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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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drängte sich nach Réveillons Magazinen. Das Geschrei, welches sie ausstieß, bedrohte den Papierfabrikanten mit dem Tode. Zum Glück hatte er sich versteckt, so daß man ihn in seinem Hause nicht fand. Binnen wenigen Augenblicken ward nun aus einer Schütte Stroh eine Puppe fabriziert. Ein Trödler brachte einen alten Rock, welchen man dem Strohmann anzog. Dann hing man ihm eine schwarze Schnur um den Hals, befestigte ihn am Ende einer Stange und trug ihn so in den Straßen von Paris herum. Der Zug bewegte sich an der Bastille vorüber, um den Strohmann auf dem Platze vor dem Stadthause zu verbrennen. Zugleich aber versprachen die Meuterer, indem sie sich entfernten, daß sie den nächstfolgenden Tag wiederkommen und das Haus in Brand stecken würden.
    »Wenn Sie das sehen wollen,« bemerkte der Gouverneur in galanter Weise, »so kommen Sie morgen zur selben Stunde wieder. Die Sache wird interessant werden, glaube ich.«
    »Aber,« entgegnete ich, »da diese Leute ihre Absicht ganz laut und offen aussprechen, so wird die Polizei morgen ihre Maßregeln ergreifen und sich diesem Vorhaben widersetzen.«
    »O Mylady,« entgegnete Delaunay lachend, »man sieht wohl, daß Sie sich noch in England glauben, wo ein Konstabler, wenn er den Anführer der Emeute mit seinem Stabe berührt, eine Zusammenrottung von hunderttausend Mann zerstreut. Geben Sie sich keiner Täuschung hin, Mylady. Hier sind wir in Frankreich und in Frankreich bleibt das Volk, wenn es sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, nicht auf halbem Wege stehen. Erzeigen Sie mir die Ehre, morgen mit mir zu frühstücken. Ich werde einen Mann als Schildwache auf die Türme postieren, damit wir sofort benachrichtigt werden, wenn das Schauspiel beginnt, und ich verspreche Ihnen zum Dessert eine Szene, wie man dergleichen nicht alle Tage sieht.« Ich sah Sir William an. Er las in meinen Augen den Wunsch, Zeugin der Ereignisse des morgenden Tages zu sein, und da er nie etwas anderes wollte, als was ich wollte, so sagte er: »Herr Gouverneur, abgesehen von dem Frühstück, nehmen wirIhr freundliches Anerbieten an.« Der Gouverneur verneigte sich. »Unglücklicherweise,« entgegnete er, »sind die Anerbietungen von der Art, daß sie sich nicht voneinander trennen lassen. Es bietet sich mir Gelegenheit, einen der ersten Gelehrten der Welt und die schönste Frau Englands an meiner Tafel zu empfangen, und diese Gelegenheit werde ich mir nicht entgehen lassen.« Ich fühlte mich angenehm geschmeichelt und bewunderte zugleich diese französische Galanterie, welche wie eine natürliche Blume sogar aus den Steinritzen eines Gefängnisses hervorsproßte. »Wohlan, Herr Gouverneur,« antwortete ich, »ich nehme Ihre freundliche Einladung im Namen meines Gatten und in dem meinigen an, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Eine von Ihnen, Mylady, gestellte Bedingung ist schon im voraus angenommen, bestünde sie auch darin, daß Sie die Schlüssel zur Bastille ausgehändigt verlangten. Nennen Sie die Bedingung.« – »Sie werden uns die gewöhnliche Kost der Gefangenen auftragen lassen, damit mich etwas daran erinnert, daß ich in einem Gefängnis frühstücke.« – »Auch in diesem Punkt kann ich Sie zufriedenstellen, Mylady, und verspreche Ihnen Gefangenenkost.« – »Auf Ihr Ehrenwort?« – »Auf Edelmannsparole.« – Ich reichte dem Gouverneur die Hand. »Ich weiß« sagte ich, »daß, wenn ein Franzose dies sagt, er sich lieber umbringen lassen, als sein Ehrenwort brechen würde. Auf Wiedersehen morgen.« Mit diesen Worten nahmen wir Abschied von dem galanten Gouverneur der Bastille.

40. Kapitel.
    In Erwartung des für den nächstfolgenden Tag versprochenen Schauspiels fragte Sir William mich, wo ich den Abend zuzubringen wünschte. Es versteht sich von selbst, daß ich antwortete: In der Comédie française . Das Theater war und blieb stets meine herrschende Leidenschaft, und wenn zur Zeit meines Elends Drury Lane nicht niedergebrannt wäre, so wäre ich höchst wahrscheinlich dort aufgetreten und vielleicht die Nebenbuhlerin einer Mistreß Siddons geworden, anstatt die einer Aspasia zu werden. Für das Heil meiner Seele und die Ruhe meines Gewissens wäre dies ohne Zweifel besser gewesen. Man gab »Berenice« von Racine.Sir William ließ eine Loge verlangen; man meldete ihm aber, daß keine mehr zu haben sei. Mitten unter Emeute und Hungersnot keine Loge mehr im Theater! Das erschien mir ganz unglaublich. Wir fragten nach der Ursache dieses Andranges.
    Man

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