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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Freunde und übrigens, kleine Kokette, bedarfst du keiner Toilette, um schön zu sein. Ich brauche dir das nicht erst zu sagen; du weißt es, und um ein Uhr morgens, wann sie fortgehen werden, finden wir jede unser Bad bereit, und du wirst nach Hause zurückkehren, frisch wie Venus aus den Fluten auftauchte, welche du dort unten funkeln siehst.«
    Mit diesen Worten löste die Königin selbst die Agraffen meines Kleides und den Schnürsenkel meines Korsetts. Kleid und Korsett fielen zu meinen Füßen herab. Ich atmete auf und stieß einen Seufzer des Wohlbehagens aus. »In der Tat,« sagte die Königin, »wenn man so geschaffen ist wie du, liebe Emma, so ist es eine Sünde, ein anderes Kostüm zu tragen als das Aspasiens. Warte, wir wollen unsere Tunika überwerfen, meine schöne Griechin. Kokettiere heute abends wenigstens nicht mit Rocca Romana! Ich würde zum Tod eifersüchtig auf dich werden.«
    – »Hat einer dieser beiden Herren,« fragte ich lächelnd, »das Glück, von Ew. Majestät mit Interesse betrachtet zu werden?«
    – »Ich habe janicht gesagt, daß ich auf diese eifersüchtig sein würde, Schelmin,« entgegnete die Königin. »Ich habe gesagt, daß ich eifersüchtig auf dich sein würde. Da liegt meine Nachttoilette, auf diesem Sessel neben meinem Bett.« Und indem sie diese Worte sagte, öffnete sie eine Tür, welche in das Schlafzimmer führte.
    »Nimm sie,« fuhr sie dann fort. »Ich werde klingeln, daß man mir eine andere bringe.«
    »Eine ebensolche?«
    »Jawohl, eine ebensolche. Haben wir nicht verabredet, daß wir zwei Schwestern oder besser noch, zwei Freundinnen sein wollen?«
    Sie zog die Klingel. Ich ging in das Schlafzimmer. Im Gegensatz zu dem Boudoir, welches, wie ich gesagt, durch eine Alabasterlampe erleuchtet war, beleuchtete dieses Schlafzimmer eine Lampe von rosenfarbenem böhmischem Glas. Das ganze Gemach war mit blauem Atlas ausgeschlagen und das durch rosigen Kristall fallende Licht bedeckte den Stoff mit zauberischen Reflexen. Zwei an den beiden Ecken angebrachte Türen führten die eine in ein Toilettenkabinett, die andere in ein Badezimmer, welches seinem ganzen Umfange nach weiter nichts war, als eine einzige riesige Badewanne von weißem Marmor mit Stufen, die von so feinen Teppichen bedeckt waren, daß die Muster derselben Stickereien zu sein schienen. In jeder Ecke lagen seidene Polsterkissen. Dieses ganze Zimmer war wie die in Pompeji ausgegrabenen gemalt, mit den Tänzerinnen von Capri an den Wänden. Es lag in all' diesem etwas von jenem bezauberten Palast der Armida, welchen Tasso besingt.
    Überhaupt war ich seit einer Stunde in die Welt des Zaubers eingetreten. Von diesem Boudoir, von diesem Schlaf- und Badezimmer war es bis zu dem von Dick prophezeiten blauen Zimmer eben so weit als von diesem blauen Zimmer bis zu der Dachkammer, die ich bei der Pächterin Davidson bewohnte. Die Nachttoilette der Königin bestand aus einer Art Tunika von Batist, die um den Hals herum, an der Brustöffnung und am Ende der Ärmel mit den feinsten Spitzen besetzt war. Eine Schnur von rosafarbener Seide war bestimmt, die Taille zu umgürten und ein Paar Pantoffeln von rosenfarbenem Atlas vervollständigten das Negligé. Kaum hatte ich es angelegt, so sah ich die Königin in einem gleichen Kostüm eintreten. Sie betrachtete mich einen Augenblick, dann sagte siemit reizendem Lächeln: »Ich hätte fast Lust, für dich zu tun, was meine Schwester Antoinette für die kleine Prinzessin Lamballe getan, nämlich am Hofe das Amt einer Dame des Bettes zu schaffen. Die Folge hiervon würde sein, daß wir uns weder bei Tage noch bei Nacht verließen. Allerdings könnte ich mich dann auf einen harten Widerstand von Sir William gefaßt machen.«
    Ich lachte. »Ich weiß nicht, ob Eure Majestät auf Widerstand von seiner Seite stoßen würden,« antwortete ich; »wohl aber weiß ich, daß das Amt, welches Eure Majestät im königlichen Palast zu schaffen gedenkt, in der englischen Gesandtschaft nicht oder doch so wenig existiert, daß es nicht der Mühe lohnt, davon zu sprechen.«
    »Von dieser Seite wäre ich also beruhigt; aber ich zittere von einer andern.«
    »Und von welcher?« fragte ich.
    »Wenn der König dich so schön sieht, so wird er sich in dich verlieben.«
    »Mein Gott, was sagen Sie da, Majestät?« – »Erlaubst du mir, dich gegen ihn zu verteidigen?«
    »Ich bitte Ew. Majestät flehentlich darum. Ich glaube aber, ich werde mich schon selbst hinreichend zu verteidigen

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