Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
als die von Neapel. Zum Teufel! Ich kenne mein Neapel! Ich bin hier geboren und mit drei F mache ich, was ich will.« – »Und welche sind diese drei F?« fragte ich lachend den König. – »Wie, meine liebe Emma,« sagte die Königin, »du kennst nicht den beliebten Wahlspruch des Königs?« – »Nein, Madame.« – »Mit drei F regiert man ganz Neapel: » Forca , Festa , Farina .«. – »Ist dies auch Ihre Meinung, Madame?« fragte ich lachend. – »Meine Meinung ist die, daß zwei F zuviel sind und daß die ›Forca‹ allein genügt.« – »Es droht uns also ein Erdbeben; wenigstens meinen Sie es wohl, Sir William?« – »Ich fürchte es.« – Der König klingelte, ein Diener erschien an der Tür.
    »Laß anspannen,« befahl der König.
    »Wo wollen Sie denn hin?« fragte Karoline. – »Nach Caserta,« erwiderte Ferdinand. »Und Sie?« – »Ich bleibe hier.« – »Und Sie, Madame?« fragte mich der König. – »Wenn die Königin bleibt, so bleibe ich auch,« erwiderte ich. – »Und Sie, Sir William?«
    »Sire, mir ist es gerade recht, dieses Phänomen in der Nähe studieren zu können.« – »Dann studieren Sie, mein Freund, studieren Sie! Zum Glück sind Sie weder korpulent, noch leiden Sie an Asthma wie jener römische Gelehrte, der in Stabia erstickte. ... Wie hieß er nur?« – »Plinius, Sire.« – »Ja Plinius, so hieß er. Nun sagen Sie einmal, ich wüßte nichts vom Altertum, Madame?« – »Ah, mein Herr, wer hat Ihnen denn je einen solchen Vorwurf machen können? Wenn man den Herzog von San-Nicandro zum Lehrer gehabt hat, so weiß man alles.« »Nun, Madame,« sagte der König, »man weiß schon sehrviel, wenn man weiß, daß man nichts weiß. Weil ich anstatt der Intelligenz Instinkt besitze, so ergreife ich die Flucht. Viel Vergnügen, meine Damen! Viel Vergnügen, Sir William!« – Und als der Diener wieder erschien, um zu melden, daß angespannt sei, rief der König: »Hier bin ich!« und eilte hinaus. Einen Augenblick darauf hörten wir das Rollen des Wagens, der Seine Majestät aus Neapel hinwegführte.

64. Kapitel.
    Marie Karoline war von Natur tapfer und mutig und sie liebte es besonders, wenn der König einen neuen Beweis seiner Feigheit lieferte, einen Beweis ihres Mutes zu geben. Obgleich die Luft drückend war, obgleich der Sirocco, dieser Wind, den jeder Neapolitaner für seinen persönlichen Feind hält, heftig wehte, so schlug sie sowohl mir, als auch Sir William vor, mit ihr, sozusagen, der Gefahr entgegenzugehen und durch die Marina bis zur Magdalenenbrücke zu fahren. Sir William besaß die mutige Kaltblütigkeit eines wahren englischen Gentleman, und wenn es sich um wissenschaftliche Dinge handelte, so trieb er diese Kaltblütigkeit bis zur Verwegenheit. Er nahm daher den Vorschlag der Königin mit Freuden an. Ohne den wissenschaftlichen Enthusiasmus meines Gemahls zu teilen, ohne den launenhaften Wunsch nach Abenteuern der Königin zu besitzen, konnte ich mich dennoch nicht weigern, wenn beide eine vielleicht nur eingebildete Gefahr suchten, es gleichfalls auf diese Gefahr ankommen zu lassen. Ich hätte es allerdings lieber gesehen, wenn ich hätte zurückbleiben und das Erdbeben abwarten können, allein die Scham bewog mich, ihm entgegenzugehen. Als es Mitternacht schlug, stiegen wir unter dem Portal des Palastes in den Wagen.
    »Nach der Magdalenenbrücke!« befahl die Königin.
    Der Kutscher gehorchte, fuhr über den Largo del Castello und noch ehe die Uhren die zwölfte Stunde ausgeschlagen hatten, waren wir auf dem Molo. Der afrikanische Wind hatte sich vollständig gelegt, die wenige Luft, die man einatmete, war mit Schwefel geschwängert und trotz des Rollens des Wagens hörte man das unterirdische Geräusch, welches den großen vulkanischen Explosionen vorangeht und der ganzen Natur ein unbestimmtes Vorgefühl der Gefahr einflößt, noch ehe die Gefahr selbst vorhanden ist. DasMeer bewegte sich, nicht in langen, übereinanderrollenden Wellen, wie wenn ein Sturm im Anzuge ist, sondern es kochte wie ein über dem Feuer hängender Kessel und das Kochen stieg von dem Boden auf die Oberfläche. Dieses Sieden machte den ganzen Golf, der von Phosphor funkelte, zu einem großen Feuerspiegel. Der Mond schwamm in einem aschfarbenen Dunst. Um elf war er hinter dem Vulkan aufgegangen, und obgleich er kaum im zweiten oder dritten Tage des Abnehmens stand, so glich er, als er über dem Krater aufstieg, einer ungeheuren, aus einem kolossalen Mörser in die Luft

Weitere Kostenlose Bücher