Titanus
behandelt?« flüsterte Sandrino.
»Mit Bandagen. Er bekommt eine Kunststoffhaut. Sie wird in weichem Zustand aufgelegt und angepaßt. Danach erstarrt sie. Der Knochen heilt, weil der Patient ihn völlig ruhig halten muß.«
Sandrino dachte an Gipsverbände, an Klebebinden und Pflasterverbände und an das Gesicht des Kranken, wenn die Verbände abgenommen und die vielen Härchen ausgerissen wurden. Es war Zeit, daß das verändert wurde!
»Gut geschlafen?« fragte Silona den Patienten.
»Danke, aber nun kommt der Tag! Bei diesem Wetter siebzig Tage liegen müssen…«
»Sie werden vergehen und dann schnell vergessen sein«, tröstete sie.
Sandrino überlegte. Das titanische Gehirn kannte er, die Bioströme hatte er gemessen. Man müßte noch einen Verstärker… Eine Arbeit von wenigen Stunden… Und was sagte der Kranke, siebzig Tage!
Er rechnete angestrengt. Der titanische Tag hatte dreißig Stunden. Das Tempo des Knochenwachstums betrug demnach ein Drittel des irdischen.
Er zog sich einen titanischen Hocker heran, eine gewölbte Sitzplatte auf einem einbeinigen Ständer mit breitem Fuß.
»Darf ich mir Ihre Bandage einmal ansehen?« Der Kranke nickte, Silona schlug die Decke zurück. Sandrino klopfte leicht auf die Kunststoffhüllen.
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen? Wenn es gelingt, dann können Sie die Bandagen in, nun sagen wir in vierundzwanzig Tagen abnehmen und die ersten Gehversuche machen. In fünfunddreißig Tagen könnten Sie als Gesunder die Klinik verlassen. Allerdings würden Sie die ersten zwanzig Tage ununterbrochen schlafen. – Was meinen Sie dazu?«
Silona war überrascht. Doch der Kranke überlegte nicht lange.
»Wie machen Sie das?«
»Mit einem Gerät, das dem Gehirn befiehlt.«
»Bitte, versuchen Sie es!«
»Bisher haben wir damit nur Menschen geheilt – es kann sein, es führt nicht gleich beim ersten Mal zum Erfolg.«
»Hilft dieser Versuch Ihnen, uns kennenzulernen?«
Sandrino blickte in das bläulich schimmernde Gesicht des Titanen. Er mochte ungefähr die Hälfte seines Lebens hinter sich haben.
»Es würde uns wichtige Hinweise geben.«
»Dann müssen Sie es versuchen!«
»Das Gerät kann heute noch beschafft werden, spätestens morgen können wir beginnen!«
Silona und Sandrino verließen das Zimmer und traten auf die Terrasse.
»Fliegt ihr nicht schon in zwölf Tagen zurück?« fragte sie.
Er nickte. »Aber das Gerät bleibt hier. Ich zeige dir, wie es bedient wird.« ,
»Aber wenn ihr auf dem Rückflug…«
»Wir haben unterwegs zwei Geräte gebaut und können noch mehr herstellen«, erwiderte er. »Ihr braucht das Gerät, also bleibt es hier. Baut es nach, verbessert es. Ich spreche im Rundgespräch mit unserem Leiter und mit dem Raumschiff. Heute abend ist es bei dir.«
In diesem Augenblick trat eine Schwester an sie heran.
»Der kranke Mensch kommt!« sagte sie und zeigte auf die Zufahrtsstraße. Ein großer grüner Stromlinienwagen brauste heran. Auf dem Dach trug er wie Hörner gläserne Kegel. In schnellem Rhythmus leuchteten sie in bunter Farbenfolge auf, grün-rot-gelb-weiß, grün-rot-gelb-weiß…
Sie eilten in den Operationssaal. Der Wagen rollte auf eine Rampe, die in die Klinik führte, durchfuhr langsam eine Schleuse, in der er von allen Seiten mit einem flüssigen Desinfektionsmittel besprüht wurde, und hielt vor einer Glaswand, hinter der der Operationstisch stand.
Lautlos glitt die Wand des Krankenwagens zur Seite. Drei schmale Schienen schoben sich heraus, langsam rollte breitseits eine Trage auf den Boden. Zwei Schwestern hoben sie an, die Glaswand schob sich zurück, der Kranke wurde auf den Operationstisch gebettet.
Sandrino, der den Vorgang ungeduldig beobachtet hatte, folgte Silonas Beispiel und legte keimfreie Überkleidung an. Dann trat er an den Tisch.
Er forschte lange in dem verschwollenen, unförmigen Gesicht. Endlich erkannte er seinen Kameraden Romain!
Sandrino war zutiefst betroffen. Wenn sie ihn verlören!
Er fühlte den Puls. Unregelmäßig, flatternd!
Der Arzt öffnete seine Bereitschaftstasche und zog eine Spritze heraus. Silona legte ihm die Hand auf den Arm. »Was willst du?«
»Herzmittel spritzen!«
»Laß diese barbarische Methode«, bat sie leise. »Gib mir die Ampulle.«
Sie nahm das Glasröhrchen, trat an den Instrumententisch und kam mit einem pistolenförmigen Gerät zurück. Mit pulsierendem Druck trieb das Instrument das Herzmittel durch das Gewebe in die Blutbahn.
Der Puls wurde
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