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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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stinken", flüsterte Tim.
    "Was?"
    "Riechst du nichts?"
    "Wild, ja?"
    "Putz dir die Nase!"
    "Dann gib mir ein Taschentuch. Meins liegt auf dem Nachttisch."
    Tim strengte die Augen an.
    Lagen die sarggroßen Felsbrocken anders? Manche waren so groß wie ein Kleinwagen. Einer der Jungfelsen, wegen seiner Form von den Schülern Obelisk (Spitzsäule) genannt, stand nicht mehr an seinem Platz, sondern lag - in drei Teile gebrochen - am Rande des Schwarzwasserlochs. Das war zugefroren. Aber das
    Dünneis würde höchstens einen Schlittschuh laufenden Hasen tragen.
    Der Wohnwagen war noch da. Er stand drüben auf der anderen Seite. Tims Nackenhaare stellten sich auf. Denn vor dem eingeschneiten Tännchen, dicht neben diesem Unterschlupf, hob sich eine Silhouette ab: der Umriss einer menschlichen Gestalt.

Luhes huuuuuuuuh-Erlebnis
     
    "Pst!"
    Tim spürte, dass Klößchen lossülzen wollte. Aber das hätte den Typ vielleicht vertrieben. Noch hatte er die beiden nicht bemerkt. Der Wind stand so günstig, dass er den Dialog von eben nicht dort hinüber, sondern weggeweht hatte.
    Klößchen baute sich neben seinem Freund auf. Tim hob den Arm und wies zu dem Wohnwagen.
    "Sehe ihn", wisperte Klößchen.
    "Du bleibst hier. Ich pirsche um die Lichtung. In zwei Minuten rufst du rüber. Ich bin dann hinter ihm, und wir werden sehen, was er macht. Türmt er, habe ich ihn am Wickel."
    "Claro."
    Tim zog sich etwas unter die kleineren, überwiegend verschneiten Tannen zurück und lief in deren Schutz eine Rechtskurve um die Lichtung mit genügend Abstand zum Tümpel. In weniger als zwei Minuten befand sich der TKKG-Häuptling hinter dem Wohnwagen.
    Die Gestalt - nach Größe und Bewegung ein Mann - hatte offenbar einem Folge-Bedürfnis nach Bier-, Teeoder Wasserkonsum nachgegeben. Jetzt zerrte der Typ seine Kleidung zu Recht, rülpste in die Nacht hinein, schniefte unappetitlich durch zwei Finger und brabbelte selbstgesprächig.
    Dann wandte er sich um. Und wollte in den Wohnwagen klettern.
    "Heh, Sie da drüben!"
    Der Typ fuhr herum.
    "Ja, ich meine Sie!" rief Klößchen und bemühte sich, wie ein Jagdaufseher zu klingen.
    Der Typ räusperte sich.
    "Was ist?”
    Tim schlich lautlos, obwohl der Boden gefroren und der Schnee eher knirschig als weich war. Zwei Schritte noch - dann stand der TKKG-Häuptling hinter dem Typ. Der roch wie eine abgehangene Rinderhälfte, die dringend in die Pfanne muss, weil das Verfallsdatum droht.
    "Hier hat es geknallt", rief Klößchen über den Tümpel. "Waren Sie das?"
    "Nein."
    "Wer dann?"
    "Sind Sie von der Presse?" fragte der Typ.
    "Nein", erwiderte Klößchen.
    "Dann sage ich nichts. Diese ungeheuerliche Nachricht verkaufe ich nur für Geld. Mindestens 5000 will ich dafür haben."
    Klößchen antwortete nicht. Er kam. Es klang wie eine Rotte Wildsäue, als er den Tümpel umrundete, dabei froststarres Schilf und dürre Zweige zertrampelte.
    Der Penner - eine andere Einstufung war unmöglich - rülpste abermals und drehte sich um.
    Tim, einen halben Kopf größer, war hinter ihm wie ein Gespenst aus dem Boden gewachsen - mit der vollen Berechnung, einen Schreck auszulösen.
    Und das gelang.
    Der Penner schrie auf, kreischend. Einen satten Meter sprang er zurück. Dann vergingen drei Schrecksekunden.
    Tim hatte schon den Mund geöffnet zur Frage. Aber der Typ mit dem Altfleisch-Duft kam ihm zuvor.
    "Huch!" brüllte er. "Ein Außerirdischer! Sind Sie ein Außerirdischer? Bitte, tun Sie mir nichts. Ich werde schweigen wie das Schweigen im Walde, wie des Sängers Höflichkeit, wie Gold, wie ein Grab."
    "Krieg dich ein, Mann", sagte Tim. "Ich bin
    Erdenbürger. Das sieht man doch an meiner Baseballmütze, wie? Und nun hören Sie mit dem Zittern auf. An Kälte sind Sie doch gewöhnt."
    Aber nicht an diese... diese... Huuuuuuuuh!"
    "Was ist huuuuuuuh?"
    "Ich sage kein Wort."
    Klößchen brach heran durch die letzten Büsche und hatte den Satz gehört.
    "Müssen wir ihn foltern?" fragte der Schoko-Fan.
    "Ich glaube nicht", erwiderte Tim. "Denn er ist ein vernünftiger Erdenbürger und wird uns alles erzählen über seine außerirdische Erscheinung. Am besten, wir setzen uns in den Wohnwagen."
    Tim hatte seine Taschenlampe hervorgeholt. Kurz ließ er sie aufblitzen, auf den Penner gerichtet.
    Er war in die Spitzenprodukte gehüllt, die man aus einer Altkleidersammlung entwenden kann, trug einen unmodischen Ski-Overall, hohe Stiefel, zwei oder drei Schals, einen Borsalino, an dem vorn die Krempe fehlte, und als

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