TITLE
weder den rechten Arm, noch das linke Auge verloren. Er war der Sohn eines einfachen Geistlichen. Das Dorf, wo er geboren ward, hieß Burnham-Thorpes. Seine Mutter starb jung und hinterließ der Fürsorge des armen Dorfgeistlichen elf Kinder. Der Vater erzog sie sparsam und mit der milden Liebe, welche die Glieder einer armen und zahlreichen Familie miteinander verbindet. Er unterrichtete sie alle selbst, Knaben wie Mädchen, richtete aber seine Gesundheit dabei zu Grunde, und um dieselbe wieder herzustellen, war er genötigt, die Bäder von Bath zu brauchen. Der älteste Sohn, William Nelson, übernahm in der Abwesenheit des Vaters die Leitung der kleinen Kolonie. Die arme Familie hatte einen Verwandten, einen Bruder der Mutter, welcher mit der Familie Walpole verwandt war. Dieser Onkel war Schiffskapitän und hieß Morris Suckling. Eines Tages wollte der Zufall – wovon hängt oft das Schicksal der Menschen, selbst der gekrönten Häupter ab! – eines Tages wollte der Zufall, daß der kleine Horace Nelson während des Osterfestes in einer Zeitung las, daß sein Onkel den Oberbefehl über den »Reasonable«, ein Schiff von vierundsechzig Kanonen, erhalten hatte. »Bruder,« rief er, indem er sich an William wendete, »schreibe sogleich, ohne einen Augenblick Zeit zu verlieren, an den Vater, und bitte ihn, meinen Onkel Morris zu fragen, ob ich mit ihm zur See gehen dürfte.« – Noch an demselben Tage ward der Brief abgeschickt. Als der Vater denselben las, rief er aus: »Ich glaube, Horatio ist dazu berufen. Ich würde nicht erstaunen, wenn er die höchste Mastspitze erkletterte!« Wirklich tat Nelson das auch. Suckling nahm den Vorschlag an, und der kleine Nelson, der so schmächtig wie eine Weidenrute war, ward an Bord des »Reasonable« aufgenommen. Horatio Nelson machte auf diesem Schiffe zwei Reisen, eine dritte auf dem »Triumph«, und nachdem das letztere desarmiert worden, schiffte er sich auf einem Kauffahrteischiffe ein. Bei seiner Rückkehr nach London fand er seinen Onkel als Direktor einer praktischen Seemannsschule auf demselben »Triumph«, auf dem er gesegelt, wieder. Er trat in diese Schule ein, da ihm aber dieses Leben auf süßem Wasser unerträglich, so ließ er sich freiwillig zum Teilnehmen an einer Entdeckungsexpedition nach dem Nordpol anwerben. Demgemäß begab er sich an Bord des »Race-Corse«. Nachdem das Schiff die äußersten Grenzen des Ozeans erreicht, blieb es zwischen den Eisbergen festsitzen. Bei einer dieser Expeditionen auf dem in Eisverwandelten Meere begegnete der junge Horatio einem Bären und griff diesen zuerst an, obgleich er weiter keine Waffe als ein Messer besaß. Von seinem furchtbaren Gegner fest umschlungen, wäre er beinahe zwischen den Armen des Ungeheuers erstickt, als einer seiner Gefährten den Bären ins Ohr schoß und tötete.
Nelson war sechzehn Jahre alt und noch so schwächlich, daß man ihn kaum für zwölf alt hielt. »Warum hast du bei deiner geringen Kraft,« fragte ihn der Kapitän, »einen solchen Gegner angegriffen?« »Ich wollte sein Fell meinem Vater und meinen Schwestern mitbringen,« erwiderte Nelson. Die rauhen Proben, denen das Meer die Seefahrer unterwirft, verdoppelten später Nelsons Kräfte und befestigten seine Gesundheit. Nachdem das Schiff aus den Eisfelsen befreit worden, befand es sich dann wieder im offenen Meere. Hierauf begab sich Nelson auf das Schiff »Sea Horse«, ein Schiff von zwanzig Kanonen, und befuhr den indischen Ozean. Nachdem er zwei Jahre an den Küsten desselben verweilt, wo die Luft vergiftet ist, kehrte der junge Seemann in einem Zustand solcher Kränklichkeit zurück, daß man glaubte, er würde sterben. Sechs Monate genügten jedoch, um ihn wieder herzustellen. Er benutzte die Zeit seiner Genesung dazu, um sich für seine Examina vorzubereiten, aus denen er siegreich und mit dem Grade eines Marineunterleutnants hervorging. Hierauf kämpfte er gegen Amerika, als es den Unabhängigkeitskrieg begonnen, verteidigte Jamaika gegen den Admiral Estaing, ging nach Südamerika und erneuerte hier die Heldentaten jener Küstenbrüder, deren Geschichte mit dem Zauber eines Romans bis zu uns gedrungen ist. Eines Tages schlief er bei einem seiner Streifzüge in den Wäldern von Peru am Fuße eines Baumes ein. Eine Schlange kroch in den Mantel, in den Nelson sich eingewickelt hatte.
Eine Bewegung, welche der Schlafende machte, störte die Schlange, welche ihn biß. Es war eine schwarze Schlange von der gefährlichsten
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