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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Rauch umwölkten und von Blitzen erleuchteten Türmen ein majestätisches Schauspiel dar. Die Barke stieß vom Lande, sie war nach dem Muster der alten römischen Galeeren gebaut. Sir William hatte die Zeichnung dazugeliefert und er behauptete, daß dieselbe genau nach der Galeere gefertigt worden sei, in welcher Kleopatra dem Antonius entgegengesegelt. Die Königin sagte lachend, daß dies eine Anspielung des englischen Gesandten sei, und daß er nichts dagegen haben würde, wenn die neue Kleopatra in ihrer Liebe zu einem andern Antonius ihre Ähnlichkeit mit der Königin von Egypten noch weiter verfolgte. Die ganze Flottille setzte sich in Bewegung und die Hauptgaleere mit ihren vierzig Ruderern führte den Zug an. Dieser Golf, dessen azurnes Blau an Tiefe und Klarheit mit dem Azur des Himmels wetteifert, bot an dem schönen, lichtvollen Septembermorgen mit den zwölf oder fünfzehn Barken, die an Schönheit und Eleganz einander zu übertreffen suchten, die mit purpurnen Zelten, wehenden Flaggen und Blumen geschmückt waren, und deren jede eine balsamische Spur zurückließ, einen herrlichen Anblick dar. Die ganze Flottille setzte sich unter dem Läuten der Glocken, dem Donner der Kanonen und dem Beifallsrufen der unzähligen Menschenmenge von Neapel, die auf dem Molo und auf den Kais sich drängte, mit den Taschentüchern wehte, die Mützen in die Luft warf und wie toll rief: »Es lebe der König! Es lebe Nelson! Nieder mit den Franzosen!« in Bewegung. Die Königin biß sich mit gehässigem Lächeln auf die Lippen, denn nicht ein einzigesmal hörte man den Ruf: »Es lebe die Königin!« Übrigens waren wir bald so weit von der Stadt entfernt, daß wir das Rufen nicht mehr hören konnten, nur noch das Geläute der Glocken und der Donner der Kanonen drang zu uns.
    Sobald wir den Hafen verlassen, hatten wir am Horizonte das Schiff bemerkt, dem wir entgegenfuhren. Der Wind trieb es uns entgegen, so daß mir ihm nicht hätten entgegenfahren können, wenn wir aus Mangel an Rudern hätten segeln müssen. So geschah es denn, daß sich durch dieses gleichzeitige Entgegenkommen zweier Flotten die Entfernung zwischen beiden schnell verminderte. Das Schiff, welches uns am nächsten war, trug, wie die Wachen gesagt hatten, an seinem Hauptmast die Admiralsflagge, und überdies erkannte der Admiral Caracciolo mit dem unfehlbaren Auge eines Seemanns den »Vanguard«. Ohne Zweifel hatte Nelson seinerseits, trotz der großen Entfernung, die kleine Flottille entdeckt und erkannt, denn da er erriet, daß sie zu ihm und seinetwegen kam, so ließ er einen Kanonenschuß abfeuern, von dem wir lange schon den Rauch sahen, ehe wir den Knall hörten, und einer Flamme gleich ward an der Mastspitze das rote englische Banner aufgehißt.Wir konnten die Schüsse vom »Vanguard« nicht erwidern, da wir keine Artillerie an Bord hatten, sogleich aber ließ unser Musikkorps unter der Leitung von Dominico Cimarosa die fröhlichsten Fanfaren ertönen, und mir für meinen Teil gefiel es besser, Nelson auf diese Weise meine Huldigungen darzubringen, als ihn mit dem rauhen Donner der Kanonen zu begrüßen. Nicht ohne heftige Aufregung fühlte ich mich zu dem Helden hingezogen, von dem ich wußte, daß er mich bis zum Wahnsinn liebte. Noch hatte kein Gefühl in meinem Herzen eine so entschiedene Gestalt angenommen, als daß ich selbst wissen sollte, welche Empfindungen mich bei seinem Anblick bewegten, nur fühlte ich an dem Schauder, der meinen ganzen Körper durchrieselte, und an der wechselnden Röte und Blässe meines Gesichts, daß diese Empfindungen sehr heftige sein würden. Der »Vanguard« hatte das Kap Campanella und wir Torre del Greco passiert; wir waren kaum noch drei Meilen voneinander entfernt und in einer Viertelstunde oder in zwanzig Minuten befanden sich die Hauptbarke und der »Vanguard« vielleicht einander dicht gegenüber. Die Königin sah meine Unruhe und da ich, wie gewöhnlich, zu ihren Füßen saß, so neigte sie sich an mein Ohr und flüsterte: »Mut, du Törichte! Denke an Amy Strong, den Admiral Payne und den Matrosen Richard. Nur bittet dich jetzt nicht Amy Strong, sondern die Königin von Neapel. Wir eilen auch nicht dem Admiral Payne entgegen, sondern dem Admiral Horatio Nelson und endlich handelt es sich nicht um die Rettung eines armen Matrosen, sondern um die eines ganzen Königreiches.« – »O Madame,« erwiderte ich, »eben das erschreckt mich. Wenn der Zweck kein so großer wäre, so würde auch meine Angst

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