Titanus
Kontrollampe des Fernsprechers auf. Ein Blitzgespräch von der Kosmos!
Nasarow drückte auf den Empfangsknopf. Guptajees Kopf erschien auf dem Bildschirm. i
»Drei fremde Raumschiffe im Anflug!«
Während Nasarow nach Einzelheiten fragte, eilte Romain bereits ins Nebenzimmer.
»Alarmstufe eins! – Alle Gruppen benachrichtigen. – Abbau beschleunigen…«
Als Nasarow auflegte, war Stafford nicht mehr im Raum.
Es war ein behagliches Gemach. Teppiche verhüllten die Wände, breite Läufer bedeckten den Fußboden. Zwar trugen sie fremde Muster und Zeichen, doch die Farben waren warm und aufeinander abgestimmt.
Auf silbernen Ständern breiteten gelbe Pflanzen zierliche Blätter aus, und es gab bequeme Hocker, die vorzüglich gepolstert waren. Bedurfte man einer Lehne, dann zog man aus dem Hockerstand ein elastisches Rohrgeflecht.
Auf dem kreuzförmigen Tisch stand eine Schale mit scheibenartigen dunkelblauen Früchten. Und über dem breiten Polsterlager wölbte sich ein feingesponnener, mit silbernen Fäden durchwirkter Baldachin. Der Raum wurde von einem weichen, lindgrünen Licht überschüttet.
Lazzarri saß auf einem Hocker und lehnte sich gegen das Rohrgeflecht.
»Du bist ein seltsames Mädchen«, sagte er leise und musterte Sonnenglanz, die ihm gegenübersaß, mit behutsamen Blicken. Über ihr gelöstes Kupferhaar liefen bei jeder Bewegung glänzende Wellen von lindgrünem Licht. Über dem schmalen Mund erhob sich eine schlanke Nase. Daß die großen Augen unter der Nasenwurzel lagen und ihr unteres Lid genauso ausgebildet war wie das obere, so daß sich die Augen wie eine zweiblättrige Blüte schlossen, störte ihn nicht.
Sie lächelte und schwieg.
»Du bist anders, schlichter als die andern, und doch strahlst du mehr Glanz aus, auch deine Wohnung. Weniger Prunk und doch kostbarer.«
»Wißt ihr Himmelssöhne nicht, daß weniger oft mehr ist?« fragte sie.
»Unsere Frauen wissen es!«
»Erzähle mir von ihnen!«
Während Lazzarri erzählte, erhob sich Sonnenglanz und stellte kleine Schalen auf den Tisch. In einer kugelförmigen Kanne brachte sie ein titanisches Getränk.
»Unsere Frauen würden keine Männer eines fremden Planeten von der Straße weg entführen«, sagte Lazzarri halb scherzhaft, halb ernst.
»Du gefällst mir, ich gefalle dir – das ist doch alles sehr einfach. Wenn man sich liebt…«
»Zur Liebe gehört mehr, Sonnenglanz, man muß sich kennen, muß sich verstehen.«
»Verstehen wir uns nicht?« fragte sie sanft und setzte sich an seine Seite.
»Anders, Sonnenglanz, man muß wissen, was…« Er verstummte. Sollte er ihr die Liebe erklären? Das hatten viele schon versucht. Wem aber war es gelungen!
Sie hob die Kanne, um ihm einzuschenken, doch Lazzarri wehrte ihr zart. »Wenn du Wasser hast, trinke ich gern.« Wußte er, was für ein Getränk das war, ob er es vertrug? Das Wasser war genießbar! Mit einem Male wurde er sich bewußt, wie fremd sie sich waren. Es war ja nicht nur das Verstehen… Was wußte er denn von ihr, von ihren Lebensverhältnissen?
»Erzähle mir von dir«, bat er. »Wie lebst du, was macht dein Vater, deine Mutter? Ich bemerkte, wie der Wächter verschwand, als du auf das Zeichen am Wagen deutetest – weshalb?«
»Mein Vater ist oberster Gebieter der Stadt«, erklärte Sonnenglanz und fügte hinzu, daß sich der Wachmann nicht hätte erlauben dürfen, sich ihrer Anweisung zu widersetzen.
Das verstand Lazzarri nicht. Wieso hatte die Tochter des Bürgermeisters Befehlsgewalt?
So ergaben sich Fragen, und jede Antwort von Sonnenglanz löste neue Fragen aus. Doch obwohl Sonnenglanz geduldig seine Fragen beantwortete und sich mühte, ihm alles zu erklären, weil sie offenbar spürte, daß dieses Gespräch für ihn eine Brücke war, eine Brücke zu ihr – ein vollständiges Bild erhielt Lazzarri nicht. Er gewann lediglich den Eindruck, als sei die unerbittlich voranschreitende Zeit auf diesem Planeten eingeschlafen. Alles schien auf der Stelle zu treten. Ein Vorwärtsstürmen, wie er es von der Erde kannte, gab es hier nicht. Aber war so etwas möglich: ewiger Stillstand, ein Leben ohne Veränderung? Es mußte doch eine gesellschaftliche Entwicklung geben, auch wenn die Titanen einst als Angehörige derselben Klasse hierhergekommen waren. Hier mußte er anknüpfen, vielleicht ergab sich ein Anhaltspunkt.
»Wann kamen deine Vorväter auf diesen Planeten?«
»Mein Vatersvater erlebte diesen Flug als junger Mann«, erwiderte sie.
Vor zwei
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