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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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nur noch auf die Königin, ehe man landete. Obgleich ich mich auf ihren Arm, anstatt daß sie sich auf den meinigen stützte, was doch das Zeichen der größten Gunst war, schritt ich mit gesenktem Haupte durch die Reihen der Höflinge, die mich beneideten. Ich hatte ein Lächeln auf den Lippen und den Tod im Herzen! Niemals hatte ich gehaßt, nie gewünscht, mich an jemanden zu rächen, von diesem Augenblicke an aber fühlte ich, daß Haß und der Wunsch, mich zu rächen, wie eine doppelte Schlange sich in mein Herz schlichen.
    Endlich stieg man ans Land. Die königlichen Equipagen und die Wagen der Gesandtschaft warteten am Arsenal. In den ersten Wagen stieg der Admiral Nelson mit dem König, der Königin und mir, der Kronprinz und die Kronprinzessin stiegen mit Sir William in den zweiten. In die anderen Wagen konnte sich jeder setzen, wer da wollte, was jedoch auch erst nach einigen Zeremonien und Etikettestreitigkeiten geschah. Die Kutscher hatten Befehl erhalten, nach der St. Klarakirche zu fahren, wo das Te Deum von dem Kardinal-Erzbischof von Neapel, Capece Zurlo, gesungen werden und wobei ihn der Kardinal Fabrizzio Ruffo, von dem zu sprechen ich bereits Gelegenheit gehabt Habe und der, ohne daß noch sonst jemand es vermutete, sich der Epoche näherte, in der er eine so große politische Rolle spielte, unterstützen sollte. Den Befehl jedoch, nach der Klarakirche zu fahren, konnten die Herren leichter geben, als die Diener ihn befolgen, denn die Straßen waren so mit Menschen überfüllt und die Wagen so dicht von einer unglaublichen Menschenmenge umringt, daß sie vom Meer umtosten Schaluppen glichen, die von den Wogen geschüttelt werden. So unbeliebt die Königin war, so beliebt war dagegen der König. Niemals stand, wenn er ausging, eine Truppe, ein Gendarm, eine Garde trennend zwischen ihm und dem Volke. Der letzte Lazzarone konnte zu ihm, ihn berühren, mit ihm sprechen, sich nach seinem Befinden erkundigen, ihn fragen, wann er seine Fische in Mergellina verkaufen, oder seine Makkaroni im Theater San Carlo essen würde, und wie man leicht begreifen wird, benutzen diese zutraulichen Menschen diese Erlaubnis in ihrer ganzen Ausdehnung. So war es nicht selten, daß der König bei Feierlichkeiten wie die heutigen drei bis vier Lazzaroni auf dem Kutscherbock, ebensoviel auf dem Bediententritt bei den Lakaien und ebensoviel wie Pagen auf den Tritten an den Schlägen des Wagens stehen hatte.
    Nelson konnte sich darüber nicht genug verwundern, und da er an die majestätische Würde der Herrscher Großbritanniens, wie an den ruhigen und kalten Enthusiasmus des Volkes in London gewöhnt war, so machten diese lärmenden Gefühlsexplosionen der Südländer ihn schwindlig. Übrigens nahmen der König und die Königin in seinen Gedanken, besonders aber in seinem Herzen jetzt nur den zweiten Platz ein. Da er der Königin und ich dem König gegenüber saß, so hatte er sich meiner rechten Hand bemächtigt und drückte dieselbe unter fieberhaften Zuckungen, welche die Unruhe seiner Seele verrieten und mir sagten, was für stürmische Gefühledas Blut nach seinem Herzen trieben. Wir brachten gewiß eine Stunde zu, ehe wir vom Kai bis in die Klarakirche gelangten. Dann dauerte das Te Deum ungefähr eine halbe, und die Rückfahrt drei Viertelstunden. Endlich erreichten wir das englische Gesandtschaftshotel und es ward hohe Zeit, denn ich war vor Ermattung, Auflegung, hauptsächlich aber vor Zorn wie zerschlagen. Das ungeheure Portal des Palais Calabrito war in einen Triumphbogen verwandelt worden, an dessen beiden Seiten sich Masten mit Bannern erhoben, deren jedes Nelsons Namen trug. Bis zur ersten Etage glich die Treppe einer Laube aus Lorbeeren und Blumen. Ein Diner von achtzig Kuverts war in der Gemäldegalerie, serviert worden. Beim Dessert spielten die hundertundzwanzig Musiker des Theaterorchesters die Melodie des Liedes: ›God save the king‹, wozu eine wundervolle Stimme die eingelegten Couplets sang.
    Das letzte derselben war Nelson zu Ehren gedichtet worden und lautete folgendermaßen,
    »Drum Heil Dir, starker Held,
Dich preist die ganze Welt,
Zu Frankreichs Spott,
Egyptens Wüstensand
Singt, wie das stolze Land,
Wo deine Wiege stand:
Dich segne Gott!«
    Man wird begreifen, mit welchem Enthusiasmus dieser Vers aufgenommen ward. Der König, die Königin, der Kronprinz, wie alle Gäste hörten ihn stehend an, und der Ruf: »Es lebe Nelson! Es lebe der Sieger vom Nil! Es lebe der Retter Italiens!« ertönte

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