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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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regelmäßiger.
    »Vergiftung – sieht aus wie ein Insektenstich«, sagte Sandrino kurz.
    Silona führte mehrere Ferngespräche. Zuerst erfuhr sie von Kisi, daß Romain von einer Bretse gestochen worden war. Aber nein, das konnte es nicht gewesen sein. Diese Tiere waren doch völlig harmlos. Die Bretse, vor einigen Jahren noch eine Landplage, weil sie sich wie die irdische Fliege überall niederließ und dadurch Krankheitskeime übertrug, war nahezu ausgerottet worden. Noch nie hatte ihr Biß derartige Schwellungen verursacht.
    »Vielleicht eine übertragene Krankheit«, fragte Sandrino.
    Silona schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen, Massimo. Wir kennen keine Krankheit mit diesen Symptomen.«
    »Hat die Bretse einen Röhrenstachel, saugt sie Blut?«
    »Nein. Sie sondert lediglich ein harmloses Sekret ab.«
    Er erhob sich und ging im Zimmer auf und ab.
    »Wenn ihr dagegen immun wäret – wir aber nicht?« Er sprach mehr zu sich selbst. »Man müßte das Tier untersuchen, aber woher nehmen? Es gibt doch kaum noch welche…«
    Statt einer Antwort zog sie das Mikrofonkästchen zu sich heran und drückte nacheinander verschiedene bunte Tasten.
    »Das Sekretariat des Präsidenten, hier spricht Silona. – Wir brauchen dringend Bretsen! Es besteht die Möglichkeit, daß der kranke Mensch durch…«
    Sandrino hörte nur mit halbem Ohr zu. Er zweifelte, daß dieser Anruf Sinn hatte. Wie sollte man Bretsen beschaffen? Wollte man eine Expedition von Zoologen auf die Suche schicken? Möglich, daß sie welche fänden, aber hielt Romains Herz so lange durch? In zwölf Tagen startete die Kosmos, konnte man ihn in diesem Zustand mitnehmen? Oder sollten sie ihn etwa hierlassen? Und müßte dann nicht auch er, Sandrino, zurückbleiben?
     
    Der Hubschrauber startete und durchstieß die lichte Wolkendecke. Hoch oben, dort wo die Luft so dünn war, daß man nur in der Druckkabine eines Flugzeuges leben konnte, schoß die Maschine mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit dahin.
    Canterville hatte sich auf diesen Tag gefreut, wollten sie doch ein titanisches Dorf und ein Atomkraftwerk besichtigen. Nach Staffords Schilderung von den unterirdischen Kraftanlagen auf Titanus eins sah er dem erwartungsvoll entgegen. Welche Ausmaße würden sie hier erst antreffen! Aber auch das Dorf machte ihn neugierig. Gewiß, man hätte es auch in der Nähe der Hauptstadt besichtigen können, aber der Reiseplan sah vor, daß sie die Landschaften der verschiedenen Kontinente kennenlernten. Viel Vorfreude also – aber nun lag ein Schatten über allem: die Sorge um Romain.
    Der Kontinent blieb hinter ihnen zurück, eine riesige Wasserfläche dehnte sich unter ihnen. Eine Stunde verging, ehe am Horizont wieder Land aufkam. Sie hatten den titanischen Äquator erreicht.
    Der Hubstrahler senkte sich. Tropische Palmenwälder flogen unter ihnen dahin, kleine Binnenseen, Flüsse. Ein Gebirgszug zog seitlich vorbei. Doch es ließ sich wenig erkennen, denn über dem Land lag noch der Schatten der Morgendämmerung. Sie waren der Sonne vorausgeeilt. Das Land wurde flach. Bebaute Felder, riesige Flächen!
    Wieder senkte sich der Hubstrahler. Hier gab es keinen großen Flugplatz, sondern nur eine betonierte Kreisfläche inmitten von Kakteen und vereinzelten hohen Fahnen.
    Näher kam der Boden. Die Triebwerke der riesigen Maschine peitschten die Fächer des Gebüschs. Eine Straße wurde sichtbar, und durch das runde Kabinenfenster erkannte man einige Bauwerke. Mit einem Male verging die kurze Tropendämmerung, es wurde blendend hell.
    Die Maschine setzte auf, das Donnern der Triebwerke verklang, und die Männer stiegen aus.
    Auf der Straße brausten fünf titanische Stromlinienwagen heran. Es war ein ungewöhnliches, ja lustiges Bild. Die Wagen folgten einander wie Gänse. Jede Schwenkung wurde so ausgeführt, als führen alle Wagen auf einer Schiene, und jede Geschwindigkeitsänderung übertrug sich so prompt auf das folgende Fahrzeug, daß man glaubte, sie wären durch Kupplungsstangen verbunden. Es war ein Meisterstück der titanischen Technik; denn nur der erste Wagen wurde gesteuert, die andern folgten unbemannt. Jeder Wagen besaß an der Rückseite zwei Sender, die einen Richtstrahl nach hinten warfen. Dort, wo sich diese beiden Strahlen kreuzten, trafen sie auf den im Bug eingebauten Empfänger des folgenden Wagens. Wenn sich der Schnittpunkt der Richtstrahlen verschob, meldete es der Empfänger sofort einem Elektronenhirn, das daraufhin den Motor beschleunigte oder

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