Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
in welcher der Baron von Viomesnil kommandierte. Derselbe war Lafayettes Kriegsgenoß in Amerika gewesen, aber nur aus Eifersucht gegen Lafayette, welcher zu den Konstitutionellen übergegangen war,seinerseits Kontrerevolutionär geworden. Achtzehn aus den Karabiniers und Dragonern, das heißt aus den beiden royalistischen Waffengattungen ausgewählte Regimenter, sollten die Wege abschneiden und jeden nach Paris bestimmten Lebensmitteltransport anhalten. Der König und die Königin sollten sich nach Montargis zurückziehen und hier überlegen, was weiter zu tun sei. Wahrscheinlich wollte man Paris aushungern und dieses dadurch zwingen, zu tun, was man wollte. An Geld würde es nicht gefehlt haben. Außer dem, welches der König von Paris mitnehmen könnte, zählte man auf freiwillige Gaben. Ein einziger Prokurator der Benediktiner hatte hunderttausend Taler angeboten. Maria Karoline rief: »Ich gebe eine Million, sollte ich auch meine Diamanten verkaufen!« Hinter dieser königlichen Gabe bot ich bescheiden in Sir Williams Namen und dem meinigen fünfzigtausend Franks, welche auch angenommen wurden. Die Tage des 5. und 6. Oktobers machten jedoch die Ausführung des eben erwähnten Projektes unmöglich.
    Alle diese Nachrichten verfehlten nicht auf die Königin von Neapel ihre Wirkung zu äußern. Sie ahnte, daß eines Tages auch sie unter ähnlichen Umständen wie die, worin ihre Schwester sich befand, wie diese genötigt sein würde, entweder zu fliehen oder das Haupt unter den Volkswillen zu beugen. Sie glaubte, es sei dies der geeignete Augenblick, um die Familienbande mit Österreich fester zu knüpfen, und durch diesen Bund ihrer Schwester Marie Antoinette, die in Frankreich immer mehr an Popularität verlor, den einzigen Stützpunkt zu geben, den sie gegen ihr Volk anrufen konnte, nämlich die Familie. Die Königin bewies mir ein solches Vertrauen, daß sie nicht bloß die Güte hatte, mir alle Ereignisse mitzuteilen, von welchen mich übrigens auch Sir William unterrichtet haben würde, sondern mich auch über alle Dinge zu Rate zu ziehen. Zwei ihrer Töchter waren heiratsfähig. Es ward demgemäß zwischen dem Hofe von Neapel und dem von Österreich verabredet, daß sie die beiden Erzherzöge Franz und Ferdinand heiraten sollten, während der Kronprinz von Neapel, Franz, Herzog von Kalabrien, der damals kaum erst dreizehn Jahre zählte, sobald er das erforderliche Alter erreicht, die junge Erzherzogin Marie Clementine heiraten sollte, welche noch zwei Jahr jünger war als er. Marie Antoinette korrespondierte fleißig mit ihrem Bruder, Joseph dem Zweiten, durch Vermittlung ihrer Ratgeber. Diese waren der Abbé Vermond und der Graf von Breteuil. Der österreichischeGesandte in Paris, der Graf von Argenteau, empfing die Briefe von Wien und beförderte die von Paris nach Wien. Am 20. Februar 1790 starb Kaiser Joseph der Zweite, und einige Tage darauf erfuhr die Königin diesen Todesfall, auf den man übrigens schon längst gefaßt gewesen. Der Kaiser starb an einem Brustleiden. Er beklagte, daß er nach der ruhmreichen Regierung Maria Theresias ohne Ruhm regiert und sah von seinem Sterbebette aus im Geiste die Gefahren, welche seiner Familie drohten. Der Großherzog von Toskana Leopold, bestieg nun den Thron. Er stand im Rufe eines gelehrten Philosophen und großen Reformators. Die Königin Karoline fürchtete, daß die Philosophie ihres Bruders am Ende so weit ginge, daß er die Ereignisse, welche sich in Frankreich vorbereiteten, zur Entwickelung kommen ließe, ohne sich denen entgegenzusetzen.
    Diese Erwägung bestimmte sie, mit ihrem Gemahl eine Reise nach Wien zu machen. Der angebliche Zweck war, mit dem neuen Kaiser, welcher seine Schwester Marie Karoline sehr liebte, die notwendigen Verabredungen wegen den Familienheiraten zu treffen. Der eigentliche Zweck aber war, Mittel zur Rettung der Königin Marie Antoinette zu ersinnen, sei es, indem man ihr zur Flucht behilflich wäre, sei es, daß man eine Contrerevolution in Frankreich hervorriefe, oder sei es, daß man mittels einer Koalition eine Intervention mit bewaffneter Hand versuchte. Die Königin konnte sich kaum entschließen, mich zu verlassen. Ich war, sagte sie, die einzige Person, welche sie in Neapel zurückließ. Ich mußte ihr versprechen, ihr dreimal wöchentlich zu schreiben. Ich hatte mich erboten, sie zu begleiten und sie hatte mein Anerbieten mit Dank angenommen. Meine Gegenwart am Hofe in Wien aber, als Gattin des englischen Gesandten in dem

Weitere Kostenlose Bücher