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Als diese Zeit vorüber war, kam er, um sich bei mir zu bedanken, und trat seinen Dienst wieder an.
»Nun,« fragte ich ihn, »wirst du wieder vom Weine des Vesuv trinken?« – »O, weder Wein noch Bier, Mylady!« antwortete er. »Ich habe den Schwur getan, während der ganzen noch übrigen Zeit meines Lebens bloß Wasser zu trinken.«
Später hörte ich, daß bis zum Jahre 1807, das heißt bis zum Bombardement von Kopenhagen, wo er das Leben verlor, Thomas Campbell treulich Wort gehalten hatte. Der König hatte in Neapel alles getan, was er dort hatte tun wollen. Er hatte seine Junta eingesetzt und dieselbe bei der Arbeit gesehen. Vom 6. Juli bis zum 3. August war kein Tag vergangen, an welchem nicht wenigstens ein Verurteilter gehängt worden wäre. Demzufolge gab er Nelson den Wunsch zu erkennen, nach Palermo zurückzukehren. Nelson ging am 6. August unter Segel und am 8. waren wir wieder in der Hauptstadt von Sizilien angelangt. Ich fand die Königin gegen mich noch immer so gut und so liebreich, wie sie immer gewesen war. Sie war es, welche mir mitteilte, daß sie im Laufe von weniger als acht Tagen zwei Entlassungsgesuche vom Kardinal Ruffo erhalten und daß sie jedesmal durch die positive Weigerung, sie anzunehmen, geantwortet, weil sie, setzte sie hinzu, der Popularität dieses Mannes noch auf einige Zeit bedürfte.
91. Kapitel.
Einige Zeit nach unserer Ankunft in Palermo verständigte sich der König mit Sir William Hamilton über die Geschenke, welche er denen zu machen gedachte, die im letzten Feldzuge eine tätige Rolle gespielt hatten. Nelson war schon überhäuft und mankonnte ihm nichts mehr geben. Sämtliche unter seinen Befehlen dienende Kapitäne erhielten jeder eine mit Diamanten besetzte Tabatiere. Die, welche Truebridge bekam, war überdies noch mit dem Bildnisse des Königs geschmückt, und dieser schenkte ihm außerdem einen sehr schönen Ring mit einem Diamanten, der einen Wert von wenigstens zweitausend Dukaten hatte. Mittlerweile nahte Nelsons einundvierzigster Geburtstag heran und an diesem, daß heißt am 20. September, schrieb ihm die Königin Karoline eigenhändig folgendes Billett, welches sie nicht mit Karoline , sondern mit Charlotte unterzeichnete, wie sie bei allen nichtpolitischen Gelegenheiten zu tun pflegte.
»Palermo, am 20. September 1799.
Mein würdiger, achtungswerter Lord Nelson! Empfangen Sie meine aufrichtigen Glückwünsche zu Ihrem Geburtstage. Wieviel Grund haben wir, Ihnen ewig dankbar und ergeben zu sein. Ihnen verdanken wir alles und glauben Sie, daß die Erinnerung daran unserm Herzen unauslöschlich eingegraben ist, denn ich bin nur der Dolmetscher des Königs und meiner teuren Kinder, die mit mir vereint Sie ihrer tiefen Dankbarkeit und der innigen frommen Wünsche versichern, welche sie für Ihr vollkommenes Glück und Ihre lange Erhaltung zum Himmel emporsenden. Empfangen Sie daher die Glückwünsche einer Familie oder vielmehr einer ganzen Nation, welche die ganze Verbindlichkeit fühlt, die sie Ihnen schuldig ist, und glauben Sie, daß ich lebenslänglich sein werde Ihre stets wohlgewogene
Charlotte.«
Dieser Monat September, währenddessen Nelson sein einundvierzigstes Lebensjahr zurücklegte und währenddessen auch ein Mann, an den niemand dachte, weil man ihn für immer in Egypten gefangen glaubte, nach Frankreich unter Segel ging, sah in Palermo seltsame Szenen vor sich gehen. Die türkische Flotte lag nebst der englischen im Hafen von Palermo; obschon aber Engländer und Türken für eine und dieselbe Sache fochten, so lag doch in der Art und Weise, auf welche die Offiziere und die Soldaten der beiden Nationen von den Sizilianern behandelt wurden, ein großer Unterschied. Die englischen Soldaten und Offiziere waren Ketzer, die türkischen Soldaten und Offiziere aber waren etwas noch weit Schlimmeres, denn sie waren Ungläubige. Die englischen Offiziere wurden in der Gesellschaft empfangen und von den sizilischen Damen nicht allzuschlecht behandelt. Die Soldaten ihrerseits hatten Bekanntschaften in der Stadt angeknüpft undschienen mit der Aufnahme, die sie hier fanden, sehr zufrieden zu sein. Gegen die Anhänger des Propheten jedoch war der Widerwille der Sizilianer und besonders der Sizilianerinnen so groß, daß selbst eine lumpenbedeckte Bettlerin sich keinen Türken hätte zu nahe kommen lassen, auch wenn er sie mit Gold überschüttet und zur Königin gemacht hätte. Die Folge hiervon war, daß die Muselmänner, entschlossen, die
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