wie wallende Seide glänzte es auf, bald grünlich, bald rötlich, dann wieder bläulich oder violett. Das Gesicht war

Weitere Kostenlose Bücher