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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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das?« stammelte Stafford.
    »Sie wollten unsere Energiequellen sehen. Das ist eine davon!« antwortete Katu. »Sonnenfeuer, gebändigt in Rohren, über Flügelräder geleitet.«
    Stafford lauschte der Erklärung, erst äußerst gespannt, dann nur noch mit halbem Ohr. Seine Gedanken eilten Katus Worten voraus.
    Kernverschmelzungsreaktoren! Er kannte das Prinzip. Ionisierte man Gas aus Deuterium, schwerem Wasserstoff, so erhielt es eine elektrische Ladung und konnte zwischen zwei ringförmigen Magnetspulen in ein kreisrundes Magnetfeld eingeschlossen werden. Erhitzte man nun das Deuteriumgas durch Lichtbogen und vergrößerte dann stoßartig die magnetische Feldstärke, dann verdichtete sich das Gas und erreichte Temperaturen, die den Deuteriumatomen eine derartige Eigengeschwindigkeit verliehen, daß sie die Kräfte überwanden, die die Atome voneinander abstoßen.
    Immer zwei Deuteriumatome verschmolzen nun zu einem Heliumatom. Die dabei frei werdende Energie erzeugte Temperaturen von mehreren Millionen Grad Celsius – die Kernverschmelzung konnte sich fortsetzen. Der Ofen brannte. Immer neues Deuterium wurde eingespritzt und nährte die Flamme. Das erhitzte und hochgespannte Heliumgas jagte durch Turbinen, diese trieben Generatoren…
    Oder zündeten die Titanen, indem sie durch das Deuteriumgas Ströme von mehreren Millionen Ampere schickten? Er kannte beide Prinzipien, irdische Wissenschaftler arbeiten daran. Daß er die Anlage nicht gleich erkannt hatte!
    Aber dazu war sie wohl zu gewaltig, zu unvorstellbar in ihren Ausmaßen. Und die Verkleidung der Turbinen und Generatoren unterlag titanischen Konstruktionsrichtlinien, sie war nicht allein von der Zweckmäßigkeit bestimmt. Ein Mensch konnte wohl die verkleideten Maschinen nicht sofort erkennen.
    Die Titanen waren demnach auf dem Gebiet der Kernverschmelzung voraus. Oder liefen diese Kraftwerke auch schon auf der Erde? Wenn es noch eine Erde gab…
    Er stand mit dem Titanen vor der Scheibe und starrte hinab in die Höhle, doch seine Gedanken flogen davon.
    Seitdem er seine Vorstellung widerlegt sah, daß die Menschen auf der Erde eine einmalige Schöpfung, eine Laune einer übersinnlichen Macht waren, dazu bestimmt, einer andern Laune dieser Macht zum Opfer zu fallen, war sein Pessimismus ins Wanken geraten. Er begann sogar am Vorhandensein dieser Macht zu zweifeln. Hatten die andern, Romain, Nasarow, Jansen und wie sie alle hießen, doch recht, baute sich alles folgerichtig, alles gesetzmäßig auf? Gab es keine Bestimmung, lag das Geschick des Menschen wirklich in seiner eigenen Hand? Hatten die Menschen verstanden, sich gegen die Gefahr zu wehren, sie zu bannen? Hatten sie wenigstens verstanden, die Gefahr zeitweilig abzuwenden, die Katastrophe zu verzögern? Lebten sie noch?
    Aber wenn sie lebten und noch immer nichts ahnten, was mochte man dann in Australien inzwischen zusammengebraut haben?
    Dort draußen, hinter der Scheibe, gebändigte Kernenergie – raste auf der Erde dieses Inferno ungebändigt… Stafford erschauerte.
    »Dieses Werk ist veraltet«, sagte Katu. »Wir haben neue, bessere Pläne, direkte Umsetzung der Wärme in Elektrizität….« Ehe Stafford fragen konnte, wie diese Verwandlung geschehen solle, fuhr Katu fort: »Aber wer soll diese Werke bauen? Die Alteingeborenen sind vergangen; man hörte ja nicht auf mich, wir hätten sie noch gut gebrauchen können. Und die Niedergeborenen – wieder hört man nicht auf den Rat Katus, des Alten! – sollen ebenfalls vernichtet werden, statt daß wir ihre Felder verseuchen und ihre Fabriken verbrennen, daß sie ihr Brot verlören und froh wären, wieder für uns arbeiten zu dürfen. Der Haß hat uns blind gemacht! Mit Feuer wollen wir strafen – und verbrennen dringend benötigte Arbeitskraft! Die verarmten Hochgeborenen, die hier arbeiten, sind anspruchsvoll!«
    Wieder erschauerte Stafford. Katu war zwar gegen Vernichtung – aber er war für Zwangsarbeit. Er rechnete mit Arbeitskraft, nicht mit Lebewesen. Katu war ein würdiger Bruder des Priesters!
    Der Titan schien den Menschen vergessen zu haben. Er murmelte vor sich hin:
    »Dieses Feuer wollen sie ausschütten über die alte Heimat, unseren alten Besitz vernichten, statt ihn zu erhalten und alten Glanz neu zu erwecken…«
    Stafford mußte seine ganze Kraft aufbieten, um seine Erregung zu verbergen.
    Auch hier Atomkraft gegen das Leben. – Was sollte er nur tun?
    Er empfand es fast als Schuld, daß er auf der Erde geschwiegen, daß er

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