Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
Bewohner des Titanus zwei erfuhr, der wußte, daß es Angehörige einer Arbeiterklasse waren.
    Daß Sonnenglanz nicht begriff, was geschehen war, daß sie diese Revolution als Chaos empfand und den Schilderungen glaubte, die von Greueln sondergleichen berichteten, war ihm verständlich. Zwar distanzierte sie sich offensichtlich von den Herrschermethoden, aber sie glaubte an das größere Lebensrecht ihrer Klasse. Verständlich, denn sie war in diesem Glauben erzogen worden.
    Daß sie sich aber dennoch distanzierte, erschien ihm verheißungsvoll und brachte sie ihm näher. Sie war anders, er wußte es doch! Und er würde ihr klarmachen, wie die Dinge wirklich lagen, sie überzeugen – daran glaubte er fest. Leicht würde es nicht sein, aber hatte er nicht ein großartiges Beispiel: die Erde!
    »Wenn du mit der Vernichtung deiner Artgenossen nicht einverstanden bist, weshalb tust du nichts gegen die Feuerpfeile?«
    Er brachte es nicht mehr fertig, von Niedergeborenen zu sprechen, und er durfte es auch nicht mehr, wenn er ihr erläutern sollte, daß es zwischen den Nieder- und den Hochgeborenen keinen Unterschied gab, der einem Naturgesetz entsprang und ein unterschiedliches Lebensrecht begründete.
    »Was soll ich denn tun?« fragte sie verwundert. »Ich bestimme doch nicht! Das ist Sache des Göttlichen Rates.«
    »Aber du bist doch nicht allein; und die Lage ist auch für euch gefährlich. Die Artgenossen kontrollieren euch, zwingen euch hinter Nebelwolken, sind euch also überlegen. Sie werden nicht müßig zuschauen, wenn ihr sie überfallt.«
    »Weshalb sollen wir die glückliche Stunde mit diesen Dingen trüben? Wir ändern doch nichts daran! Der Herr der Welten wird alles so lenken, wie er es für richtig befindet!«
    »Sonnenglanz«, sagte er eindringlich und umfaßte ihre Schultern, »eure Gleichgültigkeit macht euch mitschuldig und gefährdet euch! Das ist doch Wahnsinn. Auch wenn ihr euch um nichts kümmert, werdet ihr mit in den Strudel gerissen! Ihr alle, die ihr dagegen seid, müßt zusammenstehen und das bekämpfen, was euer Leben bedroht. Nicht mitnehmen, was mitzunehmen ist, weil es morgen zu Ende sein könnte – es liegt in eurer Hand, ob es morgen schon zu Ende ist!«
    »Du sprichst wie die Niedergeborenen«, erwiderte sie müde.
    »Was sagen sie denn?«
    »Sie schildern unseren – ihren Planeten wie ein Land der Träume! Jeder habe, was er brauche, keiner stehe höher als der andere, es ginge ihnen besser, als es uns je gegangen sei. Sie würden uns in Ruhe lassen, sagen sie, aber sich wehren, wenn wir unsere Hand nach ihnen ausstreckten. Ein Angriff gegen sie wäre unser eigener Untergang.« Sonnenglanz machte eine Pause. »Leere Worte! Und wenn… Was sollen wir tun. Der Göttliche Rat macht doch, was er will, und fragt uns nicht!«
    »Dann rafft euch auf! Verhandelt mit den Raumschiffen!«
    »Mit denen – nie! Sie versklaven, rauben und morden…«
    »Sagten sie das?«
    »Sie lügen!«
    »Denk an die Wildgeborenen, Sonnenglanz, nicht sie, sondern…«
    Sie löste sich aus seinem Arm. »Die Wahrheit erfahren wir nie! Sie lügen hüben und drüben. Was kümmert es mich? Mir geht es gut, ich habe, was ich brauche. Und ist es wirklich zu Ende – der Herr der Welten wird wissen, wann es Zeit dafür ist.«
     
    Stafford lief mit großen Sprüngen über das Gras des Lagerplatzes. Fremde Raumschiffe – das war das Ende der Expedition! Also doch Leute wie Katu und sein Bruder… Aber sie sollten ihn nicht hindern, wenigstens die Erde vor dem australischen Werk zu warnen. Mochten die Titanen sich gegenseitig abschlachten, mochte die Besatzung der Kosmos dabei zum Teufel gehen – Jansens Rakete mußte starten, ehe die Vernichtung begann!
    Stafford war wie besessen. In diesem Augenblick war er sicher, daß auf der Erde noch Menschen lebten. Es schmerzte ihn indessen, daß er selbst die Erde nicht wiedersehen würde. Durch diese Tat konnte er sich jedoch von der Schuld befreien, geschwiegen zu haben. Ja, jetzt empfand er es deutlich: Er hatte Schuld auf sich geladen. Aber noch war es nicht zu spät, es durfte noch nicht zu spät sein, sonst hätte sein Handeln den Sinn verloren.
    Endlich hatte er die Lagerhalle erreicht.
    Die Rakete lag auf einem Spezialhänger für lange Lasten. So war sie aus der Transportmaschine entladen worden und hier stehengeblieben, weil Jansen noch immer gehofft hatte, einmal Zeit zu finden, um sie erproben zu können.
    Stafford rief die zehn Monteure des Flugplatzes

Weitere Kostenlose Bücher