Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
Mühe nehmen, den König über das um Rat zu fragen, was mir zu tun beliebte.« – »Majestät,« erwiderte ich, »der König Ferdinand war Kronprinz und Sie waren Erzherzogin von Österreich, Sie haben ihm eine eben so große, ja größere Mitgift gebracht, als er Ihnen. Das war jedoch nicht mit Sir William und mir der Fall. Wer war ich denn, als er mich heiratete? Die Maitresse seines Neffen. Wer war ich vorher, ehe ich die Maitresse seines Neffen war? Er hat es vergessen, Madame, und ich möchte ihn nicht gerne wieder daran erinnern.« Die Königin legte mir die Hand auf den Mund. »Wir werden schon alles gut einzurichten wissen,« sagte sie. »Derjenige, der etwas anderes als dein Glück wollte, würde mein größter Feind sein. Bedenke doch, ob ich dich unglücklich machen wollte!« Ich ward nachdenklich, denn ich fühlte deutlich, daß sich mir eines jener Ereignisse näherte, die auf das ganze Leben Einfluß ausüben.
    Am 22. September wurden wir früh um sechs Uhr benachrichtigt, daß zwei oder drei große Schiffe von den Wachen signalisiert worden seien, und daß das eine dieser Schiffe die Admiralsflagge trüge. Seit fünf oder sechs Tagen war der König in Erwartung der Festlichkeiten nicht auf die Jagd gegangen, was ihm tiefe Seufzer kostete, denen die Königin aber durchaus keine Beachtung schenkte. Sogleich ward Befehl gegeben, daß jeder auf dem ihm angewiesenen Posten sein sollte, die Geistlichen aller Kirchspiele wurden benachrichtigt, ihre Glocken zum Läuten bereitzuhalten, die Kommandanten aller Forts mußten die Kanonen laden lassen, denn man hatte sich vorgenommen, Nelson einen königlichen Empfang zu bereiten. Der Admiral Caracciolo sollte die Führung der kleinen Flottille übernehmen, die Nelson entgegensegeln sollte. Natürlich befehligte er die Hauptbarke, welche der König und die Königin besteigen wollten. Um daher zu jeder Stunde am Tage oder in der Nacht bereit zu sein, blieb er seit der Ankunft des »Culloden« und »Alexander« fortwährend an Bord der Hauptbarke. Die Königin hatte Sir William Hamilton, in seiner Eigenschaft als englischer Gesandter – und vielleicht auch aus anderenGründen, die sie nicht nannte – die Ehre, Nelsons Wirt zu sein, überlassen und besonders an dem Tage seiner Ankunft sollte er uns ganz gehören. Sir William hatte große Vorbereitungen getroffen und ich hatte mit großer Freude, ja mit großem Stolze meine Sorgfalt den Vorbereitungen gewidmet, die von dem Auge einer Frau geleitet und von ihrem Geschmack geordnet werden müssen. Wie fast stets hatte ich die Nacht im Palais zugebracht, denn nur selten ließ mich die Königin in das Gesandtschaftshotel zurückkehren. Sir William allein hatte das Recht, sich darüber zu beklagen, und er beklagte sich nicht. Sir William war zu dieser Zeit beinahe siebenundsechzig Jahre alt. Die Königin, welche wünschte, daß ich schöner als je aussehen sollte, entwarf die großartigsten Pläne in bezug auf meine Toilette; mein Entschluß aber stand fest. Ich wollte kein anderes Kostüm, als das, in welchem Romney mich gemalt hatte, als wir, Sir William und ich, nach London zurückgekehrt waren, um unsere Vermählung sanktionieren zu lassen. Dieses Kostüm bestand bekanntlich aus einem langen weißen Kaschmirgewande in Form einer griechischen Tunika, welches in der Taille von einem roten, goldgestickten Maroquingürtel zusammengehalten ward, den eine Agraffe, eine Kamee, die nichts anderes als das Porträt Sir Williams war, schloß. Mein Haar, für welches ich stets allen Schmuck verschmäht habe, sollte ungepudert auf meine Schultern herabwallen und ich wollte mich in einen großen roten indischen Shawl, der mit Blumen gestickt war, hüllen. Dieser Shawl hatte mir oft bei der Königin und in unseren vertrauten Zirkeln bei dem von mir erfundenen Shawltanz gedient, den seitdem alle Tänzerinnen nachgeahmt. Die Königin machte dagegen eine königliche Toilette und war über und über mit Diamanten bedeckt. Auch der König war in großer Toilette und mit seinen Hausorden von Spanien, Frankreich und Österreich geschmückt.
    Um acht Uhr waren alle bereit. Wir gingen die Arsenaltreppe hinab nach dem Kriegshafen. Die Hauptbarke erwartete uns; Caracciolo in großer Galaadmiraluniform stand auf seiner Quartierbank. Kaum befanden sich der König und die Königin an Bord, als von allen Seiten die Kanonen der Kastelle donnerten und die Glocken der dreihundert Kirchen von Neapel zu läuten begannen. Die Stadt bot mit ihren von

Weitere Kostenlose Bücher