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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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der zu mir wollte, vorlassen sollte? – Nun, ich habe von elf Uhr früh bis abends zehn Uhr vergebens gewartet und bei jedem Schritt, der sich meiner Türe näherte, in Hoffnung gezittert. Sie verachten aber meine Gnade, sie sind glücklich, für die heilige Sache der Freiheit sterben zu können. Sie bilden sich ein, daß Neapel ihnen einst Bildsäulen errichten werde, und in dieser Erwartung gehen sie wie Märtyrer zur Richtstätte. – Bildsäulen in Neapel!« – Die Königin brach in ein gellendes Gelächter aus. »Darauf zu rechnen! – Die Völker wissen wohl zu zerstören, nicht aber aufzubauen. Vielleicht wird man die Statuen der Könige umstürzen, gewiß aber nicht, um dafür den Jakobinern deren zu errichten.«
    Sie versank wieder in tiefes Schweigen. Ich hütete mich wohl, dieses Schweigen zu stören. Den Kopf in ihre Hand gestützt, zählte ich mechanisch die fieberhaften Schläge ihres Pulses, als plötzlich das Rollen eines Wagens unter der Wölbung des Palastes widerhallte. Bei diesem Geräusch erhob sich Karoline von ihrem Lager. »Was ist das?« fragte sie.
    »Wahrscheinlich ist es,« erwiderte ich, »Sir William, der seinem Versprechen gemäß zu uns kommt.«
    »Wenn er es ist, so lasse ihn eintreten!« rief die Königin. »Ich will so schnell als möglich erfahren, was dort unten geschehen ist.«
    Es war Sir William wirklich. Er brachte Nachrichten und zwar so unerwartete, daß er keinen Augenblick hatte zögern wollen, uns dieselben mitzuteilen, und dank seinen ausgezeichneten Pferden hatte er den Weg in fünf Viertelstunden zurückgelegt. Folgendes war geschehen und er hatte es mit seinen eigenen Augen vom Fenster des Bankier Leigh aus gesehen. Wie gewöhnlich waren die Bianchi in das Gefängnis der Vicaria gegangen, um die Verurteiltenabzuholen, die zu Fuß gingen und von zwei Kompagnien Infanterie und einer Abteilung Kavallerie begleitet wurden. Sie hatten zum erstenmal an der Kathedrale Halt gemacht, dann ihren Weg fortgesetzt bis zur Toledostraße, in die sie bei dem Palais Maddalone einbogen. In der Toledostraße mußten die Soldaten dem traurigen Zug einen Weg bahnen, so dicht gedrängt standen die Menschen. Die drei jungen Männer, deren jeder zwischen zwei Büßern ging, auf deren Schultern sich zu stützen sie verschmähten, und vor denen ein Priester vorausging, der sich von Zeit zu Zeit umdrehte und ihnen das Kruzifix zum Kusse reichte – ein Akt, den sie mit ehrfurchtsvoller Inbrunst ausführten, – wandelten festen Schrittes dahin und grüßten die an die zu beiden Seiten der Straßen stehenden Häuser zurückgedrängte Menge und die an den Fenstern der gedrängt vollen Häuser stehenden Bekannten. Diese erwiderten die Grüße dadurch, daß sie die Taschentücher schwenkten und riefen: »Lebt wohl! lebt wohl!« Ungefähr dreiviertel auf vier Uhr kam der Zug an die Sankt-Ferdinandskirche und gelangte, nachdem man das Theater San Carlo passiert, auf dem Schloßplatz an, in dessen Mitte das Schafott errichtet war, welches von drei Galgen überragt ward, welche die Form eines großen H hatten, bei welchem man den Querstrich bis an das oberste Ende der beiden Grundstriche hinaufgeschoben. Vitagliano, der älteste der drei jungen Leute, der zuerst ging, rief aus: »Freunde, hier ist das Werkzeug unseres Märtyrertums.« – »Es sei uns willkommen!« erwiderte Emanuele de Deo. »Das Märtyrertum führt zu Gott!« – »Und der Tod zur Freiheit!« fügte Gagliani, der jüngste der drei Verurteilten, hinzu. Man hörte diese drei Worte und die, welche sie gehört hatten, sagten sie weiter. Die Menschenmenge war eine ungeheure und kaum hatten vierhundert Mann Infanterie vor einer halben Stunde auf den Platz rücken und um das Schafott herum ein großes leeres Viereck bilden können. Hierauf hatten diese vierhundert Mann im Angesichte aller und auf Befehl ihrer Offiziere ihre Flinten geladen. Von der anderen Seite sah man die Artilleristen des Castello Nuovo die Mündungen ihrer Kanonen auf den Schloßplatz richten und sie selbst standen mit angezündeten Lunten hinter den Geschützen, bereit Feuer zu geben, sobald man einen Versuch zur Befreiung der Gefangenen machen würde. Zu diesen Truppen gesellten sich dann auch noch die, welche die drei Verurteilten begleiteten. Ungefähr achthundert Mann Soldaten umstanden das Schafott. In demAugenblicke, wo die Verurteilten in den verhängnisvollen Kreis traten, der wie eine eiserne Mauer zwischen dem Leben und ihnen stand, schlugen zwölf Tambours

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