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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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geschleuderten Bombe. Die ganze beklagenswerte Einwohnerschaft des Basso Porto hatte sich in die Höhlen verkrochen, die sie sich unter den Häusern gegraben und das Rollen des Wagens war das einzige, was die Einsamkeit der engen und dunklen Gäßchen störte, welche nach den Kais führten. Einige unruhige und verirrte Hunde suchten sich auf ihren vier Beinen festzuhalten, als ob sie die Erde bereits unter sich zittern fühlten, und heulten den Mond kläglich an. Ich faßte die Hand der Königin.
    »Was fehlt dir?« fragte sie. »Deine Hand ist ja eiskalt!« – »Ich fürchte mich,« erwiderte ich. – »Beruhigen Sie Ihre Gemahlin doch, Mylord,« sagte die Königin, »denn sonst könnte sie ohnmächtig werden.« – In diesem Augenblicke blieb ein Mann, der trotz der drückenden Hitze in einen Mantel gehüllt war, stehen und sah erstaunt den Wagen vorbeifahren. Und allerdings war dies, obgleich Sir William uns begleitete, keine Stunde, zu welcher Frauen gewöhnlich und besonders in einem solchen Viertel, spazierenfuhren.
    »Königin Karoline,« sagte dieser Mann, »Sie versuchen Gott!« Und er verschwand in einem kleinen überwölbten Gäßchen, welches das Seufzergäßchen heißt, weil die zum Tode Verurteilten durch dieses Gäßchen gehen und von hier das Schafott zuerst erblicken. »O mein Gott, Madame!« rief ich aus, »wer war denn das?«
    »Irgendein von Vanni vergessener Jakobiner, der mir droht, weil er nichts anderes tun kann,« flüsterte die Königin. Wir kamen bis zur Magdalenenbrücke, an der hohen Statue des heiligen Januarius aber wollten die Pferde durchaus nicht weiter. Der Kutscher peitschte vergebens auf sie los, sie gingen nicht, bäumten sich und drängten sich rückwärts an die Brustwehr der Brücke. »Madame, Madame!« rief ich, indem ich die Hand der Königin faßte, »dieser Mann war kein Feind, sondern vielmehr ein Freund. ... Fahren Sie nicht weiter! versuchen Sie Gott nicht!«
    »Was ist denn mit deinen Pferden, Gaetano?« fragte die Königin.
    »Ich weiß es nicht, Madame,« sagte der Kutscher, »sie wollen durchaus nicht an der Statue des heiligen Januarius vorüber.«
    »Ist jemand oder etwas auf dem Wege, was sie erschrecken könnte?«
    «Ich sehe nichts, Madame; die Tiere sehen aber oft Dinge, welche die Menschen nicht sehen.«
    »Haben Sie gehört, was dieser Dummkopf schwatzt?« fragte die Königin Sir William.
    »Madame,« erwiderte dieser, »Ihr Kutscher konstatiert eins der Probleme der Natur, ohne es zu erklären. Es ist bis zur Evidenz erwiesen, daß bei Finsternissen, Erdbeben, kurz bei allen großen Erschütterungen der Natur, die Tiere von ihrem Instinkt davon benachrichtigt werden, noch ehe der Mensch durch seinen Verstand gewarnt ward. Allem Anscheine nach wird der Berg bald etwas von sich hören lassen.« – Und als ob der Vesuv nur diesen Augenblick abgewartet hätte, um seinem Zorne Luft zu machen, ließ sich mit einem Male ein schreckliches Brüllen vernehmen und ein heftiger Stoß schleuderte den Wagen ein Stück rückwärts. Die Pferde wieherten und ohne irgendeine Bewegung zu machen, bedeckten sie sich mit Schweiß, wie das Meer sich mit Schaum bedeckt. »Madame, Madame!« rief der Kutscher, »ich sagte es wohl, daß meine Pferde etwas sähen, was ich nicht bemerke. Sehen Sie, sehen Sie!«
    Und er zeigte mit dem Finger auf den Gipfel des Berges. Ein schwarzer, dicker Rauch begann aus dem Krater in vertikaler Richtung wie ein ungeheurer Turm aufzusteigen. Durch diesen Rauch zuckten Blitze, auf die furchtbare Donnerschläge, die einer Batterie von wohl hundert Kanonen glichen, folgten. Die Königin faßte meine Hand und drückte dieselbe. Dieses eherne Herz begann Furcht zu fühlen. Ich sank beinahe ohnmächtig zusammen. Sir William war entzückt.
    »Wenn Ihre Majestät durchaus hier bleiben wollen,« sagte Gaetano mit zitternder Stimme, »so bitte ich die Herrschaften inständig, auszusteigen, denn ich kann nicht mehr für meine Pferde stehen.« In diesem Augenblicke erdröhnte ein furchtbarer Donnerschlag, wir empfanden einen heftigen Stoß und es war mir, als ob alles um mich herum schwankte.
    »Madame, um Himmels willen!« rief ich, »wir wollen umkehren,wir wollen umkehren!« Die Königin brauchte das jedoch nicht erst zu befehlen, denn mit einer Bewegung, welche die Hand des Kutschers ohnmächtig machte, drehten sich die Pferde von selbst um und jagten dann, ohne daß sie aufzuhalten waren, im tollsten Galopp die Brücke hinab und die Marina

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