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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Halbkugeln; sie überragten noch die Wipfel der Bäume.
    Der Blattvorhang zwischen der Straße und den Bauten lichtete sich, bis nur noch ein schmaler Gelbstreifen aus schwertblättrigen Kriechgewächsen übrigblieb, der die vereinzelten Farnriesen noch gewaltiger erscheinen ließ.
    Querstraßen tauchten auf, flogen vorüber und hinterließen einen beklemmenden Eindruck.
    Tot lagen diese Straßen, tot gab sich die Stadt!
    Wo waren ihre Bewohner? Waren sie einer Katastrophe zum Opfer gefallen? Verbargen diese Bauten nur noch verzweifelte Reste der Bevölkerung? Waren die ersten Funksignale Hilferufe, hoffte man jetzt auf Rettung?
    Das war alles so seltsam! Eine Stadt ohne Dörfer, ohne Hinterland.
    »Wie eine Mutter ohne Kinder«, sagte Jansen.
    »Wir kennen noch nicht die Umgebung«, sagte Nasarow. »Wer weiß, wieviel Städte und Dörfer es gibt!«
    Romain schüttelte den Kopf. »Genosse Jansen, der Vergleich hinkt! Das Dorf ist die Mutter der Stadt, denn es nährt sie. Aber hier kann eine ganz andere Entwicklung…« Er unterbrach sich. »Dort vorn ist ein Platz. Bitte, Bergmann, halten Sie dort an!«
    Die Straße mündete in einen weiten zehneckigen Platz, von dessen Ecken Straßen ausgingen, während die geraden Kanten von sechseckigen Kegelstümpfen gesäumt waren. In der Mitte des Platzes erhob sich eine silberne Säule. Sie trug eine große Figur.
    Den Männern stockte der Atem.
    Es war eine unbekleidete weibliche Figur. Sie unterschied sich kaum von der Gestalt einer irdischen Frau. Trotz des gedämpften Lichtes glänzte sie golden auf.
    Betroffen starrten die Männer. Das goldene Mädchen dieses fernen Planeten war derart lebendig gestaltet, daß man glaubte, sie atmen zu sehen.
    »Donnerwetter!« preßte Jansen durch die Zähne und wandte den Blick nicht von dem ebenmäßigen Gesicht, das sich sehnsüchtig der verdeckten Sonne entgegenhob.
    »Ein Denkmal der Schönheit«, sagte Nasarow verhalten.
    »…des ewig Weiblichen«, ergänzte Jansen und schaute versonnen.
    »Aber auch ein Denkmal der Freude, scheint mir«, sagte Canterville spöttisch.
    Romain fuhr sich über die Stirn. Canterville hatte recht! In der Haltung dieser Statue lag sinnliche Freude. Mehr noch – je länger er diese Figur kritisch betrachtete, desto deutlicher empfand er in der Art, wie sie sich der Sonne darbot, einen Hauch sinnlicher Hintergründigkeit, ein berechnendes Zur-Schau-Stellen. Dem Gesichtsausdruck fehlten Innigkeit, Größe und Hingabe.
    Gewiß, es war nicht mehr als ein Hauch, der – solange er nicht bewußt wurde – den Betrachter eher anzog als abstieß.
    Romain hatte keine Freude mehr an dem vollkommenen Körper.
    »Bitte, Bergmann, fahren Sie weiter!«
    Die Männer erwachten wie aus einem Rausch.
    Die Antenne des Panzers strahlte noch immer das arithmetische Erkennungssignal aus. Doch es fand kein Echo und zerrann in dem unheimlichen Schweigen ringsum. Nur die Ketten rasselten, der Motor brummte, und der Wind heulte um den Panzer. Kein anderer Ton kam aus dem Lautsprecher, obwohl der Frequenzwandler zugeschaltet war, um auch Ultraschall hörbar zu machen.
    Bergmann schaltete zurück zum Flugzeug: Aber auch dessen Bildschirm zeigte kein lebendes Wesen.
    Der Panzer kroch langsam über den Platz.
    Plötzlich schossen aus dem Lautsprecher kurze und lange Tonsalven. Die Männer duckten sich unter dem Hagel der Pfeiftöne – und frohlockten. Die Antwort der Titanen!
    Rhythmische Tonfolgen einer fremdartigen, aufpeitschenden Musik verdrängten das Pfeifen, schwollen an und vergingen, drohten und lockten, anziehend und abstoßend zugleich.
    Vertonte Leidenschaft! Romain dachte unwillkürlich an das Mädchen auf der Säule.
    Die Musik träufelte flammende Unruhe in das Blut der Männer, daß es durch die Adern rauschte und eine schmerzhafte Spannung erzeugte.
    Sie spürten, daß diese Musik Auftakt war, daß sie einem Höhepunkt zutrieb. Doch was dieser Höhepunkt bringen würde, das wußten sie nicht. Keiner entsann sich der Tausende von Kilometern, die sie von dem Platz trennten.
    Jansen stieß einen unverständlichen Ruf aus und wies mit gestrecktem Zeigefinger auf den Bildschirm.
    »Anhalten!« befahl Nasarow.
    Glänzende Kegel, fünf – acht – zehn, torkelten wie lebende Schachfiguren heran. Bald erkannten die Männer, daß es Gestalten in silbernen Pelerinen waren, die ihre Arme waagerecht gespreizt hielten. Kapuzen verhüllten ihre Köpfe. Die steifen Überwürfe schwangen blinkend im Takt der Schritte und riefen

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