TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
Rock passt wie nach Maß, was?“
Sheilas Kopf ruckte zu Bill rum. „Verdammter Blödmann!“, zischte sie ihren Weggefährten an. „Ausgerechnet .“
Aber Bill hielt sich nicht mit Gerede auf. Abstand gewinnen! Hier rauskommen! Sich den Ausgang frei kämpfen! Ohne Rücksicht auf Menschenblut versuchte er das. Griff er doch in seinen Overall. Und plötzlich blitzte ein Messer in seiner Faust.
Joan quiekte vor Entsetzen, als er auf Tim losging.
„Angriff mit einer gefährlichen Waffe“, stellte der fest. „Ich befinde mich im Zustand der Notwehr. Also .“
Sheila begann hysterisch zu schreien, als ihr ,Blödmann‘ unter einem der Feldbetten verschwand: wie ein Geschoss. Aber das merkte Bill nicht mehr. Er war so groggy wie 70 Kilo Hackfleisch. Sein Messer klirrte auf den Boden. Und aus dem Overall-Brustlatz fiel mit dumpfem Platsch eine Brieftasche.
Schweinsledergelb lag sie auf dem Boden, prallvoll. Dollarscheine schoben ihre Kanten heraus.
„Hah!“, machte Joan, als der Schreck nachließ und ihre Zunge wieder beweglich war. „Das . das . sieht ja aus . Mein Opa hat so eine Brieftasche.“
Tim hob sie auf. Außer dem Geldbündel steckten Ausweispapiere darin.
„Wenn dein Opa zufällig Samuel Collins heißt“, meinte er grinsend, „dann dürfte es sich um seine Brieftasche handeln. Nicht zu fassen! Freund Bill klaut, was ihm unter die Finger kommt. Und in der Bank - jetzt entsinne ich mich - sah er natürlich, wie dein Opa das Geld abhob. Wie und wo haben sie ihn bestohlen?“
Sheila begann zu plärren.
In diesem Moment hielt ein Polizeiwagen vor der Einfahrt.
Der Polizei-Chef und einige seiner Leute stiegen aus.
*
Es war ein Abwasch. Im Handumdrehen wurden geklärt: der Hoteldiebstahl, der Diebstahl der Brieftasche und Bills Beteiligung an Websters Banküberfall. Sheila war zwar nicht aktiv gewesen, aber als Mitwisserin keinen Deut besser.
Große Enttäuschung natürlich für Joan, deren selbstlose Fürsorge diesmal wenig bewirkt hatte.
Tim und Gaby fanden nun Gelegenheit, die baufällige Brig-land-Villa gründlich zu besichtigen, denn nach allem, was ihnen Mike über sich und seine Herkunft erzählt hatte, war das Interesse riesengroß.
An diesem Nachmittag nahmen sich die drei dafür Zeit.
„Früher“, erklärte Joan, „war dies eine gute Gegend. Die wohlhabenden Leute wohnten hier.
Aber im Wandel der Zeiten hat sich auch unser Stadtbild verändert. Wegen der Industrie-Betriebe, die sich dort hinter den Siedlungen breit gemacht haben, ist diese Gegend hier verkommen. Ihr seht ja, wie ringsum alles verfällt. Als die Briglands 1978 wegzogen“, das wusste sie inzwischen von ihren deutschen Freunden, „sah’s hier noch nobel aus. Aber danach bald nicht mehr.“
„Schade um das ehemals schöne Haus.“ Gaby blickte an der zweistöckigen Fassade empor. „Jetzt war es Sheila und Bill angemessen.“
Tim grinste. „Angemessen für die beiden ist ’ne Behausung mit Gitterstäben vor den Fenstern.“
Joan war mittlerweile total informiert - was Mike Brigland betraf, das tragische Schicksal seiner Großeltern und die aktuelle Suche nach dem Blue Truth, dem Superdiamanten. Vor allem Letzteres fand sie toll - und wünschte Mike Glück bei seinem Vorhaben. Aber sie war auch skeptisch und teilte die Auffassung ihrer Freunde, dass es den Diamanten vermutlich nicht mehr gab, dass er in kleine Stücke zerlegt war oder - im günstigsten Fall - inzwischen im Besitz eines nahöstlichen Neureichs, eventuell eines Ölscheichs, gelandet war, wo er den Bauchnabel seiner Lieblingsfrau zierte - oder den einer festangestellten Bauchtänzerin.
Die Villa hatte zwölf Räume, aber an die Briglands erinnerte nichts mehr.
Als macht es sich die Zeit zur Aufgabe, dachte Tim, alle Spuren dieser Familie zu verwischen. Hoffentlich heiratet Mike und legt mit ’ner Familie einen neuen Grundstein.
Abends lud Samuel Collins die Kids zu sich ein. Ein Essen zu viert in seinem gemütlichen Haus. Auch dem Opa wurde alles berichtet und er revanchierte sich mit Infos über Patrick
Norman Brigland, Mikes Vater, der ja von Ende 1935 bis 1978 hier gelebt hatte.
„Schon mit 19“, erzählte Collins schmunzelnd, „hat sich Norman in Cathrin Fitzgerald verliebt. Sie war fünf Jahre jünger. Auf dem College haben die beiden geheiratet. Norman wurde Anwalt - und zwar ein guter. Cathrin war Lehrerin, aber nur kurze Zeit. 1960 wurde Eliza geboren, deren tragisches Schicksal euch ja bekannt ist, und drei Jahre später
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