Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
versteinert war. Ich wußte wohl, daß der König von Neapel sich wenig um seine Würde kümmerte, ich glaubte aber nicht, daß er sich so weit vergessen könnte. Ich sah die Königin an. »Werden Sie gehen, Madame?« fragte ich sie. – »O gewiß, ja, ich werde gehen,« erwiderte sie. »Und du wirst mich begleiten.« – »Ich, Madame, und mit welchem Rechte?« – »Du wirst mitkommen,« sagte die Königin ungeduldig. »Ich will, daß du Sir William den ganzen Hergang der Dinge erzählen und ihm sagen könnest, wer der Mann ist, ob der König oder die Königin.« – Hierauf gab es keine Antwort; das war keine Einladung, das war ein Befehl. Ich folgte der Königin, und fünf Minuten später traten wir in den Staatsrat. Dieser Rat bestand aus dem General Acton, Carlo von Marco, Ferdinando Corradini, Saverio Simonetti und dem neuen Regenten der Vicaria, Ludovico von Medici. Gewöhnlich präsidierte der König diesem Rat, man weiß jedoch, in welcher Weise. Er erschien nämlichund verschwand. Ferdinand hatte die Zeit richtig berechnet, in welcher der Kapitän Caracciolo vom französischen Admiralschiff zurückkommen könnte, denn kaum hatte die Königin an dem Tische dem König gegenüber Platz genommen, und kaum hatte ich mich in eine Ecke gesetzt, als die Tür sich öffnete und man den General anmeldete.
    Ich sah den Mann zum ersten Mal, an dessen Tode ich sieben Jahre später einen so grausamen Anteil nehmen sollte. Caracciolo war damals ein Mann von vierzig Jahren mit schwarzen Augen und scharf ausgeprägten Gesichtszügen. Es lag etwas Strenges und Gebieterisches in seinem Wesen, woran man sofort den Patrizier von Geblüt erkennen konnte. Er war wirklich ein Fürst oder stammte vielmehr von den Fürsten Caracciolo ab, deren Vorfahren die berühmten Caraccioli waren, die eine so große Rolle in den Bürgerkriegen von Neapel spielten. Einer von ihnen, Sergiani, war der Geliebte der Königin Johanna II. und ward im Kastell Capuano ermordet, aus Rache für eine Ohrfeige, die er in einem Augenblicke des Zornes seiner königlichen Herrin zu geben gewagt. Er trat ein, sah sich um, schien mit Erstaunen zwei Frauen, deren eine fremd war, dem Rate beiwohnen zu sehen, verneigte sich tief und blieb stumm.
    »Nun?« fragte Ferdinand ungeduldig. – »Befiehlt mir der König zu sprechen?« fragte Caracciolo. – »Bedarfst du denn eines Befehles, um dem König eine Antwort zu geben?« – »Der König war allein, als er mich absandte.« – »Ja,« sagte die Königin, und jetzt ist der König nicht mehr allein. Es scheint mir jedoch, daß Sie die Personen kennen müßten, vor denen Sie stehen.« – »Ich habe die Ehre, Ihre Majestäten und Ihre Exzellenzen zu kennen,« erwiderte Caracciolo mit fester Stimme, »allein ich habe nicht die Ehre, die Dame dort zu kennen.« – »Diese Dame ist meine vertraute Freundin,« sagte die Königin. – »Dieser Titel flößt uns Ehrerbietung ein, Madame,« erwiderte der Fürst, indem er sich verneigte, »da es sich aber um Staatsangelegenheiten handelt« – »Wollen Sie dem Kapitän Caracciolo befehlen, zu sprechen, General?« sagte die Königin zu dem Minister Acton. »Ihr Befehl übt vielleicht eine mächtigere Wirkung aus, als die Bitte des Königs und die meinige.« – »Also sprich!« befahl der König. – »Sire,« erwiderte Caracciolo, »der Offizier, welcher die französische Flotte befehligt, ist der Admiral von Latouche-Trèville.« – »Wer ist denn dieser Admiral von Latouche-Tréville?« fragte Ferdinand.– »Einer der besten Seeleute der französischen Flotte, Sire. Er war es, der 1781 mit dem Kapitän La Pérouse – La Pérouse befehligte die »Astrée« und er die »Hermione« – einen fünfstündigen Kampf gegen vier Fregatten und zwei englische Korvetten aushielt und trotz der überlegenen Anzahl des Feindes die Palme des Tages davontrug.« – »Und was will er hier?« – »Er hat sich geweigert, mir das zu eröffnen, Sire, aber zugleich gesagt, daß er in einer Stunde seinen Sekundanten senden wolle, der Ihnen in bezug auf diesen Gegenstand Aufklärung geben würde.« – »Nun, meine Herren,« sagte der König, »so wollen wir die Erklärung des Herrn – Verzeihung, ich versprach mich – des Bürgers Latouche-Tréville abwarten.« – »Ich fürchte, Sire,« sagte Acton, »daß wir von einer ähnlichen, Szene bedroht werden, wie der Admiral Marin sie zu Anfang der Regierung des erhabenen Vaters Ew. Majestät in dem Hafen von Neapel herbeigeführt, als er in

Weitere Kostenlose Bücher