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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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mit großen Füßen, dicken Knien, dicken Händen, großer dicker Nase und den neapolitanischen Dialekt mit den Gebärden eines Lazzarone sprechend. Ein Artikel des Ehekontraktes der Königin, welchen Tannucci ganz unbeachtet gelassen, sollte der Politik des Königreiches beider Sizilien eine völlig andere Gestalt geben. Dieser Artikel lautete: »Wenn die Königin einen Thronerben geboren haben wird, so soll ihr das Recht zustehen, dem Kabinettsrat beizuwohnen.« Allerdings dauerte es sechs Jahre, ehe sie diesenThronerben gebar, mit zweiundzwanzig Jahren aber war Karoline nur um so fähiger, den Wünschen ihrer Mutter zu dienen. Anfangs glaubte die Königin, sie könne die Erziehung ihres Gemahls von vorn beginnen, und es erschien ihr dies um so leichter, als er, nachdem er sie mit Tannucci und den wenigen andern unterrichteten Personen des Hofes sprechen gehört, vor Erstaunen ganz außer sich geriet und unfähig, die wahre Wissenschaft von bloßem Geplauder zu unterscheiden, bewundernd ausrief:
    »In der Tat, die Königin ist die allgemeine Wissenschaft!«
    Es dauerte jedoch nicht lange, so legte sich diese Bewunderung und mehr als einmal hörte ich ihn ausrufen:
    »Die Königin ist so gelehrt, begeht aber gleichwohl mehr Dummheiten als ich, der ich im Vergleich zu ihr nur ein Esel bin.«
    Nichtsdestoweniger fügte Ferdinand in der ersten Zeit seiner Ehe sich in die Lehren, welche die Königin ihm gab, und er lernte von ihr ziemlich ordentlich lesen und schreiben. Diese ihm von ihr erteilten Lehrstunden waren es, worauf er anspielte, wenn er sie in seinen Anwandlungen von guter Laune »meine liebe Schulmeisterin« nannte. Was sie ihm aber niemals beibringen konnte, waren die eleganten Manieren der nordischen und westlichen Höfe; jene körperliche Sauberkeit, welche in den heißen Ländern so selten und gleichwohl hier notwendiger ist, als anderwärts; so wie jenes anmutige Geschwätz der Galanterie, welches aus der Liebe eine Sprache macht, welche teils dem Duft der Blumen, teils dem Gesang der Vögel entlehnt ist. Karolinens Überlegenheit demütigte Ferdinand und Ferdinands Gemeinheit demütigte Karoline. Wir werden sehen, welche Folgen sich aus dieser Verschiedenheit der Charaktere und diesem Gegensatz der Geschmacksrichtungen ergaben.

45. Kapitel.
    Wir sehen somit diese beiden Personen einander gegenüber – einerseits die Königin, schön, stolz, anmutig, distinguiert, feinfühlend, sinnlich, ein wenig pedantisch, leicht zu reizen, schwer zu besänftigen, ihren Gemahl wegen der Gemeinheit seiner Worte und der Schwäche seines Geistes verachtend – andererseits den König, heiter, naiv bis zur Unwissenheit, freimütig bis zur Plumpheit, ohne Zartgefühl beim Reden oder Handeln, so daß er nicht einem Monarchen auch nicht einem Prinzen, ja nicht einmal einemeinfachen Edelmann, sondern einem Lazzarone glich. Eines der Dinge, welche die Königin zur Verzweiflung trieben und sie bewogen, sich des Theaterbesuchs fast gänzlich zu enthalten, war die Art und Weise, auf welche der König sich hier benahm und sich während der Zwischenakte zum Hanswurst des Pöbels machte. Zwischen der Oper und dem Ballett brachte man ihm sein Souper in die Loge. Eins der Bestandteile dieses Soupers war allemal eine Schüssel Makkaroni. Der König ergriff diese Schüssel, trat an den Rand der Loge und verschlang unter dem lauten Beifallsjubel des Parterres unter allerhand komischen Gebärden nach und nach die ganze Portion, indem er sich der Finger als Gabel bediente und sich für den Beifall der Zuschauer freundlich bedankte. Die Königin glaubte anfangs über ihn eine weit größere Herrschaft erlangt zu haben, als sie in der Tat besaß und in der Folge erlangte.
    Als sie sich eines Tages über den Herzog von Altavilla, den Günstling des Königs, erzürnte, überhäufte sie diesen Kavalier mit Schmähungen und beschuldigte ihn, daß er sein Ansehen bei dem König nur dadurch behaupte, daß er Mittel in Anwendung bringe, die eines Edelmannes unwürdig seien. Der in seiner Würde verletzte Herzog beklagte sich bei dem König über die von der Königin erfahrenen Beleidigungen und bat um Erlaubnis, sich auf seine Güter zurückzuziehen. Der über das Verfahren seiner Gemahlin erzürnte König begab sich sogleich zu ihr und machte ihr lebhafte Vorwürfe. Anstatt ihn jedoch zu begütigen, reizte sie ihn durch ihre Antworten noch mehr, so daß der Wortwechsel mit einer kräftigen Ohrfeige endete, deren Spuren auf der Wange der

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