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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Brigittenstraße waren es nur wenige Schritte, so daß ich in einem Augenblick daselbst anlangte. Ich stieg an dem bezeichneten Ort aus. Da es kaum acht Uhr abends war, so hatte der Getreidehändler seinen Laden noch nicht geschlossen und ich konnte fragen lassen, wo Don Giuseppe de Deo wohnte. Der Getreidehändler, welcher Lieferant für die königlichen Ställe war, erkannte den Kutscher, der ihn nach Don Giuseppe fragte, und als er eine Dame an der Wagentür sah, so kam er schnell herbei, da er die Wahrheit vermutete und sich dachte, daß der König oder die Königin geschickt hätten. Man hatte mich so oft in dem königlichen Wagen durch die Straßen Neapels fahren und neben der Königin sitzen sehen, daß der Getreidehändler mich sogleich erkannte. »O Mylady,« sagte er, »der, den Sie zu sehen wünschen, befindet sich augenblicklich in großer Betrübnis, denn sein Sohn ist heute morgen durch die Junta zum Tode verurteilt worden.« – »Das weiß ich,« erwiderte ich, »und gerade deshalb möchte ich mit ihm sprechen. Da Sie nun sein Nachbar sind, so möchte ich von Ihnen wissen, in welchem Hause und in welcher Etage er wohnt.« – »Er wohnt in diesem Hause, Madame,« sagte er, »und zwar in der dritten Etage.« – Und zu gleicher Zeit zeigte er mir das Haus, welches neben dem seinigen stand. »Laßt öffnen,« sagte ich zu dem Kutscher. – »Ich fürchte aber, Madame,« fuhr der Getreidehändler fort, »daß Sie ihn nicht zu Hause antreffen weiden.« – »Wo kann er denn sein?« – »Ich habe ihn fortgehen sehen.« – »Zu dieser Zeit?« – »Ja.« – »Er ist gewiß zu einem der Richter gegangen, um für seinen Sohn zu bitten.«
    »O, Madame, zu dieser Stunde kann kein Richter mehr weder für den armen Vater, noch für das arme Kind etwas tun.«
    »Wo ist er denn aber dann hingegangen?« – Der Getreidehändler sah mich an. – »Wollen Sie durchaus zu ihm?« fragte er. – »Ja, durchaus und zwar augenblicklich.« –
    »Ist es zu seinem Heil? Verzeihen Sie, wenn ich darnach frage, Madame, der arme Vater trägt aber bereits eine so große Last des Schmerzes auf seinen alten Schultern, daß es, wenn Sie die Wucht dieser Last auch nur um ein Körnchen vermehren wollten, eine Wohltat sein würde, wenn man Ihnen nicht sagte, wo er ist.«
    »Ich kann zwar nichts versprechen, allein ich komme in einerbarmherzigen Absicht.« – »Dann kommen Sie, Madame, und ich will – Gott verzeihe mir, wenn Sie mich täuschen – Sie zu ihm führen.« – »Haben wir weit zu gehen?« fragte ich. – »Ungefähr zehn Schritte.« – Der Mann ging vor mir her; ich folgte. Er blieb auch wirklich, nachdem er ungefähr zehn Schritte weit gegangen war, an der kleinen Kirche der St. Brigittenstraße stehen. »Ah,« murmelte ich, »nun verstehe ich, warum er nicht zu Hause ist!« Der Getreidehändler klopfte an die kleine Tür, die sich sogleich öffnete. Eine Art Küster führte uns in die Kirche, die mit Ausnahme einer einzigen erleuchteten Kapelle finster war. Wir traten ein. Der Getreidehändler zeigte mir einen Greis, der nicht auf den Altarstufen kniete, sondern vielmehr auf denselben lag, und mit der Stirn den Marmor berührte. »Sehen Sie,« sagte der Kaufmann, »dort liegt der Mann, den Sie suchen.« Ich dankte ihm, er zog sich zurück und ließ mich allein, an der Tür aber hielt ihn die Neugierde zurück und er blieb mit dem Küster stehen, um zu sehen, was vorgehen sollte. Ich näherte mich geräuschlos dem Greis. Er betete, und da er mich nicht hatte kommen hören, so berührte ich seine Schulter. Er richtete sich auf, so daß er eine kniende Stellung einnahm, und stützte sich mit der einen Hand auf die Altarstufen.
    »Wer sind Sie und was wollen Sie?« fragte er. »Sind Sie der Engel, nach welchem ich rief?« – »Nein, ich bin der Engel nicht, den Sie gerufen,« erwiderte ich, »wenn ich aber auch kein Engel bin, so komme ich vielleicht deswegen nicht minder im Namen Gottes.« – »Was meinen Sie, Madame? Wissen Sie, wer ich bin und für wen ich bete?« – »Sie sind Giuseppo de Deo und beten für Ihren Sohn Emanuele de Deo.« – »Ja, ja, ja.« – »Dann folgen Sie mir.« – »Wohin?« – »Zur Königin.« – Sein Gesicht verdüsterte sich. – »Zur Königin?« fragte er zwischen Freude und Furcht schwankend. »Was kann mir die Königin zu sagen haben? Wissen Sie, daß das Gerücht geht, sie sei es, welche die Hinrichtungen wünscht? Wenn dem so wäre, so möge Gott ihr gnädig sein! Was sie aber

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