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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Fiskalprokurator versuchte es anfangs, sich zu entschuldigen, beim Tribunal so wenig ausgerichtet zu haben. Er hätte dreißig Köpfe gefordert, allein es wäre nicht seine Schuld, daß ihm nur drei bewilligt worden, er hätte die Tortur verlangt, es wäre nicht seine Schuld, daß man diese Forderung zurückgewiesen.
    »Es ist gut, mein Herr,« erwiderte Karoline kalt, »Sie sind vielleicht ein anderes Mal glücklicher.«
    «Ich lege der Königin meine demütigen Huldigungen zu Füßen und frage Ew. Majestät, ob ich vielleicht in irgendeiner Weise nützen kann.«
    »Sie können mir zwei Dienste erweisen, mein Herr,« erwidert die Königin.
    »Ich!« rief der Fiskalprokurator erstaunt aus, »ich könnte Ew. Majestät zwei Dienste erweisen? Sie wollen sagen, Madame, Befehle empfangen!«
    »Sie können,« fuhr die Königin fort, »mir sagen, welcher von den drei Verurteilten dem königlichen Palaste am nächsten wohnt.« – »Das ist der junge Emanuele de Deo, Madame,« erwiderte der Fiskalprokurator, der eine solche Frage nicht begreifen konnte. – »Hat er noch Eltern,« hob die Königin wieder an. – »Nur noch den Vater.« – »Wissen Sie seine Adresse?« – »Ja, Madame.« – »Geben Sie mir diese.« – »Giuseppe de Deo in der Brigittenstraße, nahe bei dem Getreidehändler, ziemlich in der Mitte der Straße.« – »Ich danke, mein Herr. Schreibe diese Adresse auf, Emma.« – Ich zog ein paar kleine Elfenbeintäfelchen aus der Tasche und schrieb eifrig die von dem Fiskalprokurator gegebene Adresse darauf. Die Königin sah nach mir hin, bis ich die Adresse vollständig aufgeschrieben, als ob sie den Mann nicht anblickenwollte, den sie erst, als die höchste Zeit war, zu sich beschieden. Endlich wendete sie sich wieder an ihn und sagte: »Jetzt sagen Sie mir, wo die Verurteilten gefangensitzen.« – »In der Vicaria, Madame.« – »Hier ist Papier, Tinte und eine Feder, schreiben Sie, mein Herr.« – Die Königin zeigte dem Fiskalprokurator einen Tisch, auf welchem die von ihr genannten Gegenstände lagen. Don Basilio Palmieri, der sich in Gegenwart der Königin nicht zu setzen wagte, beugte ein Knie zur Erde, nahm die Feder zur Hand und war zu schreiben bereit. – »Sind Sie bereit, mein Herr?« fragte die Königin. – »Ja, Madame.« – Die Königin diktierte: »Der Oberkerkermeister der Vicaria wird allen Befehlen, die ihm die Person, welche dieses Billett vorzeigt, geben wird, blindlings Gehorsam leisten.« – »Ich bin fertig, Madame.« – »Nun gut, dann schreiben Sie das Datum und Ihren Namen darunter, und benachrichtigen Sie Ihren Oberkerkermeister, daß Sie einen Befehl für ihn gegeben hätten.« – »Und soll ich ihm sagen, welche erhabene Person –« »Sie sollen ihm nichts sagen, mein Herr, denn Sie wissen meine Absichten nicht, und ich wünsche, daß Sie dieselben auch nicht zu erfahren suchen.« – »Haben Ew. Majestät noch weitere Befehle für mich?« – »Nein, mein Herr.« – »Dann habe ich die Ehre, mich Euer Majestät zu empfehlen und Ihnen meine tiefste Hochachtung zu Füßen zu legen.« – Die Königin neigte das Haupt ein wenig und der Fiskalprokurator verließ rückwärtsgehend das Zimmer. Die Tür schloß sich hinter ihm.
    »Was soll ich denn mit dieser Adresse machen, Madame?« fragte ich. – »Behalte sie. Wenn der Augenblick gekommen sein wird, wo ich sie benutzen will, werde ich dir weitere Anweisungen geben.« Was den Befehl betraf, den sie sich für den Oberkerkermeister der Vicaria hatte geben lassen, so las sie denselben noch einmal durch, um zu sehen, ob er auch so geschrieben, wie sie ihn diktiert, dann faltete sie ihn, überzeugt, daß keine Silbe mehr und keine Silbe weniger darin sei, sorgfältig zusammen und steckte ihn in ein kleines Portefeuille, welches sie gewöhnlich bei sich trug. Ich folgte allen ihren Bewegungen mit den Augen und suchte ihre Gedanken zu lesen. »Ich sehe mit Freude, Madame,« sagte ich, »daß der König wahrscheinlich keine unnütze Vorsicht angewendet hat, indem er Ihnen den Schlüssel zum königlichen Siegel zurückgelassen.« – »Ich habe noch keinen bestimmten Entschluß gefaßt, es wird alles von den Verurteilten selbst abhängen,« erwiderte die Königin. »Auf alle Fälle habe ich dir eine Rolle in derLösung der Umstände, welche diese nun auch sein mag, vorbehalten, bereite dich also auf diese Rolle vor.« – »Und welche Vorbereitungen soll ich denn treffen?« – »Du mußt heute abend um acht Uhr mit einem

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