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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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gebracht habe, sind mit der größten Zufriedenheit aufgenommen worden. Nachdem der König mir zuerst einen Besuch an Bord des »Agamemnon« abgestattet, hat er sich zweimal nach meinem Befinden erkundigen lassen. Er nennt die Engländer die Retter Italiens und besonders die Retter seines Reiches. Übrigens habe ich für Lord Hood mit einem Eifer gearbeitet, wie niemand denselben weitertreiben kann, und ich übersende ihm den herrlichsten Brief, den die Hand eines Königs je geschrieben. Ich habe diesen Brief durch die Verwendung Sir William Hamilton's und des Premierministers, der ein Engländer ist, erhalten. Lady Hamilton empfindet anbetungswürdige Teilnahme für Josua. Diese Lady Hamilton ist eine junge Frau von ausgezeichnetem Anstand, die dem Rang, zu dem sie erhoben worden ist, alle Ehre macht. Ich werde Lord Hood sechstausend Mann Verstärkung von hier zuführen. Grüße meinen lieben Vater, wie auch Lord und Lady Walpole. Ich bin wie stets dein Dich liebender
    Horace Nelson.«
    Solange Nelson sich in Neapel aufhielt, wohnte er in dem Gesandtschaftshotel. Ich habe bereits gesagt, welchen Eindruck er auf mich hervorbrachte. Später wiederholte er mir oft, daß er mich von dem ersten Augenblicke an, wo er mich gesehen, geliebt habe; während dieser ersten Reise jedoch sprachen nur seine Blicke und noch so wenig entschlossen, daß er abreiste und mich in dem Zweifel zurückließ, ob er mich liebte, oder nur einfach eine brüderliche Zuneigung für mich empfände. Bei mir galt das Gefühl, welches ich empfand, wenn es überhaupt die Grenzen der Freundschaft überschritt, gänzlich dem schönen Jüngling, dem Sohn der Mistreß Nisbett, der in einem Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren bereits die Uniform eines Marineoffiziers trug. Wenn ich, auf einem Divan liegend, den Arm um Josua's Hals geschlungen, der Erzählung von den Reisen, den Gefahren und den Kämpfen seines Stiefvaters lauschte, pflegte Sir William, der stets für das Altertum eingenommen war, mich mit der Königin von Karthago zu vergleichen, wie sie Ascanius liebkost und dabei den Erzählungen des Aeneas lauschte.

62. Kapitel.
    Marie Karoline war eine Zeitlang durch Nelsons Anwesenheit in Neapel von den furchtbaren Plänen, welche die Anklage gegen ihre Schwester ihr eingegeben, abgelenkt worden, sobald Nelson aber abgereist war, kehrten ihr Geist und Herz wieder nach der Conciergerie zurück, gleichwie die Magnetnadel, nachdem sie einen Augenblick und durch Zufall von ihrem Punkt abgewichen, unveränderlich zu dem Pol zurückkehrt. Unterdessen hatte der Prozeß gegen Marie Antoinette einen schnellen und verhängnisvollen Verlauf genommen. Vor das Revolutionstribunal verwiesen und am 1. August nach der Conciergerie gebracht, hatte Marie Antoinette am 12. Oktober ein Verhör gehabt und war am 16. zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Obgleich die Königin von Neapel sich wohl dachte, daß der Konvent Marie Antoinette, den Hauptgegenstand seines Hasses, nicht schonen würde, so war doch der Schlag nicht weniger furchtbar für sie, als sie die Hinrichtung ihrer Schwester erfuhr. Sie fiel in Krämpfe, die sie mit Drohungen und lautem Geschrei begleitete, und ihr Gesicht verzerrte sich dabei auf solche Weise, daß es sehr zu bezweifelnwar, ob es je seine frühere Schönheit wieder erhalten würde. Wie bei dem Tode Ludwig XVI. befahl man öffentliche Trauer, Gebete in allen Kirchen und Totenprozessionen auf allen Straßen. Die Königin schloß sich in ihr Zimmer ein und wollte außer mir niemanden bei sich empfangen. Während der ersten acht Tage, welche den verhängnisvollen Nachrichten folgten, verließ ich die Königin keine Stunde. Ich schlief bei ihr, aß bei ihr, sie aber schlief weder, noch aß sie. Endlich vermochte sie zu weinen und fühlte sich durch die Tränen etwas erleichtert. Während dieser acht Tage aber hatte sie tausend Racheschwüre ausgesprochen, wie auch ich es tun mußte. Wie wollte sie sich rächen? Das wußte sie nicht. Wodurch sollte ich sie in ihrer Rache unterstützen? Das wußte sie ebensowenig. Wie Hamilkar es aber mit dem jungen Hannibal getan, so legte sie auch meine Hand auf den Altar und schrie: »Rache! Rache!« Was den König betraf, so schien er den ersten und zweiten Tag sehr erschüttert und besonders sehr erschreckt zu sein; am dritten Tag aber ging er unter dem Vorwand, sich zerstreuen zu wollen, auf die Jagd und kam unter einer Woche nicht wieder zum Vorschein. Jetzt war es, wo der Haß die Königin

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