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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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denen ich auf dem Wege begegnet war. Und als ich den Fuß auf die erste Stufe der großen Haupttreppe setzte, sah ich die Türen der Gemächer Karolinens sich öffnen. Eine ganz in lange schwarze Kreppschleier gehüllte Frau erschien. Sie hielt das Taschentuch vor die Augen und schluchzte, indem sie sich weitertastete. Ich stellte mich an die Seite; sie ging an mir vorüber, ohne mich zu sehen, obgleich ihr Gewand das meinige berührte. Sie stieg in den Wagen und fuhr fort. Ich trat bei der Königin ein, als die Pendule die zwölfte Stunde schlug. »Du hältst Wort, Emma,« sagte sie. »Komm her.« Ich näherte mich ihr, erstaunt, keine größere Veränderung in ihrer Stimme wahrzunehmen. Ich erwartete Karolinen trostlos und in Tränen zu finden, allein ich täuschte mich. Sie war kalt und entschlossen. Ich reichte ihr das Kästchen. Sie öffnete es mit dem Schlüssel, den sie bereit hielt, und indem sie eine Haarlocke aus dem Busen zog, sagte sie: »Sieh', das ist alles, was von ihm bleibt.« Sie drückte die Haarlocke heftig an ihre Lippen und schloß dieses Andenken an den Toten zu den Andenken ihrer Liebe in ein unddasselbe Kästchen. Dann schob sie das Kästchen unter ihr Kopfkissen, auf welches sie das Haupt sinken ließ, schloß die Augen und murmelte dieselben Worte, die ich bereits bei ihr gehört, vor sich hin: »Es ist eine Strafe des Himmels!«

74. Kapitel.
    Zum Unglücke stachelten die äußern politischen Ereignisse diese energische Seele, die nicht ohne Leidenschaften leben konnte und von dem Bedürfnisse zu lieben oder zu hassen, verzehrt ward, bald wieder zu der Wut an, die nur einen Augenblick vom eigenen Schmerz gelindert worden war. Die Reaktion des 9. Thermidor, welche diejenigen vernichtete, die am meisten zur Hinrichtung Ludwig des Sechzehnten und Marie Antoinettes beigetragen, hatte Marie Karolinen eine momentane Erleichterung gebracht. Diese Reaktion schien jedoch den revolutionären Armeen ein Signal zur Verdoppelung ihrer Energie zu sein. Meine Notiztafeln tragen noch heute das Datum der Siege der republikanischen Generale, welche Siege ich verzeichnete, so wie mir von denselben Kunde erhielten und uns dieselben in Erstaunen setzten, denn da Frankreich rings von Feinden umgeben war, so schien es uns leicht besiegbar. Die Österreicher, die in das Innere Frankreichs gedrungen waren, ließen sich am 16. August vom General Scherer die Festung Guesnoy und am 27. August vom General Pichegru die Stadt Valenciennes wieder nehmen. Am 30. öffnete Condé den französischen Armeen wieder seine Tore. Landrecies war schon am 30. April wieder genommen worden, so daß von vier, von den Armeen des Kaisers eroberten Orten diesem auch nicht einer mehr blieb. An der Grenze Spaniens standen die Sachen wenig besser. Fontrabie und St. Sebastian wurden von dem General Mancey besetzt und das Fort Bellegarde war soeben in die Hände des Generals Dugommier gefallen. Der General Jourdan, welcher die Armee der Sambre und Maas befehligte, machte seinerseits Fortschritte, die uns in große Unruhe versetzten. Nachdem er sich zum Herrn von Aachen gemacht, hatte er am 2. Oktober die Schlacht von Aldenhoven gewonnen, am 3. hatte er Julliers genommen, hierauf nach der Reihe Andernach, Coblenz, Mastricht, Köln und dies alles, während Pichegru Nymwegen nahm und Amsterdam, aus welchem der Statthalter entfloh, besetzte und sich der holländischenFlotte bemächtigte, die zwischen dem Eis des Texel gefangen lag.
    Endlich ward ein Friedensvertrag am 9. Februar 1795 zwischen Frankreich und Toscana geschlossen, wodurch der französischen Republik Aufnahme in das politische System Europas zugestanden ward. Die Königin ließ den General Acton eine Tabelle der französischen Heere zu Anfang des Jahres 1795 aufsetzen, und aus dieser Tabelle ging hervor, daß Frankreich am 1. März acht Landarmeen hatte: die Nordarmee, die vom General Moreau befehligt ward, die Armee der Sambre und Maas, vom General Jourdan befehligt, die Mosel- und Rheinarmee unter dem General Pichegru, die Armee der Alpen und Italiens unter Kellermann; die der östlichen Pyrenäen unter Scherer; die Armee der Westküsten unter Cancloux und endlich die Armee der Küsten von Brest und Cherbourg unter Hoche. Diese furchtbare Haltung brachte an dem spanischen Hofe noch eine größere Wirkung hervor, als am neapolitanischen, denn König Carl der Vierte, der Bruder des Königs Ferdinand, beschloß mit Frankreich in Unterhandlung zu treten und am 22. Juli 1795 ward der

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