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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Meteoriten-Einschlag", meinte Dr. Gerstner, der als weltfremd bekannt war und auch jetzt zuerst an die entfernteste Möglichkeit dachte.
    "Doch nicht in einer Samstagnacht", witzelte Kollege Meinert. "Geschosse aus dem Weltall landen nur von Montag bis Freitag."
    "Oder es ist Beschuss?" überlegte die Kühnleber. Sie schlotterte am stärksten. Wahrscheinlich war das noch
    Restschreck vom Horrorfilm. "Ich könnte mir vorstellen, irgendwelche europäischen Kriegsparteien - Separatisten oder Minderheiten-Hasser - haben die Entscheidungsschlacht wieder mal auf deutschen Boden verlegt. Und die tobt jetzt dort im Wald."
    "Blödsinn! " erwiderte eine Männerstimme unfreundlich und ungalant. Tim konnte sie nicht identifizieren.
    "Wo bleibt denn der Lärm dazu? Gewehrfeuer und ballernde Colts."
    "Vielleicht sind sie jetzt im Nahkampf und benutzen nur Messer." Kühnleber ließ sich nicht stoppen.
    "Ganz bestimmt ist es gar nichts", sagte Dr. Wagner laut. "Nämlich nur ein verspäteter Silvesterkracher.
    Wir können sowieso nicht nachforschen. Ich geh' wieder ins Bett. Gute Nacht allerseits!"
    Das war das Stichwort. Eine gute Nacht wünschte sich jeder und - der Form halber - auch den fröstelnden Kollegen.
    Stimmengemurmel. Schlurfschritte in Latschen. Das Schließen der Tür. Stille.
    "Wir können", flüsterte Tim.
    Die beiden rannten geduckt an der Hauswand entlang Richtung Tor, verließen das Internatsgelände und hielten sich sofort links, nämlich in westliche Richtung.
    Ein Stück noch führte der Weg an der umfriedenden Mauer entlang. Winterkahle Sträucher wuchsen hier, in denen der Nachtwind mit den frostigen Zweigen knackte. Eine Dohle, irgendwo hockend, krächzte im Schlaf. Die Kälte biss zu als hätte sie sich die Zähne spitz gefeilt.
    Dunkelheit. Aber wenn man sich eine Weile darin aufhält, finden sich die Augen zurecht.
    Tim hatte seine Taschenlampe eingesteckt, vorsorglich. Aber benutzten würde er sie erst unter den
    Bäumen.
    Die beiden TKKGler hetzten jetzt über freies Feld, und Klößchen moserte ärgerlich, weil er in der Eile seine Schokolade vergessen hatte. Tim meinte, so eine verfressene Abhängigkeit grenze schon an Sucht, und er - Klößchen -werde ja wohl mal ohne das Kakaoprodukt auskommen.
    Sie erreichten den Waldrand.
    Tim verharrte. "Ich habe mir die Richtung gemerkt. Das Licht funzelte ungefähr beim Schwarzwasserloch."
    So nannten die Schüler einen Tümpel, der die Hälfte einer Waldlichtung einnahm. Auf der anderen Hälfte lagen Felsbrocken. Und unter den Bäumen am Rande stand ein ausrangierter Bauarbeiterwagen.
    Er stand dort, seit Tim sich erinnern konnte. Die Bauarbeiter hatten die Forststraße angelegt - die neue, die Richtung Finstertann und Eulenbruch führt. Der Bauarbeiterwagen war zurückgeblieben, trotzte immer noch den Witterungsunbilden, diente außerdem den älteren Schülern gelegentlich als Liebeslaube - wenn sie nämlich an schwülen Sommerabenden ihre Freundinnen aus der Stadt hier spazieren führten, um ihnen die Wildblumen zu zeigen oder essbare Pilze.
    "Vielleicht ist in dem Arbeitswagen was passiert", meinte Klößchen.
    Das war richtig gedacht. Denn er diente auch als Behausung. Stadtstreicher, die einen Ausflug ins Grüne machten, campierten hier. Nicht als Dauergäste, aber immer häufiger. Die Belegung wechselte, denn der Nichtsesshafte - zu Recht oder Unrecht als Penner bezeichnet - lebt im Allgemeinen lieber unter seinesgleichen, und die findet er gehäuft in der Stadt.
    Es sind wohl mehr die Landstreicher, dachte Tim, die hier Obdach nehmen.
    Er kannte den Weg. Ein Trampelpfad führte hin. Tim fand ihn mit traumwandlerischer Sicherheit auch im Dunkeln. An den richtigen Stellen zog er den Kopf wegen wegkreuzender Zweige ein.
    Nicht so Klößchen, dem es zweimal die Mütze runterhaute. Er fluchte und lief dann fast auf allen vieren.
    Der Pfad mündete auf die Lichtung. Noch bevor sie dort waren, schnüffelte Tim in die Kaltluft. Es roch ätzend. Säuerlich-brandig roch es - wie nach was ungut Chemischem.
    Auf der Lichtung war es um einen Grauton heller. Tim stoppte unter den Bäumen am Rande und wurde hinterrücks, nämlich in der Kniekehle, von einer Wildsau gerammt. Aber das war Klößchen, der seinen dicken Kopf wegen der peitschenden Zweige so tief hielt.
    "Au! Weshalb bleibst du stehen?"
    "Pst!"
    Der brandige Geruch schwebte über der Lichtung, wurde aber spürbar schwächer, nämlich aufgemischt von einem südöstlichen Windstoß.
    "So muss die Hölle

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