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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Minister des Königs und Geliebter der Königin, als er in der Absicht, fürNeapel eine Marine zu schaffen, vorschlug, den Fregattenkapitän John Acton von Toskana zu berufen. Warum ward dieser beinahe ganz unbekannte Mann, der sich durch keinerlei geistige Überlegenheit auszeichnete, von dem Fürsten von Caramanico gewählt, der seinerseits ein Geist ersten Ranges war? Auf dieser Welt ist einmal alles das Spiel des Zufalls, wenn man das Geschick so nennen will. In Bescançon von irländischen Eltern geboren, trat John Acton in die französische Marine, mußte hier Demütigungen erfahren, die er, wie man versicherte, auch wirklich verdient hatte, und verließ Frankreich, indem er diesem Lande einen Groll bewahrte, der später in Haß und Erbitterung überging. Diesen Groll hatte er die Königin Karoline bewogen, zu teilen, noch ehe sie die nur allzu gerechten Beweggründe des Todes Ludwigs des Sechzehnten und Maria Antoinettens dazu hatte. Eine einzige Tatsache wird von diesem Haß Actons gegen Frankreich einen Begriff geben.
    Während einer Teuerung, wo man in Neapel buchstäblich verhungerte, ließ er ein Schiff mit Getreide, welches Ludwig der Sechzehnte schickte, zurückweisen, bloß weil es von Frankreich kam. Bei einer Expedition gegen die Raubstaaten, wobei er eine Fregatte kommandierte, war er der einzige, der eine gewisse Intelligenz entwickelte, und beim Ausschiffen und Wiedereinschiffen der Soldaten die wesentlichsten Dienste geleistet hatte. Das Gerücht von dieser Tatsache war dem Fürsten von Caramanico zu Ohren gekommen. Eifrig bedacht auf den Ruhm eines Thrones, auf welchem die Frau saß, die er anbetete, hatte er Acton dem König vorgeschlagen, und eine Kopfbewegung der Königin hatte ihren Gemahl bewogen, den Vorschlag zu genehmigen.
    Aber wie kam es, daß der so loyale, hochgebildete und treue Fürst durch einen einfachen brutalen, mittelmäßigen irländischen Offizier, der weder Jugend noch Schönheit besaß, verdrängt werden konnte? Dies ist eines der Rätsel, welche die Liebe oder die Laune aufgibt und welche die Intelligenz nicht zu lösen vermag.
    Dennoch geschah das Unerklärliche. John Acton war der Nachfolger des Fürsten Giuseppe di Caramanico, welcher mit dem Titel eines Gesandten nach London geschickt oder vielmehr verbannt ward, und nach Verlauf von zwei oder drei Jahren mit dem eines Vizekönigs nach Sizilien zurückkehrte. In dem Augenblicke, wo die Königin mir die in dem vorigen Kapitel erzählte vertrauliche Mitteilung machte, war er in Palermo. Man sieht, daßJohn Acton die Zeit schlecht gewählt, wenn er in einem solchen Augenblicke an die Tür der Königin pochte. Dennoch aber als ob diese Unterbrechung genügt hätte, dem Gange ihrer Ideen eine andere Richtung zu geben, schloß Karoline die kleine Kassette wieder zu, trug sie zurück in ihr Schubfach, schlug die Klappe, welche dieses Schubfach verbarg, in die Höhe, blieb vor einem Spiegel stehen, ordnete sich das Haar und sagte dann, indem sie heftig an der Klingelschnur riß, mit einem Ausdruck von affektierter Gleichgültigkeit und Leichtfertigkeit:
    »Wir wollen spazieren gehen.«
    Einen Augenblick später kratzte man an der Tür.
    »Herein!« sagte die Königin, indem sie ihren Kaschemir über die Schultern warf.
    »Ew. Majestät vergessen, daß Sie die Tür von innen verschlossen haben.«
    »Ja, das ist wahr. Öffne, Emma!«
    Ich öffnete.
    Die Königin drehte sich herum, um zu sehen, wer hereinkäme. »Ah, du bist es, liebe San Marco?« sagte sie. »Wir soupieren heute abend bloß unter Frauen – du, die San Elemente und ich. Man wird das rosenfarbene Boudoir und den kleinen Salon erleuchten. Man wird unsere gewohnten Gäste benachrichtigen, zum Beispiel Rocca Romana, den alten Gatti, Maliterno, Pignatelli, aber nur keine langweiligen Leute, keine Sittenprediger, keine Diplomaten. Termoli, wenn er kommt, wird willkommen sein.«
    »Soll ich ihn einladen?« fragte die Marquise von San Marco.
    »O nein! Überlassen wir auch dem Zufall etwas.«
    Dann wendete sie sich zu mir und fuhr fort:
    »Ich meine den Sohn des Herzogs von San Nicandro, des Dummkopfes, welcher die Erziehung des Königs geleitet hat. Er schämt sich über die Art und Weise, auf welche sein Vater seine Aufgabe gelöst, so sehr, daß er den Namen eines seiner Lehngüter, Termoli, angenommen hat. Er ist ein Mann von Geist und ich habe mir auch vorgenommen, die Schuld des Vaters nicht an dem Sohne heimzusuchen, sondern ihm zu verzeihen. Lemberg aber unter

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