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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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aber gibts im Orchester einen jungen Mann, der sich wahrscheinlich im Zwischenakt das Haar hat abschneiden lassen. Er ist à la Titus frisiert und er ist es, dem man Beifall zujubelt.« Zwischen dem zweiten und dem dritten Akt ward dieses Beispiel von noch drei oder vier anderen jungen Leuten nachgeahmt. Imletzten Akte hatte Talma wenigstens zwanzig Nachahmer unter den Zuschauern. Ich brauche nicht erst zu sagen, daß von diesem Abend an die Mode datierte, das Haar à la Titus zu tragen. Als nach dem fünften Akt der Vorhang fiel, ließ Sir William Hamilton, meinen Wünschen entgegenkommend, durch den Schweizer den Bürger Talma fragen, ob wir ihm einen Besuch in seiner Ankleideloge machen könnten, um uns bei ihm zu bedanken. Er ließ uns sofort antworten, es sei dies für ihn eine so große Ehre, daß er nicht gewagt habe, dieselbe zu erwarten; wenn wir ihm aber dieselbe erzeigen wollten, so würde er sie gern annehmen. Wir machten uns auf den Weg nach seiner Loge. Der Korridor war gedrängt voll; als man aber eine Dame, welche der höhern Gesellschaft anzugehören schien, erblickte, drückte jeder sich an die Wand, so daß es uns gelang unser Ziel zu erreichen.
    Titus erwartete uns an der Tür, um die Honneurs seiner Loge zu machen. Unser Erstaunen war groß, als er uns in vortrefflichem Englisch anredete und uns oder vielmehr Sir William fragte, ob er sein Inkognito beibehalten wolle oder nicht. Sir William antwortete, er habe durchaus keinen Grund, die Ehre zu verbergen, welche er sich selbst erzeige, indem er einem großen Künstler seinen Dank und seine Komplimente abstattete. Im Gegenteil wünsche er, der Gesellschaft, die sich in der Loge befände und die dem Anscheine nach der intelligenten Klasse angehöre, vorgestellt zu werden. Sir William irrte sich auch nicht. Talma stellte uns nach der Reihe den Dichter Marie Joseph Chenier, dessen »Carl den Neunten« er wieder aufnehmen wollte, Ducis, dessen »Macbeth« er studierte, den jungen Arnault, der für ihn den »Marius« gedichtet, La Harpe, der ihn quälte, seinen »Wasa« zu spielen; den Maler David, der ihm seine Kostüme zeichnete, den Chevalier Bertin, der vor fünf oder sechs Jahren sein Buch über die Liebe herausgegeben und der den nächstfolgenden Tag nach St. Domingo abreiste, wo er schon ein Jahr später sterben sollte, Parny, den man den französischen Tibull nannte und der im Begriff stand, seine »Eleonore« zu dichten, während sein Bruder vielleicht mit weniger Poesie, aber mit ebensoviel Witz Mademoiselle Contat sang, und endlich fünf oder sechs andere junge Leute vor, welche alle einen Namen hatten oder im Begriff standen, sich einen zu machen. Sir William hatte seinen Hof und ich hatte auch den meinigen. Die Poeten kamen zu mir, die Maler gingen zu Sir William. Er verwickelte sich mit David und Talma in eine gelehrte Diskussion über dasantike Kostüm, während ich den Chevaliers Bertin und Parny Komplimente über ihre Verse machte, und sie mir mit Lobsprüchen über meine Schönheit vergalten. Sir William, der fortwährend bedacht war, mir Triumphe zu verschaffen, bereitete mir auch jetzt einen. Er ersuchte Talma, sich mit seinen sämtlichen Freunden, die sich in seiner Loge befänden, den nächstfolgenden Abend in seinem Hotel einzufinden. Wenn Talma sich dazu verstünde, Verse von Corneille, Racine und Voltaire zu deklamieren, so würde Lady Hamilton ihrerseits einige Szenen aus Shakespeare vorführen. Talma ward zugleich gebeten, seine Freunde in Kenntnis zu setzen, daß der Abend mit einem Souper schließen würde. Die Einladung ward einstimmig angenommen und wir begaben uns nach Hause. Wir hatten, wie man sich erinnert, versprochen, uns den nächstfolgenden Morgen um zehn Uhr in der Bastille einzufinden, um mit dem Gouverneur zu frühstücken.

41. Kapitel.
    Als wir nach Hause kamen, dankte ich Sir William Hamilton für den reizenden Abend, den er mich hatte verleben lassen. Die Kunst schien mir, beim Lichte besehen, immer das Ziel zu bleiben, zu welchem ich bestimmt war, und wenn ich meinem wirklichen Berufe folgen und mich dem Theater widmen gekonnt hätte, so hätte ich sicherlich einen ebenso weitverbreiteten Ruf hinterlassen, wie Mademoiselle Champmeslé oder Mistreß Siddons. Am nächstfolgenden Morgen ließ ich frühzeitig zwei Schneiderinnen kommen. Ich fertigte ihnen die Zeichnungen zu zwei Kostümen, welche ich für den Abend wünschte, zu dem Ophelias und dem Julias. Ich forderte sie auf, so viel Gehilfinnen anzunehmen,

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