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unmittelbar gegen Rom. An demselben Tage, wo die neapolitanische Armee die Grenze der römischen Staaten erreichte, erhielt General Championnet vom Direktorium einen Befehl, der ihm dreitausend Mann nahm, um die Garnison von Korfu zu verstärken. Vielleicht hätte Championnetdiesem Befehl nicht zu gehorchen gebraucht, da die dringende Notwendigkeit denselben unzweckmäßig erscheinen ließ. Er gab aber die dreitausend Mann und hatte nur noch ungefähr zwölftausend. Aber zur selben Zeit ließ er die Lärmkanone auf der Engelsburg abfeuern, in der ganzen Stadt Generalmarsch schlagen und traf schnell alle Maßregeln, um einer Gefahr zu begegnen, die sich mit der Schnelligkeit einer Lawine gegen ihn heranwälzte. Wir erhielten täglich Nachrichten vom König und diese Nachrichten hielten uns über seinen Triumphmarsch unterrichtet. In der Nacht des 30. November erhielten wir die Nachricht, daß der König den Tag vorher unter wahnsinnigem Jubel seinen Einzug in Rom gehalten. Man hatte seinen Wagen ausgespannt, und das Volk hatte ihn gewissermaßen in seinen Armen bis an den Palast Farnese getragen. Der Brief des Königs meldete uns, daß der General Championnet Rom verlassen habe, nachdem er fünfhundert Mann in der Engelsburg zurückgelassen und dem Offizier, der sie befehligte, verboten hatte, sich unter irgendeiner Bedingung zu ergeben. Gleichzeitig hatte er ihm sein Wort gegeben, noch vor zwanzig Tagen wieder in Rom zu sein. Dieses Versprechen machte dem König und besonders dem General Mack großen Spaß. Ferdinand fügte in einer Nachschrift hinzu, daß das Volk die Patrioten erwürge und ihre Häuser plündere. Er selbst habe zwei Neapolitaner, die Gebrüder Corona, erschießen lassen, von welchen der eine Minister der römischen Republik gewesen. So ging alles aufs beste. Auch die Königin befahl, daß ein Te Deum in allen Kirchen Neapels gesungen, die Kanonen als Siegeszeichen gelöst, und die Stadt illuminiert werde. Zum Lobe der Neapolitaner muß man es sagen, daß diese Befehle mit Begeisterung entgegengenommen und ausgeführt wurden. Man erinnert sich, daß eine Truppenabteilung von acht- bis zehntausend Mann unter dem Kommando des Generals Naselli auf Transportschiffen nach Livorno abgehen sollte. Am 22. November verließ wirklich diese Abteilung den Hafen von Neapel unter dem Schutze des »Vanguard«, auf welchem Nelson sich befand, des »Culloden«, des »Minotaurus«, der »Alliance«, des Kutters »Flora«, sowie des portugiesischen Geschwaders.
Kriegs- und Transportschiffe kamen am Nachmittage des 28. Novembers in Livorno an. Die englischen und neapolitanischen Minister machten sogleich ihren Besuch bei dem Admiral. General Naselli forderte die Stadt auf, sich zu ergeben, was um acht Uhr abends geschah. Diese Aufforderung hatte der General Naselli undder Vize-Admiral Nelson gemeinschaftlich ergehen lassen. Naselli nahm die Stadt in Besitz, Nelson aber blieb auf seinem Schiffe. Überdies war Nelson zu verliebt in mich, um lange entfernt von mir zu sein. Darum verließ er Livorno am 30. November und war am 5. Dezember wieder in Neapel. Am 6. morgens schrieb er dem General-Kapitän Acton einen Brief, in welchem folgender Satz stand, den der Minister sich beeilte, uns lesen zu lassen. Nelson sah die Dinge in keinem so rosigen Lichte, wie der König von Neapel.
»Hier haben Sie in einigen Worten den Zustand des Landes und die Lage der Dinge,« sagte er. »Die Armee des Königs ist in Rom; Civita-Vecchia ist genommen, aber in der Engelsburg sind noch fünfhundert Mann Franzosen zurückgeblieben. General Championnet steht an der Spitze von dreizehntausend Mann und erwartet die Neapolitaner in einer sehr festen Stellung in Civita-Castellana. General Mack rückt gegen sie mit zwanzigtausend Mann vor. Der Ausgang ist, meiner Meinung nach, zweifelhaft und wird über das Schicksal Neapels entscheiden. Wenn Mack geschlagen wird, so ist das Land in zwanzig Tagen verloren. Der Kaiser hat keinen Mann seiner Armee von der Stelle rücken lassen, und ohne des Kaisers Hilfe kann dieses Land nicht den Franzosen widerstehen. Nur ist es nicht die eigene Wahl, sondern die Notwendigkeit, die den König von Neapel gezwungen hat, aus seinem Reiche zu gehen und nicht zu warten, bis die Franzosen ihre Kräfte gesammelt und ihn binnen einer Woche aus Neapel gejagt hätten.«
Zur selben Zeit kamen aus Rom ähnliche Nachrichten; nur der König verkündigte uns das Vorrücken Macks auf Civita-Castellana, aber nicht mit bloß
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