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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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durch den sich blitzende bunte Adern zogen. Er holte einen spitzen Hammer aus der Tasche und eilte auf den Block zu. Dort streifte er den Traggurt von der Schulter und setzte seine Tasche ab. Als er den Blick hob, erstarrte er.
    In einer flachen Mulde, fünf Meter vor ihm, lag ein plumpes Tier. Es sah aus wie ein Nilpferd. Kalte Augen glotzten de Varenne an. Ein fürchterliches Maul, groß und zahnbewehrt, öffnete sich langsam. Zwischen den Zähnen befand sich ein unförmiger Fleischbatzen.
    De Varenne wurde von Furcht gelähmt. Das Zungenpferd! Die Titanen hatten mehrfach von ihm erzählt. Wenn es angriff, öffnete es das Maul, streckte blitzschnell die unförmige Zunge zu einem mehrere Meter langen Stiel, umschlang das Opfer mit der geteilten Zungenspitze und riß es mit einem Ruck in seinen Rachen.
    Es schien de Varenne, als visiere ihn das Tier an, als ducke es sich tiefer auf den Boden…
    Da peitschten neben ihm fünf Schüsse auf. Die Zunge fuhr aus dem Maul, doch nicht als todbringendes Geschoß – sie ringelte sich wie eine Schlange und wand sich ziellos umher. Blut brach aus dem Maul…
    Soli blickte fassungslos auf die Pistole, die Inoti in seine Tasche zurückschob. Dann kam Leben in ihn.
    »Schnell weg von hier! Lauft, was ihr könnt!«
    Sie jagten hinter Soli her über die Lichtung, nach dem Pfad, auf dem sie gekommen waren.
    Erst am Geländewagen, den sie auf einer Urwaldstraße zurückgelassen hatten, weil der Pfad zu schmal war, verhielt Soli den Schritt. Keuchend und schweißgebadet kamen die Männer heran.
    Nach Atem ringend, warfen sie sich in die Polster.
    »Weshalb diese Hast?« keuchte Inoti.
    »Das Pferd schrie… und verblutete – das lockt fliegende Dreiecke an. Sie kommen in Massen!«
     
    Von allen Seiten zogen Staubfahnen auf den Talkessel zu. Auf dem Rollfeld der Station landeten in schneller Reihenfolge Hubschrauber.
    Jansen sprang vor dem Klubhaus aus seinem Wagen, warf die Tür ins Schloß und eilte die wenigen Stufen zum Eingang hinauf. Hier holte er Inoti ein.
    »Haben Sie eine Ahnung, Professor, weshalb wir nach hier gerufen wurden? Konnte die Besprechung nicht im Ringgespräch durchgeführt werden?« fragte er unwillig.
    Inoti hob die Schulter. »Keine Ahnung!«
    Erregtes Stimmengewirr erfüllte den Besprechungssaal. Daß die Leiter der Gruppen persönlich in der Station erscheinen mußten, war ungewöhnlich, mußte eine schwerwiegende Bedeutung haben.
    Das Stimmengewirr steigerte sich, je näher der Zeitpunkt heranrückte, zu dem die Sitzung angesetzt war.
    Endlich erschienen Nasarow und Romain, beide mit ernsten Gesichtern.
    »Genossen!« begann Nasarow. Sofort herrschte Ruhe im Saal. Nur von draußen drang das Heulen des Windes und das Brummen vereinzelter Motorfahrzeuge herein. »Die Titanen stellen uns ein Ultimatum. Entweder teilen wir ihnen umgehend das Antriebsgeheimnis der Kosmos mit, oder sie können nicht mehr für unsere Sicherheit bürgen! Genossen, ihr wißt, daß die Titanen auf alle möglichen Arten versuchen, uns dieses Geheimnis zu entlocken! An fast alle von euch, sogar an Genossen Lazzarri, wurde die Frage gerichtet, womit die Kosmos angetrieben würde!
    Wir hatten beschlossen, dieses Geheimnis unter allen Umständen zu wahren. Die Forderung der Titanen ist jedoch, auch wenn sie vorgibt, nur unserer Sicherheit zu dienen, eine Drohung, die uns zwingt, noch einmal unseren Beschluß zu überprüfen und neue Verhaltungsrichtlinien zu beschließen. Beginnen wir mit der Einschätzung der augenblicklichen Situation.«
    Inoti erhob sich als erster. Er berichtete von Soli, dem Aufsässigen, von seiner Ansicht über die Vergeltungssucht der Göttlichen und über die Verhältnisse auf Titanus eins. »Offensichtlich bereiten die Titanen einen Angriff mit Kernwaffen vor. Sonnenfeuer – was kann das anders heißen als thermonukleare Reaktionen? Nach Solis Worten kann man aber auch auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der Titanen schließen! Alle, die nach hier flüchteten, waren Hochgeborene! Eine Ausbeuterklasse also. Jetzt aber bilden sich, wie könnte das anders sein, entsprechend den Besitzverhältnissen, neue Klassen heraus. Es zeichnen sich unterschiedliche Interessen und Auffassungen ab. Es wäre zu überlegen, ob wir nicht diese Differenzierung fördern sollten. Wir könnten die Oppositionellen aufklären, ihnen anhand unserer irdischen Verhältnisse die Entwicklungsgesetze der Gesellschaft darlegen.
    Solis Worte sind aber außerdem ein Beweis, daß sich die

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