TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
wurde - wie Tim sagen würde -, hatte man noch keine Vorstellung davon, dass eines Tages die Tier- und auch Pflanzenarten auf unserem Planeten vor der totalen Ausrottung stehen. Jetzt sterben die Arten ja leider schneller aus als Eintagsfliegen. Der Mensch in seinem Wahn kriegt alles kaputt.“
„Der Mensch in seiner Gier“, setzte Tim hinzu. „Die Geschäftemacher sind’s. Skrupellos wird gemetzelt, was sich tot und ausgewertet verkaufen lässt. Ob als Fell, als Trophäe, als sogenanntes Naturprodukt oder für die Feinschmecker- Dumpfbacken, die unbedingt Pottwal-Filet auf der Speisekarte haben müssen.“
„Du wirst ihnen einheizen“, sagte Joans Opa und schlug ihm auf die Schulter.
„Ich“, nickte Tim, „Gaby und unsere Freunde Karl und Klößchen, zu denen wir jetzt zurückfliegen.“
„Nächstes Jahr“, sagte Joan und wischte sich über die Augen, „lerne ich auch die kennen. Und euch sehe ich wieder. Wie ich mich darauf freue!“
*
Tim und Gaby ließen Lissy in ihrer Verpackung, bezähmten also ihre Neugier und hatten Glück auf allen Flughäfen. Kein Zollbeamter interessierte sich für das Paket aus braunem Papier.
Nach nur siebenstündigem Flug - die Maschine hatte Rückenwind - landeten sie spätabends auf heimatlichem Airport.
Gabys Mutter, Karl und Klößchen warteten in der Ankunfthalle. Großes Hallo. Gaby wurde von Frau Glockner geknuddelt. Karl und Klößchen sahen nicht aus, als hätten sie sich gelangweilt. Draußen rauschte mitteleuropäischer Sommerregen aus dunklen Wolken - aber das war nach der Hitze in Springfield geradezu wohltuend.
Von den Abenteuern hatten die Glockners bereits fernmündlich erfahren - und jetzt waren alle gespannt auf die Kobra.
Bei den Glockners im Wohnzimmer wurde ausgepackt. Der Kommissar war allerdings nicht dabei. Nachtdienst hielt ihn im Präsidium fest, doch Gaby rief sofort an und ihr geliebter Papi erfuhr aufatmend von der gesunden Rückkehr der Kids.
Die Souvenirs mussten warten - Original Rodeo-Jeans für alle und sogar in den richtigen Größen -, stattdessen schlitzte Tim vorsichtig Lissys Umhüllung auf.
Ein länglicher Karton kam zum Vorschein. Er enthielt das Präparat, nämlich die Hälfte - vielleicht auch nur ein Drittel -einer gewaltigen Kobra: Kopf mit Glasaugen, geöffnetes Maul mit verfärbten Giftzähnen und etwa 60 Zentimeter vom schuppigen Leib. Dort, wo er durchtrennt war, hatte ihn der Präparator auf einem schmalen Holzsockel befestigt.
Sieht aus, dachte Tim, als wächst die Schlange aus dem Holz.
„Das muss ja mal ein Monster gewesen sein“, sagte Klößchen.
„Nicht zu vergleichen mit den Blindschleichen und Ringelnattern unserer Breitengrade“, grinste Karl.
„Wir können nur bewundern, was die Natur alles hervorbringt“, meinte Gabys Mutter. „Bewundern, achten und schützen. Auch diese giftigen Reptile haben ihren Platz in der Ordnung, in der Schöpfung. Das müssen wir respektieren.“
„Es gibt keine Entschuldigung“, sagte Gaby, „für Accessoires, für modischen Zubehör aus Schlangenleder. Nicht für Taschen, Gürtel, Schuhe und auch nicht für diese Trophäe.“
Tim befühlte den Schlangenleib. Er war hart, würde aber brechen unter Druck. Die untere Seite war heller als der Rücken. Für die steil aufgerichtete Haltung hatte der Präparator offenbar einen stabilen Draht in den Schlangenleib gezogen.
Und so, dachte Tim, könnte man auch einen Diamanten hineinschieben. Aber fühlen kann ich nichts.
„So wie sie ist, übergeben wir sie Mike“, schlug er vor.
„Der soll dann entscheiden, was damit wird - und wie er sie untersuchen will. Ist ja immerhin eine Erinnerung an seinen Vater. Kann also durchaus sein, dass Mike Unversehrtheit anstrebt und sich mit einer Röntgen-Untersuchung begnügt.“
Klößchen grinste. „Wie erklärt man das, wenn man eine präparierte Schlange zum Röntgen bringt?“
Margot Glöckner sagte: „Am besten mit der Wahrheit.“
„Das setzt aber voraus, Mami“, kicherte Gaby, „dass der Röntgenologe ehrlich ist. Andernfalls sagt er, es wäre nichts drin, aber die Schlange könnte man doch bitte da lassen.“
Karl feixte. „Röntgenologen sind immer ehrlich, Gaby. Das liegt daran, dass sie Durchblick haben - und somit die Wahrheit als Erste erfahren.“
„Schrecklicher Beruf!“ Tim lachte. „Also - verbleiben wir so?“
Die andern waren total seiner Meinung und Lissy wurde wieder in den Karton gelegt.
Die Jungs verabschiedeten sich.
Da Ferien waren,
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