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Glauben zu halten brauchte, die man wie Geächtete verfolgen, von hinten überfallen, am Herd der Gastfreundschaft vergiften, während ihres Schlafes worden, kurz wie tolle Hunde umbringen könnte.
So weit führt die Verblendung der Leidenschaft, daß auch ich die Wut gegen eine Nation teilte, die ich später um ein Asyl anflehte und die es mir gewährte, während England, für welches ich so viel getan, mir ein Stück Brod verweigerte! Übrigens wird der Leser meine Gefühle aus einigen Briefen von mir erkennen, die ich anführen und an denen ich kein Wort ändern werde. Eine Klasse der Gesellschaft in Neapel aber gab es, die diesen Haß gegen die Franzosen nicht teilte und folglich auch nicht in die Gebete einstimmte, die man gegen die Franzosen zum Himmel schickte. Es war dies die freie, unabhängige, unterrichtete Klasse des sogenannten Mezzo ceto, das heißt die Juristen, Ärzte, Philosophen, Advokaten und Dichter. Und die Königin, welche die Reue vergaß, die sie nach dem Tode der ersten Opfer, besonders nach dem des Fürsten Caramanico, empfunden, war die erste Person, welche die Staatsjunta reorganisierte und den drei Männern, welche man die Sbirren oder Häscher der Königin nannte, nämlich Vanni, Guidobaldi und Castelcicala, abermals Beschäftigung gab.
Von neuem füllten sich die Gefängnisse und diesmal wurden die ersten Namen von Neapel auf der Liste der Gefangenen verzeichnet. Inmitten dieser Vorbereitungen nicht nur zu einem Defensiv-, sondern auch zu einem Offensivkriege versetzte uns der Waffenstillstand von Brescia, welcher dem Vertrag von Tolentino mit Pius dem Sechsten voranging, wie ich bereits gesagt habe, in die größte Verlegenheit. In dem Vertrag von Tolentino trat der heilige Vater Bologna, Ferrara und die Romagna an Frankreich ab, wobei den abgetretenen Ländern das Recht zuerteilt ward, republikanische Verfassungen anzunehmen, was sie auch sogleich taten, nachdem ihre Abtretung erfolgt war. So rückte die Gefahr, welche die Königin für fern gehalten, immer näher. Die Franzosen wichen zwar zurück, die revolutionären Prinzipien aber machten einen Schritt vorwärts, der Gedanke, stärker als die Menschen, faßte Wurzel an den Orten, die sie verließen. Der General Acton und die Königin sahen ein, daß kein Augenblick zu verlieren war. Sie mußten, daß das Direktorium in Bonaparte drang, an demKönigreich beider Sizilien Rache zu nehmen und daß dieser geantwortet hatte: »Jetzt sind wir noch nicht mächtig genug, um dieser Rache die nötige Furchtbarkeit zu verleihen; es wird aber ein Tag kommen, wo Neapel seine vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Schändlichkeiten bezahlen muß, und ich stehe dafür, daß der König Ferdinand und die Königin Karoline nichts dadurch verlieren werden, daß sie ein wenig haben warten müssen.«
Diese Antwort war dem Hofe von Neapel wörtlich mitgeteilt worden, und obgleich die Rache noch einige Zeit aufgeschoben ward, so fürchtete sich der König doch so vor diesem Damoklesschwert, welches über seinem Haupte schwebte, daß er den Prinz Belmonte mit dem Auftrag an Bonaparte schickte, um jeden Preis einen Friedensvertrag abzuschließen. Am 11. Oktober ward der folgende Vertrag von den Bevollmächtigten der beiden Mächte unterzeichnet. Ich führe denselben hier an, damit der Leser beurteilen kann, in welchen Zustand der Abhängigkeit die Furcht den neapolitanischen Hof der französischen Republik gegenüber versetzt hatte. Je tiefer man in den Sumpf kommt, desto mehr füllt er sich mit Wasser und je tiefer man das Herz der Königin erniedrigte, desto mehr erfüllte es der Haß. Die Bedingungen des Vertrags waren durchaus nicht zweideutig und folgendermaßen:
»Neapel wird, indem es sich von seinen anderen Verbündeten trennt, neutral bleiben und seine Häfen allen Schiffen derjenigen Mächte, die gegen Frankreich Krieg führen, verschließen. – Höchstens sollen vier der französischen Republik feindselige Schiffe Aufnahme finden. Man soll allen Franzosen, die aus irgendeiner politischen Ursache gefangen sein könnten, die Freiheit wieder geben. Es sollen ernstliche Nachforschungen zur Entdeckung der Personen angestellt werden, welche die Papiere des Ministers Mackau gestohlen haben. Die Franzosen haben die Freiheit, die verschiedenen Kulte auszuüben, zu denen sie sich bekennen. Mit der französischen Republik werden Handelsverträge unterzeichnet, durch welche Frankreich in den sizilianischen Häfen dieselben Rechte erhält, wie die
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