Titanus
zusammen, wählte sechs von ihnen aus und versammelte sie an der Rakete.
»Bitte transportieren sie das Projektil zum Startplatz, stellen Sie es startbereit auf! Es eilt! Ich komme nach…«
»Und der Chefingenieur?« fragte der Obermonteur.
»Hat den Start angeordnet! Er kann selbst nicht kommen.« Er war froh, als der Kranwagen an den Anhänger heranfuhr, um ihn zu dem Startplatz hinauszuschleppen, den Jansen gleich nach der Landung hatte vorbereiten lassen.
Als der Kranwagen anfuhr, eilte Stafford zur Garage und sprang in einen Geländewagen. In schnellem Tempo fuhr er zu seiner Wohnung in der Stationssiedlung.
Hier packte er sein Tagebuch, in dem sowohl seine Beobachtungen im australischen Atombombenwerk als auch im titanischen Atominstitut aufgezeichnet waren, und eine spezielle Darstellung der titanischen Atomforschung in eine gepanzerte Kassette.
Er handelte spontan, ohne jede Vorbereitung, und doch kontrollierte er jeden Handgriff, ob er auch dem Zweck entsprach und erfolgreich sein konnte. Und es war seltsam. Schwierigkeiten, die sonst langes und reifliches Erwägen erforderten, beseitigte er ohne Zeitverlust – es war, als läge ihre Lösung auf der Hand.
Was wäre geeignet, hatte er sich im Hubschrauber gefragt, die Menschen zu warnen? Zunächst hatte er an Berge von Material gedacht, die er mit Nasarow, Romain und Jansen zusammenstellen wollte, an präzise und überzeugende Abhandlungen über die Atomgefahr im allgemeinen und die Bedrohung durch das australische Werk im besonderen, an Vergleiche mit dem Stand der titanischen Atomforschung und der sich für die beiden titanischen Planeten und die Expedition daraus ergebenden Gefahren. Jetzt aber, da die Sache keinen Aufschub duldete, wenn sie noch Erfolg versprechen sollte, da er sich entschlossen hatte, selbständig zu handeln, fand er, daß es keine überzeugendere Warnung gebe als sein Tagebuch. Er wunderte sich, daß es ihm nicht gleich eingefallen war. Was konnte in diesem Falle mehr überzeugen als ein Tagebuch, mit dem man Zwiesprache hielt, dem man seine Zweifel, seine Bedenken und seine Befürchtungen vorbehaltlos anvertraute?
Und so erging es ihm auch mit dem Start der Rakete. Erst rechnete er damit, daß zur Ermittlung des Startzeitpunkts umfangreiche Steuerbandberechnungen erforderlich wären, jetzt fand er, daß es einfacher sei, die Rakete nur auf eine Umlaufbahn um den Titanus zu bringen und dann die Kosmos zu verständigen, daß ihr das Steuerprogramm für den Erdflug zuzustrahlen sei. Jansen hatte diese Rakete so eingerichtet, daß sie grob auf das Ziel gelenkt werden konnte und ihr von diesem dann das Steuerprogramm zugefunkt wurde. Die genaue Anweisung, wie das zu machen sei, strahlte die Rakete schon aus, bevor sie das Ziel erreichte. Also könnte man ihr auch das Programm für den Flug zur Erde zustrahlen. Er brauchte nur noch das endlose Tonband mit dieser genauen Anweisung zu versehen und zu adressieren.
Schnell entwarf er den Text.
Lazzarri setzte die Kappe ab. Der Gedankenaustausch erschöpfte ihn. Sosehr zur Liebe der Gedankenaustausch gehörte, so sagte man doch nicht alles, was man dachte, auch dem liebsten Menschen nicht. Man mußte doch erst mit sich selbst ins reine kommen und das, was man sagte, überdenken. Dieser wortlose Gedankenaustausch aber erschien ihm wie ein trunkener Zustand, in dem der Mund ohne Hemmung ausplaudert, was die Vernunft nicht billigen würde.
Er war befangen, schien es ihm doch, als sei er bis ins Innerste nackt, entblößter, als ein nackter Körper sein konnte.
Zudem strengte dieser Gedankenaustausch an, denn er brachte auch eine Fülle halbfertiger und verwirrender Gedanken, um so mehr, als sie verschiedenen Welten entstammten und viel Unbekanntes zwischen ihnen war.
Dieser Zustand lockte ihn aber andererseits, denn er verstärkte in ihm das Gefühl der Einmaligkeit.
So verstrickte er sich mehr und mehr in dem Reiz dieser ungewöhnlichen Begegnung. Er glaubte, es würde ihm gelingen, die begehrenswerte Frau der Oberflächlichkeit ihrer Anschauungen zu entreißen und sie von der Weltuntergangsstimmung zu befreien. Sie war eine geschlossene Blüte, die auf den wärmenden Sonnenstrahl wartete, unter dem sie sich entfalten kann – daß aber seine Liebe ein solcher alles vermögender Sonnenstrahl sei, daran zweifelte er nicht.
Er begegnete ihrem fragenden Blick. Ihre Enttäuschung rührte ihn; und es schmeichelte zugleich seinem Selbstbewußtsein, sie wegen seiner Zurückhaltung
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