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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Lage zuspitzt, daß die Titanen ihre Hilfe für unsere Forschungsarbeit nur nach titanischen Motiven ausrichten.«
    Nach Inoti erhob sich Romain.
    »Die Beobachtungen des Genossen Inoti decken sich mit den Schlußfolgerungen, die sich aus der Auswertung der Forschungsergebnisse der einzelnen Gruppen und der Feststellungen der sozialökonomischen Forschungsgruppe beim Studium der titanischen Produktionsverhältnisse ergeben. Der Klassencharakter der titanischen Gesellschaftsordnung ähnelt einem Superimperialismus. Folgerichtig entwickeln sich infolge des Widerspruchs zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen Klassengegensätze. Innerhalb der ehemaligen Ausbeuterklasse bilden sich neue Klassen. Diesen Entwicklungsprozeß kann man aber nicht von außen beeinflussen.
    Die sozialökonomische Forschungsgruppe kommt ferner zu der Ansicht, daß auf Titanus zwei ein revolutionärer Umschwung zur Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft stattgefunden haben kann. Aus diesen Gründen schlage ich vor:
    Keine Einmischung in titanische Angelegenheiten!
    Unter allen Umständen das Geheimnis der Antiteilchen zu wahren, selbst wenn es uns Opfer kostet;
    unauffällig die Forschungen zu verringern und schließlich ganz einzustellen;
    unverzüglich die Rückkehr der Expedition zur Kosmos vorzubereiten!«
    Die Männer schwiegen. Nun, da Romain ausgesprochen hatte, was sie selbst für richtig hielten, was sie aber dennoch fürchteten, waren sie betroffen. Was alles blieb unerforscht!
    Romain verstand ihre Enttäuschung.
    »Genossen!« sagte er in ihr Schweigen. »Ich weiß, was mein Vorschlag bedeutet! Für die Geologen heißt es, auf die Besichtigung der Bergwerke und die Erforschung der geologischen Struktur der Rinde des Planeten zu verzichten; die sozialökonomische Gruppe verzichtet auf die Erforschung der titanischen Landwirtschaft, die technische Gruppe verzichtet auf…«
    Es hätte nicht der Aufzählung bedurft. Die Männer wußten, daß Romain ihre Wünsche und Sorgen kannte und daß er jeden Vorschlag reiflich erwog.
    Die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden einstimmig beschlossen. Canterville übernahm die Leitung der Startvorbereitungen.
     
    Es fiel Stafford nicht leicht, Katu mit der gleichen Freundlichkeit zu begegnen wie vorher. Seitdem er wußte, daß Katu die Bewohner des anderen Planeten ebenso haßte wie sein Bruder, verabscheute er ihn.
    Wie kam das nur?
    Empfand er selber denn Sympathie für die Bedrohten? Vielleicht waren es ebensolche Bestien, vielleicht rüsteten sie ihrerseits ebenfalls zum Atomangriff auf Titanus eins?
    Romain und Nasarow müßte man fragen! Vielleicht kannten sie sich besser aus. – Sie sprachen doch immer von den Entwicklungsgesetzen der Gesellschaft. Konnte man diese Gesetze nicht auch hier anwenden? Wenn nun die sogenannten Niedriggeborenen anders geartet waren als Katu und sein Bruder, vielleicht konnte man sie warnen? Von der Kosmos aus, durch Funk… Vielleicht konnte man die Gehirnströme verstärken und so ausstrahlen, wie es mit den Kappen der Titanen möglich war.
    Vielleicht wußte Romain auch, wie man die Menschen warnen konnte – wenn sie noch lebten?
    Aber dann müßte er, Stafford, von Australien erzählen und zerstörte diesen prächtigen Kerlen womöglich den Glauben an eine glückliche Heimkehr?
    Stafford schüttelte unwillig den Kopf. Was war das für Unsinn? Was nützte ihnen denn der Glaube, wenn sie enttäuscht wurden, weil es keine Erde mehr gab, auf die man heimkehren konnte, nur noch einen verseuchten und verbrannten Planeten? Den Glauben und die Erde, erhalten – wenn es noch möglich war!
    Er mußte zu Romain!
    Diese Erkenntnis erleichterte ihn. Er war ja nicht allein… Jetzt fiel es ihm nicht mehr so schwer, seine Abneigung gegen Katu zu verheimlichen.
    Stafford lehnte sich im Sessel zurück. Er saß in einem sechseckigen weiten Raum, den die leuchtende Decke in lindgrüne Dämmerung tauchte. Nur in einer Wand gab es eine Tür, durch die man mit der Außenwelt Verbindung halten konnte; sie führte zum Fahrstuhl. Die anderen Wände trugen Bildschirme und Bedienungsstände. Dahinter verbargen sich ein Elektronenhirn, ein Teilchenbeschleuniger, ein Tresor für radioaktive Stoffe, ein ferngesteuertes Strahllabor und ein Gedankenspeicher.
    Katu saß vor dem Gedankenspeicher. Stafford konnte ihn von seinem Tisch in der Mitte des Raumes gut beobachten. Katu hatte seine Kappe auf und ließ sich von dem Sender des Speichers an frühere Gedanken erinnern.

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