Titanus
wurde entdeckt!«
Jansen wußte nicht, was Nasarow meinte. Unsicher hob er die Schultern.
Der Expeditionsleiter vermochte sich nicht mehr zu zügeln.
»Genossen, begreift ihr denn nicht? Wir haben einen Planeten entdeckt!«
11. Kapitel
Lazzarri schlenderte pfeifend durch das Stockwerk, in dem sich die Lager befanden. Er war voller Überschwang. Sie hatten den Planeten entdeckt! Wenn er doch einen fände, der es noch nicht wußte, der ihn ungläubig anstarrte.
Einen bewohnten Planeten! Fremde Lebewesen… Ob sie menschenähnlich waren? Biologisch müßte es zwei Gattungen geben, eine männliche und eine weibliche… Frauen – wie lange war das her!
Öder waren es silberne Ameisen, wie sie bisweilen in phantastischen Romanen geschildert wurden?
In Gedanken versunken, lief er achtlos durch die Lager und stopfte ohne Überlegung seine Taschen voll.
Erst in seiner Wohnung bemerkte Lazzarri, daß er mehr Lebensmittel mitgenommen hatte, als er zum Abendbrot verzehren konnte. Ausgerechnet nach den großen Beuteln hatte er gegriffen!
Er entschloß sich, Inoti und Sandrino einzuladen. Und Jansen? Dem würde er vorläufig aus dem Wege gehen, der war ihm bestimmt böse, weil er seinen Scherz mit den Titanen ausgeplaudert hatte…
Guptajee löste die Augen vom Okular des Teleskops. Steif vom langen Sitzen, kletterte er unbeholfen aus dem Arbeitssessel, reckte sich und fuhr sich mit der Hand über die hohe Stirn, als müßte er das Bild auslöschen, das er gesehen hatte.
Nur langsam fand er sich in die Umgebung zurück.
Im Halbdunkel saßen Nasarow, Romain und Canterville und warteten schweigend. Als sich Guptajee in den Sessel warf, daß das Rohr durchschwang, schob ihm Nasarow eine Tasse zu und füllte sie mit heißem Mokka aus der Thermosflasche. Romain schaltete die Tischlampe ein.
Guptajee sog genußvoll den aromatischen Duft ein und trank in kleinen, vorsichtigen Schlucken.
Noch schwiegen sie. Nur die Zurufe der Astronomen zerschnitten gelegentlich die Stille.
Endlich setzte Guptajee die Tasse ab. Sie klirrte auf dem Untersatz.
»Zur Lage!« sagte er kurz und sann einen Augenblick, wie er am besten begänne. »Nach unseren Beobachtungen und Berechnungen bietet sich folgendes Bild: Der Planet hat ein Volumen wie eineinhalb Erdkugeln, weist aber eine geringere Dichte auf. Die genauen Werte…« Er wandte sich um. »Genosse Prokieff bitte, die Tabelle!«
Nasarow legte ihm die Hand auf den Arm und rief in das Halbdunkel: »Danke, Prokieff, später!« Und zu Guptajee sagte er: »Das hat Zeit. Bitte, erst einen groben Überblick! Sie sprachen von geringerer Dichte. Uns interessiert die Gravitation…«
Guptajee verstand. »Hundert irdische Kilogramm wiegen hier nur achtzig. Man springt also statt anderthalb Meter immerhin eins-Komma-acht-sieben-fünf Meter hoch!« Er blickte sich verstohlen in der Runde um, während er mit unverändertem Gesicht berichtete. Die Zuhörer nahmen widerspruchslos diese Ausschmückung hin, die über streng wissenschaftliche Berichtszahlen hinausging. Es handelte sich also um die Landemöglichkeit!
»Die Atmosphäre ist um zwei Prozent sauerstoffhaltiger, die Temperaturen liegen im Mittel bei etwa fünfundzwanzig Grad Celsius.«
»Verdammt warm«, brummte Canterville.
»Es handelt sich um mittlere Temperaturen«, sagte Guptajee.
»Wir brauchen ja nicht gerade in tropischen Breiten zu landen. Die Durchschnittstemperatur bezieht sich außerdem auf die Sonnenseite.«
»Das heißt?« fragte Romain gespannt.
Auch Nasarow beugte sich vor.
»Daß der Planet seiner Sonne ständig dieselbe Seite zudreht! Wir können wählen zwischen ewigem Tag und ewiger Nacht.«
Canterville schüttelte sich. »Wenn die Sonnenseite bei ständiger Wärmeeinstrahlung nur fünfundzwanzig Grad aufweist, dann allerdings danke ich für die Schattenseite. Eiskalte Finsternis – kein gastliches Ziel…«
»So kalt dürfte die Schattenseite nicht sein. Die Atmosphäre ist sehr unruhig! Also wird in gewissen Grenzen ein Wärmeaustausch stattfinden. Wir haben bisher wenig von der Oberfläche gesehen, sie ist meist bedeckt. Aber wir konnten erkennen, daß überwiegend rote und gelbe Flächen vorhanden sind. Genaueres jedoch…« Guptajee zog die Schultern hoch und goß sich Mokka nach.
Er betrachtete Nasarow, sah zu Romain und musterte Canterville. Das verhaltene Lächeln und die blanken Augen, deren ungewöhnlicher Glanz die Frage offenließ, ob eine besondere Freude oder der starke Mokka sein Urheber
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