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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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gegen den armen Kardinal? Ich versichere Sie, daß er ein Mann von großer Ergebenheit für uns ist.« – »Für Sie wollen Sie wohl sagen?« – »Du mein Gott, Madame,« sagte der König lachend, »sind wir denn nicht beide eins ?« – »O nein, mein Herr, und ich rühme mich dessen.«
    »Sie behandeln mich heute morgen sehr ungnädig, Madame.« – »Behandle ich Sie denn abends besser als am Morgen?« – »Was soll denn Lady Hamilton von mir denken?«
    »Lady Hamilton bildet ihre Meinungen nach den meinigen.« – »Das heißt,« sagte der König lachend, »daß Lady Hamilton mir, wie Sie, die Ehre erweist, mich zu verabscheuen.« – »O!« sagte die Königin, »Sie wissen recht wohl, daß ich ein anderes Gefühl als das des Hasses für Sie empfinde.« – »Ich sehe nun wohl ein, daß ich heute morgen bei Ihnen nicht das letzte Wort behalte.«
    »Waren Sie deshalb gekommen?«
    »Nein, Madame; ich war gekommen, um Sie zu sehen und Ihnen die Neuigkeiten des Morgens mitzuteilen.« – »Nun gut, ich will Ihnen dafür die Neuigkeiten des Tages sagen. Wir, Monsignor Acton und ich, haben beschlossen, daß zwei Schiffe und dreitausend Mann Verstärkung zur anglo-spanischen Flotte gesandt werden. Die Generale von Gambo und Pignatelli sollen den Oberbefehl erhalten. Ich überlasse Ihnen die Ehre der Initiative, wenn Sie dieselbe heute im Kabinettsrat nehmen wollen, nur drängen Sie zur Eile, denn der Kapitän Nelson verlangt diese Verstärkung durchaus.«
    »Und wird es mir durch diese Tätigkeit gelingen, Ihre Gnade wiederzuerlangen?« – »Sie haben dieselbe ja niemals verloren, mein Herr,« sagte die Königin mit halb anmutigem, halb spöttischem Lächeln. – Der König näherte sich ihr, faßte ihre Hand und küßte dieselbe, indem er sie mit einem unbeschreiblichen Ausdruck anblickte. »So sind Sie also entschieden zum Krieg entschlossen?«
    »Ja, entschieden, mein Herr, und dies um so entschiedener, als es gar nicht anders geht.«
    »So sei es denn, Madame! In den Kampf! Sie werden sehen, daß, wenn der Augenblick gekommen sein wird, den Degen aus der Scheide zu ziehen, ich eben so tapfer sein werde, wie jeder andere.« – »Das wird Ihnen um so leichter sein, mein Herr,da König Carl der Dritte, als er Neapel verließ, Ihnen den Degen zurückgelassen hat, mit dem Philipp Spanien und er selbst das Königreich Neapel besiegt hatte. Nun ist dieser Degen seit der Schlacht von Velletri nicht ans Tageslicht gekommen und in dreiundvierzig Jahren kann zwischen einer Scheide und einer Klinge vieles geschehen.« – »Meiner Treu, meine liebe Schulmeisterin,« sagte der König kopfschüttelnd. »Sie besitzen für mich zu viel Geist und ich lasse Sie daher im alleinigen Besitz des Terrains.«
    Nachdem er sich vor uns verneigt, zog er sich zurück. »Jetzt,« sagte die Königin, »während mein teurer Gemahl ein Alexander oder ein Cäsar wird, wollen wir die nutzlosen Papiere verbrennen und nur die aufheben, die es wert sind.« Wir machten uns ans Werk und ich muß offen bekennen, daß dieser entschiedene Charakter mich in seinem Willen mit fortriß, wie ein Gestirn den Trabanten in seinen Kreislauf mitzieht.
    Die Begebenheiten, die ich soeben erzählt, waren acht oder zehn Tage vor der Ankunft des Kapitän Nelson geschehen, auf den zurückzukommen, es jetzt Zeit ist.

61. Kapitel.
    Man wird sich der Antwort erinnern, die Desdemona auf die Frage des Senats von Venedig gab:
    »Wie habt Ihr, die Ihr jung, schön und edel seid, den Mann lieben können, der weder edel, noch schön, noch jung ist?« – Desdemona erwidert: »Er erzählte mir von seinen Reisen, seinen Gefahren, Kämpfen und stundenlang hing meine Seele an seinen Lippen.« – Ungefähr ebenso war es, ich will nicht sagen mit dem ersten Gefühl der Liebe, sondern mit dem ersten Gefühl von Sympathie, welches mir Nelson einflößte. Er war ein rauher Seemann, eine Art John Bull, der symbolische Typus des englischen Volkes. Von den ehrgeizigsten Wünschen beseelt, ward er, da er fern von den Thronen geboren worden, bei der ersten Annäherung derselben, von dem Glanz geblendet, der von ihnen ausging. Hier ist seine Geschichte, wie er sie eines Abends der Königin und mir erzählte.
    Er war am 29. September 1758 in einem kleinen Dorfe der Grafschaft Norfolk geboren. Demnach war er zu der Zeit, wo ich ihn kennen lernte, fünfunddreißig Jahre alt.
    Er hatte Teneriffa noch nicht belagert und auch den korsischenFeldzug noch nicht mitgemacht; daher hatte er auch noch

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