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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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jener schönen Nächte, welche mit Küssen gestirnt sind, die in meiner Erinnerung bleiben und tausendmal Heller und glänzender sind, als meine Tage. Ach, warum bist Du Königin? Warum bist Du nicht einfach und wirklich eine jener schönen Töchter der griechischen Insel, deren Kostüm Du gestern trugst? Dann gäbe es keinen von Soldaten bewachten Palast mehr, keine von Ehrendamen bewachten Korridors, kein von einem König bewachtes Schlafgemach. Es gäbe unter unseren Füßen nur eine Barke mit dem Meere, den Himmel über unsern Häuptern, ein Vorgebirge mit dem süßen Namen Misena, einen Golf mit liebenden Erinnerungen, welcher Baja hieße; Orangenhaine, in welchen wir uns verlören, um uns so spät als möglich wieder zu finden, und welche Sorrento heißen würden. O das Leben mit Dir, die Freiheit mit Dir, das Unglück mit Dir, den Tod mit Dir, aber nichts ohne Dich, nicht einmal den Ruhm, nicht einmal das Glück, nicht einmal einen Platz zur Rechten Gottes!
    Dein Giuseppe.«
    Seufzend ließ ich den Brief fallen. »Glaubst du, daß er mich liebte?« fragte die Königin, indem sie den Brief aufhob und an ihre Lippen drückte. Ich antwortete nicht. – »Ja, ich verstehe,« fuhr sie fort, »du fragst dich, weil du nicht mich zu fragen magst, wie ich, da ich von einem solchen Manne geliebt ward, mich dazu verstehen konnte, ihn von mir zu entfernen. Du fragst dich, wie ich, da ich ihn geliebt, jemals einen andern lieben gekonnt. Ich habe aber keinen andern geliebt – ich bin bloß die Geliebte eines andern gewesen, weiter nichts. Was willst du? Kleopatra war, nachdem sie die Geliebte des göttlichen Cäsar gewesen, das Liebchen des Trunkenbolds Antonius. Sprechen mir nicht mehr davon. Dies ist mein Makel. Willst du sein Bildnis sehen?« – Und heftig, beinahe mit Zorn, öffnete sie das Etui und hielt mir ein reizendes Miniaturporträt vor die Augen. Es war das Bild eines Mannes von achtundzwanzig bis dreißig Jahren von mehr strengen als zärtlichen Zügen, mit schönem schwarzem Haar, schönen schwarzen Augen und schönem, bleichem Teint. Er trug die Uniform eines Kapitäns der Liparioten. Das Bild war am Morgen nach jenem verhängnisvollen Tage, an welchen der Strauß von Heidekraut und milden Nelken erinnerte, begonnen und der Königin währendder so flehentlich begehrten Nacht überreicht worden. In diesem Augenblicke ward an der Tür gepocht. »Wer ist da?« fragte die Königin, indem sie Blumen, Brief und Bildnis, als ob sie gefürchtet hätte, daß ein profaner Blick diese Gegenstände entweihen könne, rasch wieder in die Kassette legte. »Ich, Madame,« antwortete eine Männerstimme. Die Königin runzelte die Stirn, was ihrem schönen Antlitz einen unglaublichen Ausdruck von Härte gab. »Ich hatte doch gesagt, daß ich für niemand zu sprechen sei,« entgegnete sie. – »Auch nicht einmal für mich,« fragte die Stimme. – »Wenn ich sage für niemand,« antwortete die Königin in rauhem Tone, »so gibt es keine Ausnahme.« – »Ich hatte Euer Majestät sehr wichtige politische Neuigkeiten mitzuteilen.« – »Teilen Sie dieselben dem König mit. Ich trete für heute meine Vollmacht an ihn ab.« – »Aber wenn Euer Majestät erfahren wird –« »Ich will heute nichts erfahren,« sagte die Königin und stampfte ungeduldig mit dem Fuße. – »Lady Hamilton ist wohl bei Euer Majestät?« – »Ich glaube Sie unterstehen sich, mich auszufragen?« rief die Königin. – »Nein, Majestät, Sir William war aber da, um Mylady mitzuteilen, daß er, weil er dieselben Nachrichten empfangen wie ich, nach Caserta gehen werde.« – »Weiß er, daß Mylady hier ist?« – »Ja, Majestät.« – »Nun gut, so möge er sich nach Caserta begeben.« – »Dann gehe ich mit ihm,« fuhr die Stimme fort. – »Ja, gehen Sie.« – Man hörte das Geräusch sich entfernender Tritte.
    »Er wollte mir meinen Tag verderben,« sagte die Königin. – »Aber dennoch, Madame,« wagte ich zu bemerken, »wenn die Nachrichten, die man Ihnen mitteilen wollte, wirklich so wichtig sind, wie es scheint.« – »Heute, wo ich in der einen Hand das Bildnis des Geliebten halte und mit der andern eine Freundin an mein Herz drückte,« antwortete Karoline, »würde ich meinen eigenen Thron für einen Carlino hingeben, um wie viel mehr den anderer?«

47. Kapitel.
    Man begreift, daß es der Fürst Giuseppe von Caramanico, damals Vizekönig von Sizilien, war, von welchem zwischen der Königin Karoline und mir die Rede gewesen. Er war

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