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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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nicht wahr?« – »Gott bewahre mich davor, Sie auch nur einen einzigen Augenblick zu verlassen, Madame! Man sollte aber nach dem Arzte schicken.« – »Warumdenn?« – »Weil ich fürchte, daß Sie ernstlich krank sind und denke, daß einige beruhigende Mittel vielleicht genügen würden, eine gefährliche Krankheit abzuwenden.« Die Königin dachte einen Augenblick nach, richtete sich auf ihrem Ellbogen empor und ließ dann das Haupt wieder auf das Kissen sinken. »Die Sache ist die,« sagte sie, »daß ich mich nicht wohl fühle. Ich habe Ohrensausen und rote Flecke vor den Augen. Schicke einen Kurier nach Neapel und schreibe Domenico Cirillo, morgen früh so zeitig wie möglich zu mir zu kommen.« »Wollen Eure Majestät mir erlauben, Ihren Puls zu fühlen? Ich verstehe mich ein wenig auf Medizin,« sagte Sir William. »Fühlen Sie,« sagte Karoline, indem sie den Arm ausstreckte. Sir William zog seinen Handschuh aus, nahm seine Uhr heraus und während er mit der einen Hand dieselbe hielt, untersuchte er mit der anderen den Puls der Königin. Er zählte zweiundachtzig Schläge in der Minute. »Nicht morgen erst,« sagte er, »sondern heute noch muß der Arzt kommen, Madame, und da ich wegen meiner Korrespondenz nach Neapel zurückkehren muß, so werde ich Ihr Kurier sein. Wenn Cirillo abwesend sein sollte, so werde ich Ihnen Cottugno schicken.« – »Schicken Sie mir wen Sie wollen, Mylord, nur keinen englischen Arzt. Ich verabscheue Ihre Kalomelverschreiber; sie haben für alle Krankheiten nur ein Mittel, man sollte meinen, sie hätten das Universalheilmittel erfunden.« Sir William verabschiedete sich von uns und ging fort, indem er die Königin inständig bat, nicht, wie sein skeptischer Geist ihn fürchten ließ, falls sie kränker würde, einen Dorfarzt holen zu lassen, sondern den zu erwarten, den er ihr aus der Stadt schicken würde. Sir William hatte sich nicht getäuscht. Das Übel der Königin nahm schnell zu, und zwei Stunden, nachdem er fort war, lag sie im Fieberwahnsinn. In diesem Delirium wohnte sie der Hinrichtung der drei jungen Männer bei und erzählte alle die Einzelheiten, die Sir William ihr soeben berichtet.
    Um Mitternacht fuhr ein Wagen donnernd durch die Einfahrt des Palastes. Man wußte, daß ein Arzt aus Neapel erwartet ward und man war wach geblieben, damit er ohne Verzögerung heraufkommen könnte. Ich eilte an die Treppe. Es war der Doktor Cottugno. Er ward von Sir Williams Sekretär begleitet, der mir einen Brief meines Gatten überbrachte. Domenico Cirillo hatte nicht kommen wollen, sondern gesagt, daß er um fünf Uhr seine Entlassung als Hofarzt ins Palais geschickt habe. Das war eine Stunde nach der Hinrichtung, die Absicht war also deutlich und bestimmt, und derBeweggrund, aus welchem Cirillo seine Entlassung eingereicht, bedurfte keiner weiteren Erklärung. Sir William, der die patriotischen Ansichten Cirillos kannte, war über seine Weigerung durchaus nicht erstaunt und hatte sich an Cottugno gewendet. Ich führte den letzteren zur Königin. Sie sah im Gesicht ganz purpurrot aus, sprach in kurzen Worten und ihr Auge war fieberhaft. Ihr Puls ging noch schneller und man konnte in einer Minute neunzig Schläge zählen. Cottugno, der sich durch seine schnelle Entschlossenheit auszeichnete, warf nur einen einzigen Blick auf die Kranke.
    »Die physischen Kräfte,« sagte er, »sind durch die moralischen sehr erschüttert worden. Es handelt sich daher darum, auf die moralischen Kräfte durch die physischen zu wirken.« Und er zog sein Besteck aus der Tasche. Dann fuhr er zu mir gewendet fort: »Madame, wollen Sie mich unterstützen, Ihrer Majestät zur Ader zu lassen, oder wollen Sie eine der Kammerfrauen rufen?« – »Wenn ich Ihnen nun helfen wollte, mein Herr,« sagte ich, »würde dann das, was ich zu tun haben würde, schwer sein?« – »Ach, mein Gott, nein! Es handelt sich einfach darum, daß Sie nicht ohnmächtig werden. Können Sie dafür stehen?« – »Ja, mein Herr, ich besitze Mut.« – »Man hat bisweilen Mut für sich, ohne ihn für andere zu haben. Übrigens handelt es sich nur darum, die Schüssel zu halten.« – »Rechnen Sie auf mich.« – »Gut, dann wollen wir keine Zeit verlieren.« – Und der Doktor unterband hierauf selbst den Arm der Königin und ohne eine andere Hilfe als die meinige ließ er der Königin reichlich zur Ader. Ich sah zum ersten Male Blut fließen und zwar das kostbare Blut einer gekrönten Freundin; der Eindruck war demnach ein

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