TITLE
Gattung. Das Gegengift, welches die Eingeborenen noch rechtzeitig innerlich und äußerlich bei ihm anwendeten, rettete den jungen Seemann, zum zweiten Male aber kam er todkrank nach England zurück. Er genas jedoch wieder, wenn auch nicht vollständig, und sein ganzes Leben hindurch fühlte er die Nachwirkung dieser Vergiftung. Drei Monate nach seiner Rückkehr erhielt er auf die Empfehlung des Lord Cornwallis den Oberbefehl über eine Brigg von 26 Kanonen, mit der er in der Nordsee kreuzte und die Küste Dänemarks kennen lernte. Im Frühlingward Nelson nach Nordamerika geschickt. Von vier französischen Fregatten verfolgt und umringt, entkam er dadurch, daß er mit seiner Brigg durch einen bis dahin für unzugänglich gehaltenen Paß segelte. Er berührte Kanada. Hier war es, wo Nelson zum ersten Male liebte, und an der Heftigkeit dieser ersten Leidenschaft konnte man sehen, welchen Einfluß die Liebe auf sein Leben haben würde. Um sich nicht von der Frau zu trennen, die er liebte, wollte er seine Entlassung einreichen, seinem Beruf entsagen und sein Schiff nach England zurückschicken, selbst aber zurückbleiben. Seine Untergebenen, die ihn anbeteten, behandelten ihn wie einen Tollen und beschlossen, ihn von seiner Tollheit zu heilen. Sie taten nämlich, als ob sie seinen Befehlen gehorchten, entfernten sich, kamen die Nacht zurück, drangen bis in sein Zimmer, fesselten ihn an Händen und Füßen, und nachdem sie ihn so in ihrer Gewalt hatten, schleppten sie ihn an Bord, lichteten die Anker und gaben ihm die Freiheit erst dann wieder, als man sich auf dem offenen Meer befand. Diese Leidenschaft erlosch nur, um einer andern das Feld zu räumen. Bei seiner Rückkehr nach England verliebte er sich in Mistreß Nisbett, eine junge Witwe von neunzehn Jahren und heiratete sie. Er nahm seine junge Frau und einen reizenden kleinen Knaben, namens Josua, einen Sohn aus ihrer ersten Ehe, mit in das Haus seines sterbenden Vaters und zum zweiten Male glaubte man ihn für den Seemannsberuf verloren. Und wirklich bedurfte es der Kriegserklärung Frankreichs gegen England, um ihn dem angenehmen Dunkel zu entreißen, in welches er sich geflüchtet. Die Admiralität suchte ihn in seinem Hause auf und übertrug ihm den Oberbefehl über den »Agamemnon«, mit dem er zum Geschwader des Admirals Hood im Mittelmeere zog. Er kam gerade noch zeitig genug, um an der Einnahme von Toulon teilzunehmen, nach welcher man ihn, wie man bereits gesehen, nach Neapel schickte, wo er Verstärkung holen sollte. Ich habe gesagt, wie er von dem König und der Königin empfangen ward. Einmal zum Kriege entschlossen, konnte Ferdinand nicht bessere Nachrichten wünschen, als wie Nelson sie ihm brachte. Man hatte offen und vollständig mit Frankreich gebrochen. Auf die Klage des Bürgers Mackau hatte man den Dieb der Papiere des französischen Gesandten festgenommen, vor ein Tribunal gestellt und freigesprochen, obgleich die Beweise seiner Strafbarkeit offenkundig vorlagen.
Wie die Königin aus den Briefen des Gesandten ersehen,hatte Mackau alle Wortbrüchigkeiten des Hofes von Neapel erkannt. Er hatte die Flotte in See gehen, Nelson ankommen sehen, das Echo der Artigkeiten, welche der König, wie die Königin dem Seehelden erwiesen, war bis zur französischen Gesandtschaft gedrungen, kurz, eines Morgens erhielt der Gesandte von seiner Regierung den Befehl, Neapel zu verlassen und war, über die neapolitanische wie päpstliche Regierung aufgebracht, abgereist. Mit ihm reisten die Gattin und die Tochter Basseville's, den man in Rom ermordet. Die eine beweinte den Vater, die andere den Gatten. Von der Terrasse des Palastes aus sahen wir Mackau sich auf ein neutrales Schiff begeben und da er seinerseits eine Gruppe Frauen den königlichen Zimmern gegenüber sah, so glaubte er, die Königin sei auch da und streckte die Arme drohend nach uns aus. Ich hatte jedoch in dem Gefolge des Gesandten für nichts Augen, als für jene beiden schwarzgekleideten Frauen, deren Trauer lauter um Rache schrie, als die drohende Gebärde des Gesandten. Nelson war von dem Empfange, der ihm vom Könige, von der Königin und Sir William bereitet worden, berauscht. Als ein Kind des Volks, fern vom Hofe geboren, fühlte er gleich wie ich den Zauber, den ein königliches Lächeln ausübt, tiefer als die Personen, welche von Geburt einen höheren Rang besitzen.
Hier folgt der Brief, den er am 14. September 1793 an seine Gattin schrieb:
»An Mistreß Nelson. Die Nachrichten, die ich
Weitere Kostenlose Bücher