TITLE
Gunstbezeigungen, die man ihnen nicht gutwillig gewähren wollte, sich mit Gewalt zu verschaffen, alle Frauen anfielen, welchen sie an abgelegenen oder auch sogar an öffentlichen Orten begegneten, ihnen, wenn sie allein waren, Gewalt anzutun und sie, wenn es in der Nähe des Hafens, auf dem Kai oder in der Nachbarschaft des Meeres war, mit auf ihre Schiffe zu schleppen suchten. Eines Nachmittags ergriffen auf der Marina, das heißt mitten auf der Promenade und während die Equipagen Korso machten, zwei Türken, gerade als ob sie von Tunis oder Algier kämen und in einem feindlichen Lande ans Ufer stiegen, eine Frau und schleppten sie trotz ihres Geschreies nach einem Boote, wo ihre Kameraden sie erwarteten. Zum Glück kamen auf das Geschrei des Schlachtopfers mehrere Matrosen herbeigeeilt. Einer der beiden Türken blieb von einem Messerstich durchbohrt auf dem Strande liegen, der andere hatte noch Zeit, das Boot zu erreichen und entrann. Die Sache kam soweit, daß die Frauen nicht bloß in den Straßen und auf den Promenaden überfallen wurden, sondern es hatte ein Frauenzimmer sogar in einem offenen Kaufladen, wenn sie allein war, oder nicht genügenden Schutz hatte, alles zu fürchten. Es entspannen sich demzufolge fortwährende blutige Kämpfe, wobei die Türken von ihren Pistolen und die Sizilianer von ihren Dolchen und Messern Gebrauch machten. Wenn andererseits ein Matrose, ein Soldat oder ein Offizier von der türkischen Flotte sich an einen abgelegenen Ort wagte, so fand man ihn den nächstfolgenden Tag unfehlbar tot oder mit Stichwunden bedeckt. Der Haß, den diese wilden Tiere einflößten, war so groß, daß, wenn man in Gegenwart eines Sizilianers von einem Türken sprach, man sicher sein konnte, daß der Sizilianer die Farbe wechselte und knirschend und fluchend die Hand an den Dolch legte.
Der nachstehend erzählte Vorfall machte im königlichen Palast großen Lärm. Unsern Soireen wohnten in der Regel zwei junge Leute von zweiundzwanzig und vierundzwanzig Jahren, beide sehr elegant und sehr schön, bei. Der eine war der Fürst von Sciarra, der andere der Chevalier Palmieri de Micciche.Eines Tages nun, sei es nun, daß die Türken den Fürsten von Sciarra für ein als Mann verkleidetes Frauenzimmer gehalten, oder sei es, daß sie sich an einen so geringfügigen Umstand wie das Geschlecht weiter nicht kehrten, warfen sich sechs oder acht Türken über den jungen Fürsten her und versuchten ihn fortzuschleppen. Zum Glück kam Micciche seinem Freunde mit einem Stockdegen zu Hilfe geeilt, dennoch aber wären wahrscheinlich beide, der eine seinem schönen Aussehen, der andere seinem freundschaftlichen Eifer zum Opfer gefallen, wenn nicht fünf oder sechs Männer aus dem Volke ihnen gegen ihre Angreifer Beistand geleistet hätten. Zwei Sizilianer wurden bei diesem Handgemenge verwundet und ein Türke getötet. Man erwartete jeden Augenblick den Beginn einer neuen sizilianischen Vesper, aber nicht gegen die Franzosen, sondern gegen die Muselmänner. Am 8. September gegen ein Uhr nachmittags traten zwei Türken auf der Straße von Montreale plötzlich in den Laden eines Schuhmachers, und während der eine die Frau fortschleppte und ihr ein Tuch in den Mund drehte, um sie am Schreien zu hindern, bedrohte der andere mit seinem Säbel die Gesellen. Diese kehrten sich jedoch nicht an diese Drohung, sondern schwangen ihre Messer, stürzten sich auf die Räuber und riefen: »Nieder mit den Muselmännern! Nieder mit den Türken! Nieder mit den Ungläubigen!«
Auf diesen Ruf, der sich wie ein Lauffeuer nach den Vorstädten und aus den Vorstädten nach der Stadt fortpflanzte, erhob sich ganz Palermo mit lautem Wutgeschrei und jeder machte, die erste Waffe, die ihm in die Hände fiel, ergreifend, auf die Muselmänner Jagd wie auf wilde Tiere. Die Türken sahen diesmal wohl, daß es sich nicht um einen vereinzelten Kampf, sondern um eine allgemeine Erhebung handelte. Die Tore verschlossen sich vor den Flüchtlingen, welche vergebens um ein Asyl baten, und von den Balkons herab warf man ihnen Tische, Stühle, Blumentöpfe usw. auf die Köpfe. Es trat ein Augenblick ein, wo man von einem Ende der Stadt bis zum andern nichts hörte als Flinten- und Pistolenschüsse, Flüche, Verwünschungen, Schmerz- und Wutgeheul und Todesröcheln.
Das Blut strömte in den Straßen, alle Glocken läuteten Sturm. Binnen zwei Stunden war die Sache beendet.
Die zwei- oder dreihundert Türken, welche sich in diesem Augenblicke in der Stadt
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