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Ich wollte aufstehen wie die andern, aber vergebens. Meine Füße weigerten sich, mich zu tragen. Ich ließ den Kopf in die Hände sinken und schloß die Augen, um nichts zu sehen, selbst nicht durch die Finger hindurch. Beim Anblick der seltsamen Erscheinung prallte Ferdinand drei Schritte zurück. »Was soll das heißen?« fragte er meinen Gemahl.
»Sire,« antwortete dieser, »es ist Caracciolo, welcher, nachdem er neunzehn Tage unter dem Wasser gelegen, heute wieder auftaucht,um Ew. Majestät um Verzeihung für das Verbrechen zu bitten, welches er an Ihnen begangen.«
Der Schiffskaplan, der ebenfalls zugegen war, wagte jedoch die Worte zu äußern: »Vielleicht bittet er auch um ein christliches Begräbnis.«
»Man gebe es ihm,« rief der König, indem er fort in Nelsons Kajüte stürzte. Nelson gab demzufolge Befehl, daß man die Leiche aus dem Wasser zöge, in ein Boot legte und nach der kleinen Kirche Santa Lucia brächte, zu welcher Parochie der Hingerichtete bei Lebzeiten gehört hatte. Als man sich anschickte, diesen Befehl auszuführen, zog ich mich ebenfalls in meine Kajüte zurück. Es war schon genug, daß ich den unglücklichen Caracciolo an der großen Raa der »Minerva« hängen gesehen, ohne mich nach den neunzehn Tagen, welche er unter dem Wasser zugebracht, wieder seiner Leiche gegenüber zu sehen.
Welchen Abscheu aber ein solcher Anblick mir auch einflößte, so konnte ich doch, indem ich die Flucht ergriff, nicht umhin, einen Blick nach dem scheußlichen Kadaver zu werfen, und ich sah wieder jenes verworrene Haar und jenen struppigen Bart, womit Caracciolo mir erschienen war, als man ihn an Bord des »Donnerers« gebracht. Nur war das Gesicht jetzt grün und es kam mir vor, als hätte es keine Augen. Ohne Zweifel waren dieselben von den Fischen ausgenagt worden. Ich begriff das Entsetzen, welches dieser Anblick dem König Ferdinand notwendig eingeflößt. Er hatte diesen Tod befohlen und selbst ich, die ich bloß schuldig war, nichts gegen die Vollstreckung desselben getan zu haben, glaubte darüber den Verstand verlieren zu müssen. Später erfuhr ich von Sir William, welcher allen Einzelheiten des Vorganges mit seiner gewöhnlichen Kaltblütigkeit gefolgt war, daß die Leiche an den Füßen noch die beiden Kanonenkugeln hatte, welche dazu gedient, sie auf den Meeresboden hinabzuziehen. Man band sie los und ein Teil des Fleisches von den Beinen ging mit dem Riemen los, vermittels dessen die Kugeln befestigt waren.
Man wog letztere und der Kapitän Hardy konstatierte, daß der Körper trotz des enormen Gewichts von zweihundertundfünfzig Pfund wieder auf die Oberfläche des Wassers gekommen war. Caracciolo ward in der kleinen Kirche Santa Lucia bestattet. Als der »Donnerer« wieder in den Hafen zurückgekehrt war und ich noch schaudernd von dem, was ich gesehen, wieder auf das Deck hinaufkam, erfuhr ich, daß ein Matrose, der in der Trunkenheit seinenVorgesetzten geschlagen, soeben zum Tode verurteilt worden war. Mein Herz war zur Milde gestimmt. Es war mir, als ob, wenn ich einem Menschen auch wenn er strafbar wäre, das Leben rettete, dies die Last mindern würde, welche auf meiner Brust lag. Ich glaubte dadurch vor Gott das Verbrechen zu sühnen, daß ich nicht einen andern Menschen vor diesem Schicksale bewahrt. Ich erkundigte mich nach dem Namen des verurteilten Matrosen. Man erwiderte mir, er hieße Thomas Campbell. Der Name fiel mir auf. Ganz gewiß gehörte derselbe meinen Jugenderinnerungen an. Ich ließ diese Erinnerungen an meinem geistigen Auge vorübergehen und besann mich, daß, als ich Kinderwärterin in Hawarden war, eines Tags, als ich die mir anvertrauten Kinder spazieren führte, die Pension der Mistreß Tolman, welcher ich auch eine Zeitlang angehört, an mir vorübergekommen war, und daß, während meine früheren Mitschülerinnen mich wegen meines damaligen Standes verspottet, eine einzige auf mich zugekommen war und mich umarmt hatte. Dieses junge Mädchen hatte Fanny Campbell geheißen. Ich weiß nicht, weshalb ich, als ich diesen Namen hörte, der doch in England ein sehr gewöhnlicher ist, auf den Gedanken kam, daß der Verurteilte ein Verwandter des jungen Mädchens sein müsse, welches mir einen Beweis von Freundschaft gegeben, während die andern mir nur ihre Verachtung zu erkennen gaben. Ich rief den Kapitän Hardy, welcher von allen Offizieren der war, mit welchem ich am meisten verkehrte, weil er von allen der beste Freund Nelsons war. Ich bat ihn, mir etwas
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