Tochter der Hoffnung (German Edition)
irgendjemanden. Die Dragan`s wollten dich daran hindern, ihr zu folgen. Warum? Dafür muss es einen Grund geben. Im Moment scheint sie nicht in Gefahr zu schweben, doch ich verspreche dir, dass wir eingreifen werden, sobald sich das ändert.“ Die Kleine hatte nun den Blick auf einen der größeren Durchgänge gerichtet. Sie blieb ruhig stehen und schien auf etwas zu warten. Einige Sekunden vergingen, in denen Ailish buchstäblich den Atem anhielt. Und dann sahen sie ihn. Erst erschien ein großer Kopf, dann folgte der Körper und ein langer Schwanz. Die Zeichnungen an den Wänden im Canyon kamen diesem Wesen nicht annähernd nah. Der Dragan schien eine Mischung aus einer Echse und einem Drachen der Mythologie zu sein. Sein gesamter Körper wurde von schuppenartigen Platten überzogen. Seine Krallen hinterließen tiefe Kratzspuren auf dem Boden. Doch anders als bei einem Drachen besaß der Dragan keine Flügel. Doch das, was Ailish am Meisten faszinierte, waren die Augen des Wächters. Sie waren dunkel, unergründlich und schienen uralte Weisheiten zu beherbergen. Der Blick des Dragan`s war auf das Mädchen gerichtet. Mit angehaltenem Atem verfolgten sie, wie das Mädchen langsam auf den Wächter zuging und eine Hand hob. Nach einigen Augenblicken, in denen Ailish beinahe das Herz stehen blieb, senkte der Dragan seinen riesigen Kopf und ließ die Berührung des Kindes zu. Erleichtert entwich ihr der Atem aus den Lungen. Nun wandte sich der Dragan den beiden anderen Wächtern und den beiden Menschen zu. Seine Stimme durchbrach die Stille und ertönte dunkel und magisch durch die Grotte.
„I ch, Jaro, begrüße euch im Namen der Wächter des Feuers. Vergebt uns diesen seltsamen Empfang, doch die Vergangenheit hat tiefe Narben hinterlassen. Das Vertrauen gegenüber Menschen und Fremden besteht nicht mehr.“
Nachdem der Dragan gesprochen hatte, ging das Mädchen zurück zu Ailish und stellte sich neben sie. Schüchtern blickte es auf und nahm zögernd ihre Hand. Ailish, der sich das Herz zusammen zog, ließ das Mädchen gewähren. Langsam wurde sie in Richtung des Dragan`s gezogen. Erst einige Schritte vor Jaro blieb das Mädchen stehen. Die Augen des Wächters richteten sich zuerst auf das Mädchen, dann auf Ailish. Liamh war ihnen gefolgt und stand nun nahe genug, um gegebenenfalls eingreifen zu können.
„ Seid gegrüßt, Prinzessin der Menschen. Nun ist also der Zeitpunkt gekommen. Die Prophezeiungen erfüllen sich .“ Ailish musste erst einmal schlucken, ehe sie den Mut aufbrachte, das Wort an den Dragan zu richten. Am liebsten würde sie sich kneifen, nur um zu sehen, ob sie nicht doch schlief. Es erschien ihr so unglaublich, einen wahrhaftigen Drachen, nur eben ohne Flügel, vor sich stehen zu haben. Aber ein geflügeltes Pferd und ein riesiger Pantar entsprachen wohl auch nicht der Normalität, die sie kannte.
„Was meint ihr damit, dass sich die Prophezeiungen erfüllen?“ Sie war dankbar dafür, dass ihre Stimme ihr gehorchte.
„Unter den Wächtern des Feuers existiert seit Jahrhunderten eine Voraussagung. Menschen und Wächter werden sich verbünden, um das Ende der Welt zu verhindern. Auch wenn wir in einem abgeschiedenen Teil der Welt leben, so wissen wir doch, was sich außerhalb unseres Gebietes ereignet. In meinen Visionen wurde mir eure Ankunft gezeigt. Und das Fae euch begleitet hat, ist ein Beweis dafür, dass ihr diejenigen seid, die angekündigt wurden.“ Erstaunt schaute sie auf das Mädchen hinunter.
„Ist dein Name Fae?“ Fragte Ailish.
Doch wieder erhielt sie statt einer Antwort nur ein Nicken. Anscheinend wollte das Mädchen, nein, Fae, nicht sprechen.
Wieder hockte sie sich vor dem Mädchen hin.
„Du bist den gesamten Weg allein hierher gereist, habe ich recht?“ Fae schaute die Prinzessin schweigend an. Ob sie jetzt wohl Ärger bekommen würde? Die Prinzessin sprach mit so einer ruhigen und sanften Stimme. Fae konnte sich nicht vorstellen, dass sie jetzt für ihren Ungehorsam bestraft werden würde. Also nickte sie bestätigend und wartete Ailish`s Reaktion ab. Als diese jedoch nur leicht mit der Hand über ihren Kopf fuhr, atmete sie erleichtert aus. Sie wollte noch nicht sprechen und war dankbar, dass man sie nicht dazu zwang.
Also musste sie einen anderen Weg finden, sich verständlich zu machen. Nun wandte sie sich wieder dem Dragan zu und sprach in Gedanken mit ihm, so, dass nur er es verstand.
Jaro, du musst der Prinzessin erklären, was wir wissen. Die anderen
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