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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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überall auf unserem Wege Quartiere einrichten.«
    »O doch!« widersprach sie lebhaft. »Aber wir unterließen es, weil wir ja nicht wußten, welchen Reiseweg ihr wünschtet. Deshalb verdoppelten wir die Ausstattung, und eine Maschine bringt die frei gewordene Garnitur immer ein Tagesziel voraus.«
    »Was für ein Aufwand…«
    »Ihr seid unsere Gäste und sollt euch fühlen wie auf der Erde. Kisi hat es angeordnet. Und wir, die Titanen, wünschen das«, sagte sie schlicht.
    »Kisi hat es angeordnet?« fragte Stafford überrascht.
    »Kisi gehört zum Rat des Planeten. Er wurde berufen, die Ehrenpflicht zu leiten.«
    Die Männer schwiegen. Rat des Planeten – das war eine Weltregierung! Und Kisi war demnach Minister.
    Ursu vermutete hinter dem Schweigen weitere Fragen.
    »Ehrenpflicht, das ist die Arbeit in den Grundstoffindustrien, zum Beispiel die Überwachung der Maschinen in den Kohlenschächten. Ihre Dauer ist nach der Schwierigkeit der Arbeitsbedingungen gestaffelt. Jeder Titan, ob Mann oder Frau, muß seiner Ehrenpflicht genügen, ehe er sich den Wissenschaften widmen kann – aber das ist selbstverständlich.«
    »Wie alt ist denn Kisi?« fragte Stafford.
    »In irdische Jahre umgerechnet, etwa fünfundsechzig. Er steht also noch im jugendlichen Drittel. Eigentlich dürfte er erst im zweiten, dem reifen Drittel, in den Rat berufen werden. Aber er hat während seiner Ehrenpflicht ein umwälzendes Aufbereitungsverfahren für Kohle entwickelt, das eine vielfache Ausbeute gegenüber dem alten Verfahren brachte und die letzte Knappheit beseitigte. Und nach der Ehrenpflicht erreichte er in kürzester Zeit den höchsten Grad der Wissenschaften auf dem Gebiet der Chemie und Physik…«
    »Fünfundsechzig Jahre…«, wiederholte Stafford ungläubig.
    Ursu lachte. »Wir beide, Fanor und ich, sind… mehr als sechzig irdische Jahre alt, sonst dürften wir nicht im Sekretariat des Rates tätig sein.«
    Eine leichte Befangenheit kam auf. Die beiden Mädchen, die sie begleiteten, waren demnach so etwas wie Staatssekretäre der titanischen Weltregierung. Nach irdischen Maßstäben gerechnet, hätten sie die Mütter der Männer sein können.
    Ursu verabschiedete sich. »Wenn ihr etwas wünscht, bitte, ruft uns. Unsere Zimmer liegen in der unteren Etage.«
    Stafford erwachte. Es war dunkel im Zimmer. Vor den großen Fenstern rauschte der Regen. Windstöße fauchten, es klatschte gegen die Scheiben.
    Doch da – was war das für ein Geräusch?
    Stafford richtete sich auf, hielt den Atem an und horchte.
    Da wieder! Wer stöhnte da? Romain?
    Er sprang aus dem Bett, schaltete das Licht an und trat an das Lager seines Gefährten.
    Er erschrak.
    Über Romains Gesicht perlte kalter Schweiß, er warf sich herum und phantasierte. Das Gesicht war so entstellt, daß man ihn nicht wiedererkannte: auf seiner Wange war ein blaugrüner Fleck!
    Stafford stürzte aus dem Zimmer und jagte über den Gang. Kisi! Ein Arzt mußte bestellt werden! Aber wenn er klopfte – hörte Kisi das Geräusch?
    Schon sprang er die Treppe hinunter. Es war eine Wendeltreppe, sie mündete in einem runden Vorraum, von dem mehrere Zimmer abgingen. In den Nischen zwischen den Türen standen Blumen. Welche Tür war die richtige? Doch dort, in der Nische – ein Sprachwandler!
    Stafford zog ihn heraus und schrie ins Mikrofon.
    »Genosse Kisi!«
    Drei Türen öffneten sich. Kisi, Ursu und Fanor sahen heraus, erblickten den Menschen, der so angstvoll lärmte, und traten heran.
    »Schnell, kommen Sie! Zu Genossen Romain!« rief Stafford, ehe sie etwas fragen konnten, und stürmte wieder die Treppe hinauf.
    Kisi fühlte Romain den Puls.
    »Fanor, schnell einen Wagen! Und den Genossen Romain zum Flugplatz! Unsere Maschine fliegt sofort zur Hauptstadt. Ursu, mach dich bitte fertig, du fliegst mit. Ich setze mich mit dem Präsidenten in Verbindung. Es wird gut sein, den Genossen zu Silona zu bringen; der irdische Arzt ist bei ihr.«
    Staffords Angst um Romain verlor sich, als er Kisis zielbewußte Anordnungen hörte. Sie würden alles tun, was möglich war.
    »Wer ist Silona?« fragte er Kisi.
    »Silona ist Mitglied des Rates, verantwortlich für unser Gesundheitswesen, Leiterin unseres führenden Krankenhauses und – eine sehr kluge Frau!«
    Fahle Morgendämmerung stahl sich ins Zimmer. Der Regen hatte nachgelassen.
     
    Das Krankenhaus lag außerhalb der Stadt inmitten eines großen Parkes. Gepflegte Anlagen, Wasserspiele und Blumenrabatten, saubere Wege, zierliche

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